Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1 (DVD)
 
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Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1 (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

 

Noch heute gilt der Regisseur Alfred Hitchcock als absoluter Meister der Spannung in Thriller und Krimi. Einige seiner Werke wie „Psycho“ oder „Die Vögel“ sind zu Klassikern geworden. Wie kein anderer verstand er es makaberen schwarzen Humor in seine Geschichten einzubauen ohne dabei die Spannung zu vergessen. Und obwohl so gut wie nie übersinnliche Elemente eine Rolle spielten – galten seine Werke doch auch vielen Autoren und Filmemachern des Phantastischen als Vorbild.

Es sind meist nur Details, die den Täter überführen oder einen Unschuldigen in Verdacht bringen. Hitchcock spielt dabei gerne mit den menschlichen Leidenschaften und Unzulänglichkeiten. So kann selbst ein ganz normaler Mensch auf seine Weise zum Verbrecher werden.

In den 1950ger Jahren übertrug man das auch auf das Fernsehformat. „Alfred Hitchcock presents“ setzte in ca. halbstündlichen Folgen Kurzgeschichten und Novellen für das Fernsehen um. Der Meister sprach Vor-, Abspann und Zwischensequenzen, die Regisseure der Folgen orientierten sich an seinem Stil.

1961 räumte man der Serie für die einzelne Episode mehr Zeit ein. „The Alfred Hitchcock Hour“ konnte nun in 45-50 min eine Geschichte erzählen, wodurch auch Novellen und Romane zur Umsetzung interessant wurden. Sonst veränderte sich nicht viel. Bis 1965 liefen insgesamt 93 Folgen der Serie und schlugen nach und nach Zuschauer weltweit in den Bann. Nach 1966 kamen zwölf Folgen auch ins deutsche Fernsehen und wurden dort mehrmals bis in die frühen 1980ger Jahre auch in den dritten Programmen des ARD wiederholt.

 

Koch Media präsentiert die Serie nun jedoch nicht in einer chronologischen Reihenfolge, sondern als Sammlung ausgewählter Folgen. Von den zehn Episoden auf 3 DVDs sind 3 niemals hierzulande gelaufen und daher nur mit deutschen Untertiteln und im Original zu betrachten.

So vielfältig wie die Vorlagen sind auch die Inhalte und Umsetzungen der einzelnen Folgen: In „Der letzte Zeuge/I saw the whole thing“ wird ein Kriminalschriftsteller vor den Richter zitiert, weil er nach einem Unfall mit einem Motorrad Fahrerflucht begangen haben soll. Es gibt Augenzeugen, doch im Verhör wiederlegt der Beschuldigte ihre Wahrnehmung. Er selbst versucht bei der Wahrheit zu bleiben, denn das hat einen guten Grund.

„Ein Mord wie er im Buche steht/Captive Audience“ lässt einen Verleger rätseln. Spielt einer seiner erfolgreichen Autoren nur ein böses Spiel mit ihm oder hat er den Mord, von dem er auf einem Tonband spricht wirklich begangen oder will ihn noch begehen. Und wenn ja, wie kann man ihn aufhalten und überführen? Sicher ist nur eines – Name und Adresse sind nur die eines Strohmannes, der gar nicht existiert...

„Einer weiß mehr/The Star Juror“ führt in eine verschlafene Kleinstadt, in der normalerweise nicht mehr als Diebstahl und die ein oder andere Prügelei passiert. Da geschieht ein Mord an einem Mädchen das als leichtlebig gilt. Der Sheriff und die Öffentlichkeit haben schnell ein Opfer gefunden – den letzten Freund des Mädchens, der auch nicht gerade einen guten Ruf hat. Niemand will ihm glauben, dass er unschuldig ist, nur ein Mensch. George Davies ist ein angesehener Kaufmann und hat einen tadellosen Ruf. Er tut alles, um den jungen Mann vor dem Elektrischen Stuhl zu bewahren., jedoch nicht ohne Grund...

Eigentlich will die amerikanische Durchschnittsfamilie auf ihrer Reise durch die Staaten gar nicht so tief in den Süden reisen, aber schließlich zwingen sie die Umstände doch dazu das Grenzgebiet nach Mexiko zu durchschreiten. „Die Straße nach Dos Cucharos/ Lasst Seen Wearing Blue Jeans“ spielt dabei mit den größten Ängsten und Vorurteilen der Amerikaner gegenüber ihren direkten südlichen Nachbarn.

 

Das sind nur einige der Folgen, die eines miteinander gemein haben – sie erinnern bewusst sehr stark an die Arbeiten Hitchcocks ohne selbst von ihm zu sein. Der „Master of Suspense“ fungierte in der Serie überwiegend als Executive Producer, achtete aber schon darauf, dass sie seinem Stil entsprach. Immer wieder gibt es kleine Hommage an seine Filme. In „Der Mann von nebenan( Nothing ever happens in Linvale“ fühlt man sich sehr stark an „Das Fenster zum Hof“ erinnert. Zwar blickt die Heldin hier nicht auf den Hof, sondern in einen Garten hinaus und beginnt sich so ihre Gedanken darüber zu machen, dass ihr Nachbar eines Abends heimlich etwas im Garten vergräbt und seine Frau danach angeblich als verreist gilt. Leider will ihr niemand die Geschichte von einem möglichen Mord abnehmen, vor allem nicht der Sheriff.

