Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr (Wii; USK 12)
 
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Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr (Nintendo Wii)

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt

 

Eine nahezu einsame Insel, ein fürstliches Anwesen und eine Einladung zu einem gemeinsamen Wochenende – dies sind die Grundlagen für einen der bekanntesten Kriminalfälle aus der Feder von Agatha Christie. An der Seite von Fährmann Patrick Narracott, der eigentlich nur die Aufgabe hatte, das knappe Dutzend an seinen Bestimmungsort zu verschiffen, wird man in einen mysteriöses Mordkomplott hineingerissen, welches plötzliche alle Anwesenden zu potenziellen Straftätern macht. Eine Person nach der anderen fällt den erbarmungslosen Händen des unbekannten Mordenden zum Opfer, und da Narracotts Boot kurz nach Ankunft mutwillig zerstört wurde, besteht auch vorerst keine Möglichkeit, dem grausamen Geschehen zu entfliehen. Also entschließt man sich kurzerhand, eigenständig mit den Ermittlungen zu beginnen und den Fall aufzuklären, bevor man selber in die Opferrolle gerät. In Der Rolle Narracotts höchstpersönlich untersucht man die Szenerie, stöbert nach Hinweisen und stellt jedes Mal wieder erstaunt fest, dass das Morden kein Ende zu nehmen scheint. Letztendlich ist Eile geboten, denn je kleiner die Gesellschaft wird, desto größer die unbekannte Gefahr.

 

 

Das Spiel

 

„Und dann gabs keines mehr“ ist einer der ersten Versuche, das klassische Adventure-Genre auf der Wii zu etablieren bzw. herauszufinden, ob sich die innovative Steuerung von Nintendos Verkaufsschlager überhaupt mit diesem Konsolen- und Computerspiel-Segment in Einklang bringen lässt. Inmitten eines typischen Click & Point-Systems navigiert man also in der Rolle des verblüfften, außenstehenden Fährmanns durch das schaurige Anwesen, lernt die zehn Charaktere besser kennen, sucht derweil nach Indizien für die ersten Morde und stöbert in den verlassenen Räumlichkeiten nach Hinweisen und Gegenständen, die die Ermittlungen erleichtern könnten. Je weiter man schließlich in die versteckten Örtlichkeiten eindringt, desto klarer wird die Spur zum tatsächlichen Urheber der Schreckenstaten. Allerdings ist der Weg zur Entdeckung des Täters bisweilen steinig und mühselig zu beschreiten. Die Rätsel, die man bestehen und lösen muss, sind teilweise etwas lieblos gestaltet und erklären sich größtenteils schon von selber. Oder anders gesagt: Es bedarf keiner großen Spürnase oder einer Holmes-Begabung, um sich in den Fall hineinzudenken und die Puzzlestücke zusammenzusetzen. Außerdem scheint die Story ein wenig unflexibel und gänzlich vorgezeichnet; Improvisationen, die das Spiel spannender machen könnten, bleiben aus, was letztendlich schade ist, da gerade solche Elemente ein Adventure erst reizvoll machen.

 

 

Technik/Handling

 

Ebenfalls nervenaufreibend sind die Bewegungen mit der Wiimote, die hier weitestgehend die PC-Maus ersetzt. Lediglich manche Bewegungen wie beispielsweise das Türöffnen erfordern spezielle Bewegungen, die jedoch in ihrer Authentizität zu wünschen übrig lassen, wenngleich eben festzuhalten ist, dass man in diesem bereich bemüht ist, die Neuerungen auch ins Spiel einzubringen. Dass hier aber besondere Techniken ausgelotet werden, die den interaktiven Anteil ein wenig erweitern, kann aber letztendlich nicht bestätigt werden

 

Der Anspruch des Spiels hingegen ist partiell recht hoch, da es eine ganze Weile dauert, bis man sich mit dem Handlungsschauplatz anvertraut hat – und selbst dann weiß man häufig noch nicht, wie es jetzt genau weitergehen soll. Dementsprechend unverständlich ist daher, dass die wenigen echten Rätsel zumeist ohne große Anlaufzeit gelöst werden können, weil die meisten Hinweise doch recht eindeutig sind.

 

Zu bemängeln ist weiterhin die Synchronisation der Charaktere. Das Spiel verfügt über eine gelungene Sprachausgabe, die grafisch jedoch eher durchschnittlich aufgearbeitet wurde und nicht so ganz gelungen wirkt. Etwas mehr Liebe zum Detail hätte dem Spiel gerade in diesem Bereich spürbar gut getan.

