Alexander Revisited (The Final Cut) (DVD; Abenteuer; FSK 12)
 
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Alexander Revisited

Rezension von Björn Backes

 

Oliver Stones gewaltiges Kino-Epos "Alexander" wurde vor vier jahren bereits vorab zur neuen Sensation im angestaubten Sandalenfilm-Genre beschworen. Die Promotion nahm Züge an, die selbst große Namen wie Lucas und Spielberg ins Staunen versetzten, und auch wenn der Film eine immense Länge aufwies, waren sich kritiker vor dem Kinostart sicher: Das wird ein jahrhundertwerk. Das Ende ist den meisten bekannt; "Alexander" wurde zu einem der größten Flops der Leinwand-Historie und Stones wohl größtes Eigentor. Letzteres jedoch nicht, weil der Streifen etwa schlecht gewesen wäre, sondern weil die großspurigen Ankündigungen später nicht mehr durch Taten rechtfertigt werden konnten.

Der Regisseur hat in den vergangenen Jahren aber nie mit dieser Schmach abschließen können. Stattdessen hat sich Stone daran gemacht, einen finalen Cut zurechtzustellen, in dem einerseits die vielen logischen Lücken in der handlung aufgearbeitet sind, der andererseits aber auch die vielen trägen passagen ausgleichen soll. Und das, was nun unter dem Titel "Alexander Revisited" ins DVD-Regal wandert, ist tatsächlich eine gehörige Rehabilitation für den angeschlagenen Bestseller!

 

 

Inhalt:

Nachdem sein Vater Philipp II. hinterrücks ermordet wurde, steigt der junge Alexander unvorbereitet den Thron Makedoniens. Doch der vermeintliche Jüngling erweist sich schon bald als das Gegenteil jenes Grünschnabels, den die feindlichen Feldherren im Thronerben gesehen hatten. Als herrscher Griechenlands zieht er aus, um Rache für das Attentat zu nehmen und die Perser zu vertreiben. Kleinasien lautet Alexanders Ziel, und tatsächlich entwickelt sich der gewiefte Stratege mit der Zeit zum meist gefürchteten General auf dem Schlachtfeld. Als Alexander endlich die Perser besiegt und sein Ziel erreicht hat, ist sein Rachedurst ebenso wenig gestillt wie sein unbändigeer Wille, andere Länder zu erobern. Seine Männer wendden sich allerdings immer mehr von ihrem Herrscher ab und erkennen im verzweifelten Dschungelkrieg in den Grenzgebieten nicht mehr die Notwendigkeit. Erst als die makedonisschen Truppen herbe Verluste erleiden, wird Alexander bewusst, dass ihm eine gewltige Niederlage droht. Doch zu jenem Zeitpunkt scheint jedweder Ausweg bereits versperrt...

 

Rezension:

Man mag kaum glauben, wie viel sich aus einem Streifen noch herausschlagen lässt, wenn er in wenigen erlesenen Passagen um gewisse Nuancen erweitert und ausgebaut wird. "Alexander" mag zwar in seiner ursprünglichen fassung mächtig unterbewertet gewesen sein, blieb aber ein streckenweise recht zäher Streifen, der sich manchmal in Ungereimtheiten verstrickte, die sich hätten vermeiden lassen, hätte man die passenden Erklärungen für bestimmte Situationen auch adhoc parat gehabt. In der 'Revisited'-Variante wird direkt zu Beginn schon mit der ersten unbefriedigenden Szenerie aufgeräumt; die Ermordung des Königs wird hier inszeniert und mit Bildern dokumentiert, anders als noch im Original, in dem man sich mit den bestehenden Fakten zufriedengeben musste.

Doch es sind gleich mehrere Szeenen, die hier zweckdienlich ausgeschmückt werden und die gesamte Situation in ein komplett anderes Licht rücken. Da wäre beispielsweise die Passage mit dem versuchten Giftattentat. Hier wird jede unmissverständliche Note entfernt, einfach nur um die unbewusst fehlende Ästhetik der Szenerie wieder herzustellen. Und natürlich ist auch die gleichgeschlechtliche Liebe ein Thema, das im original nur sehr eingeschränkt behandelt wurde, deren Ursprung hier aber in einer gezielten Rückblende näher erklärt wird. Die peinlichen Zweideutigkeiten, die im weiteeren Verlauf entstanden waren, können nun aus einer anderen Perspektive betrachtet werden.

 

Doch natürlich verändern die genannten Ausbesserungen und Ergänzungen nicht den Grundcharakter des Films; ganz im Gegenteil, sie bereichern einfach nur die Atmosphäre, geben der Handlung mehr Sicherheit und dem Zuschauer mehr Klarheit. Dass das Mammutprojekt mit einer Spielzeit von nunmehr 214 Minuten natürlich eine immens schwierige Sache ist, bisweilen auch ein harter Brocken, den man auch in den langatmigen Szenen überstehen muss, bleibt unverändert. Und ja, der Wandel des Feldherren in einen besessenen Anführer ist mitunter etwas holprig umgesetzt, was bei der Relation von Materie, Story und Spieldauer unvermeidlich scheint. Doch grundsätzlich (und nicht nur das) ist "Alexander" ein wirklich guter Streifen, der die Stimmung jener Zeit sehr packend beschreibt, viel bildgewaltiges Material bereithält und die Krux des Dramas prima trifft. Hinzu kommt, dass sich Stone im Hinblick auf die historische Vorlage sehr authentisch bewegt und sich von der erdrückenden Schwere des Stoffes nicht herunterdrücken lässt. Es sind halt einfach diverse Fragmente im Handlungsstrang, die etwas breit ausgeschmückt werden, womöglich aber in der kompakteren Form effizienter gepunktet hätten - doch das bleibt bis auf weiterers Spekulation.

Wichtig hingegen ist, dass "Alexander" in Sachen Unterhaltungswert kein Spiegelbild der leer gebliebenen Kinokassen ist. Die Stone-Produktion gibt in eindrucksvollen Bildern wieder, was die Vorlage liefert, und verfehlt das Potenzial des Historiendramas aus der Antike nicht!

 

Fazit:

"Alexander" wird auch in der neuen, ordentlich erweiterten Fassung kein Sandalenfilm-Revival auslösen. Doch unbestritten ist die 'Revisited'-Variante eine klare Optimierung im Vergleich zur Originalversion, weshalb sie in der direkten Auswahl auch klar vorzuziehen ist!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240501235053537b8c54
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DVD:

Alexander Revisited

USA 2004

Regisseure: Oliver Stone

Komponist: Vangelis

Format: PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

FSK: 12

Highlight, 1. November 2009

Spieldauer: 206 Minuten

 

ASIN: B000WL8T7I

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Colin Farrell

Angelina Jolie

Val Kilmer


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Erstellt: 30.01.2010, zuletzt aktualisiert: 12.09.2023 16:21, 9964