Nicht immer haben die scheinbar Guten eine weiße Weste und sind die Schurken verderbte Bösewichter, die nicht anders können. Das merkt man besonders in „Einer weiß mehr“. Hier scheinen die Rollen sogar verdreht zu sein. Der zu Unrecht Verdächtige kommt zwar frei, aber die öffentliche Meinung betrachtet ihn weiter als Mörder und veranstaltet eine wahre Hexenjagd auf ihn. Der eigentliche Mörder, der einen guten Leumund hat und von allen geschätzt wird, setzt sich aus Schuldgefühlen für ihn ein, weil er nicht noch das Blut eines Menschen an seinen Händen kleben haben will.

Makaber und grausam arbeitet die Folge die düsteren Seiten des Geschehens heraus und zeichnet ein interessantes Psychogramm der beiden Hauptfiguren. Beide zerbrechen schließlich an der Grausamkeit ihrer Mitmenschen, die sich eine feste Meinung gebildet haben und keine Abweichung von der Norm dulden, ja sogar abstrafen. Auch wenn sie vielleicht beide Schuld auf sich geladen haben mögen, so gehen sie zu Grunde, weil es der Mob nicht anders will, der sich weiterhin keiner Schuld bewusst ist. Das ist nur eine der Folgen die sehr nachdenklich zurück und jedes Lächeln auf den Lippen erstarren lässt, weil sie der Gesellschaft den Spiegel vorhält ohne all zu sehr zu übertreiben..

Es gibt auch Folgen, in denen die Geschichte nicht ganz so intensiv ist und der Action-Anteil höher, wie zum Beispiel in „Die Rechnung ist fällig/Ride the Nichtmare“ wo die Vergangenheit einen ehemaligen Gangster einholt, der sich jetzt nicht nur seinen ehemaligen Kumpanen, sondern auch der Wahrheit stellen muss.

Die Sammlung zeigt, dass „Alfred-Hitchcock zeigt“ ein bemerkenswertes Stück Fernsehgeschichte ist. Die Serie bringt die Spannung und Intensität der Kinofilme, die den großen Regisseur unvergessen hat ins Fernsehen und damit eine hohe Qualität auf die Mattscheibe. Die Folgen können auch heute noch in den Bann schlagen, auch wenn sie wesentliche ruhiger und behäbiger erzählt werden. Sie fesseln durch die interessanten Dialoge und die Liebe für Details, weniger durch Action und besitzen eine intensive Atmosphäre, die moderneren Serien oft fehlt.

Nicht nur Schauspieler wie Robert Redford sind hier in ihren ersten Rollen zusehen, auch namhafte Regisseure wie Sydney Pollack haben die ein oder andere Folge inszeniert und Autoren wie Richard Matheson („Der Omega Man/Die unglaubliche Geschichte des Mister C.“) die Drehbücher nach ihren Geschichten und Romanen geschrieben.

Koch Media präsentiert die fürs deutsche Fernsehen geschnittenen und bearbeiteten Folgen nun auch in ihrem originalen Zustand, die entsprechenden Szenen sind dann einfach mit Untertiteln unterlegt. Insgesamt ist die Aufbereitung sehr gelungen. Neben dem informativen Booklet gibt es zwar nur eine Bildergalerie, aber Ton und Bild sind in sehr guten Zustand und so gut wie störungsfrei.

 

 

Fazit:

 

Wieder einmal hat Koch Media eine Serie vor dem Vergessen gerettet, die in Punkto Spannung und Intensität auch heute noch so mancher modernen Serie etwas vormachen kann. Sie beweist, dass intelligente Unterhaltung auch sehr spannend sein kann und nicht nur Action im Vordergrund stehen muss, um den Zuschauer vor die Mattscheibe zu fesseln. „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“ ist des „Master of Suspense“ deshalb mehr als würdig und sollte all jenen einen Blick wert sein, denen schwarzhumorige und boshaft-makabere Thriller gefallen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404232041355bece693
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DVD:

Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1

The Alfred Hitchcock Hour,

93 Episoden USA 1961-1965

Regie: Alf Kjelin, Bernard Girard, Herschel Daugherty, Sidney Pollack u. a.

Idee und Drehbücher: Henry Slesar, Richard Matheson u. a.

Bildformat: 4:3

Synchro: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0) Untertitel: Deutsch

Spieldauer: 484 min (10 Episoden je.ca. 48 min), 3 DVD

FSK: 16

Extras: 48-seitiges Booklet mit Episodenübersicht, Deutsche Originalvorspänne, Bildergalerie

DVD-Erscheinungstermin: 23. Mai 2008

 

ASIN: B0015TZTS8

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Alfred Hitchcock

James Mason

John Fiedler

Gena Rowlands

Robert Redford

John Forsythe u. a.

 


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Erstellt: 10.07.2008, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 6893