 

 

Grafik

 

Die visuelle Bearbeitung ist komplett an das bereits zwei Jahre zuvor erschienene, gleichnamige PC-Spiel angelehnt. Dies bringt aber auch mit sich, dass die Charaktere sowohl in ihrer Darstellung als auch in den ruckeligen Bewegungen recht dürftig geraten sind. Dem entgegen ist der Ort des Geschehens in seiner grafischen Aufarbeitung wirklich gelungen. Die Atmosphäre des Krimis ist sofort hergestellt, unter anderem begünstigt durch den anständigen Sound und das aristokratisch anmutende Setting. Dennoch: Der Gesamteindruck der Grafik ist recht zwiespältig und bleibt ein wenig hinter den Erwartungen zurück – möglicherweise vor allem deswegen, weil „Und dann gabs keines mehr“ eine 1:1-Adaption der PC-Variante geblieben ist.

 

 

Spielspaß

 

Obwohl das Spiel in Sachen Handling, Grafik und Kniffligkeit stellenweise zu wünschen übrig lässt, ist ihm ein gewisser Spaßfaktor nicht abzusprechen. Die Schnüffelei auf der einsamen Insel bzw. in der üppigen Behausung fesseln einen nach kurzer Eingewöhnungs- und Orientierungsphase doch schon recht bald an das Adventure und wecken insbesondere nach den ersten Morden die Spürnase im Spieler. Andererseits kann es zwischenzeitlich schon mal recht mühselig sein, sich ein wenig ziellos durch das Haus zu bewegen, da das Spiel einem größtenteils festen Leitfaden folgt, der sich in seiner Flexibilität stark limitiert zeigt. Unter Berücksichtigung der Buchvorlage mag dies zwar in Ordnung sein, doch wäre es an mancher Stelle im Spiel wünschenswerter gewesen, die Wege zum Spiel wären nicht so straff an eine bestehende Richtlinie geknüpft. Aber dennoch: Dass man in der Rolle des Ermittlers nach einiger Zeit richtig aufgeht, lässt sich trotzdem nicht verleugnen.

 

 

Fazit

 

„Und dann gabs keines mehr“ ist prinzipiell ein sehr anständiges, überzeugendes Spiel, dies lässt sich auch bei all der geäußerten Kritik an den Rahmenbedingungen nicht leugnen. Allerdings unter dem Aspekt, dass der Titel lediglich neu aufgelegt und in einigen wenigen Punkten an die Wii-Steuerung angepasst wurde und somit keine nennenswerten Neuerungen bietet, fällt die Begeisterung vergleichsweise gering aus – unter anderem wenn man bedenkt, dass die Original-Vorlage mittlerweile für ein Fünftel des Preises zu haben ist. Nichtsdestotrotz beweist The Adventure Company, der ursprüngliche Designer des Games, dass es insgesamt sehr gut vorstellbar ist, Adventures mit der außergewöhnlichen Steuerung der Wiimote zu kombinieren, sofern die Umsetzung des Handlings auch wirklich auf die Möglichkeiten der Hardware zugeschnitten werden. Diesbezüglich ist der Agatha Christie-Titel zwar noch in vielerlei Hinsicht ausbaufähig, jedoch nicht in dem Maße zu kritisieren, dass es einer Disqualifikation nachkommt. Andererseits ist nämlich der eigentliche Spielinhalt in Relation zurr Buchvorlage sehr gut wiedergegeben und die Schnüffelei auch langfristig ein echtes Vergnügen. Natürlich ist „Und dann gabs keines mehr“ noch weit davon entfernt, das Potenzial von Gerne und Steuerung völlig auszuschöpfen. Aber da der Spielspaß letzten Endes doch überwiegt, sei Adventure-Liebhabern auf jeden Fall ans Herz gelegt, sich einmal näher mit dem Thema zu beschäftigen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191519117eb0f185
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Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr (Nintendo Wii)

von The Adventure Company / CDV Games

System: Nintendo Wii

USK: ab 12 Jahren

ASIN: B000WL5UZM

Erhältlich bei: Amazon

 

 

 


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Erstellt: 08.02.2008, zuletzt aktualisiert: 18.01.2015 16:16, 5796