Als die Zombies die Welt auffraßen
 
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Als die Zombies die Welt auffraßen

Rezension von Christian Endres

 

»Los Angeles, 2. Juni 2064. Die Welt ist im Wandel. Die Toten erheben sich aus ihren Gräbern. Leichen ziehen durch die Welt. Da die Zahl der lebenden Toten weiter ansteigt, verhängt die Regierung das Edikt, dass die Lebenden mit den Toten auskommen müssen. Friedlich ...«

 

Und damit ist eigentlich auch klar, worum es in Jerry Frissens und Guy Davis’ »Als die Zombies die Welt auffraßen« letztlich geht: Nicht mehr ganz so klassischer Zombie-Horror trifft auch nicht mehr ganz so klassische Science Fiction. Mehr oder weniger. Denn ganz so einfach ist es am Ende dann doch nicht. Schließlich ist da auch noch eine völlig neue – quasi grabesfrische – Herangehensweise an das derzeit im Comic so beliebte Zombie-Schema. Zwischen all dem Splatter, der brennend interessanten Zukunftsvision der zwischen Leben und Tod gefangenen Stadt der Engel und natürlich Unmengen an Klamauk und Selbstironie ist da zwischenzeitlich auch immer wieder durchaus Platz für Seitenhiebe auf das Genre und politisch niemals wirklich korrekte Statements zu gesellschaftlichem (Fehl-)Verhalten.

 

Die ersten beiden Drittel des wunderbar aufgemachten Hardcovers im Überformat bestechen durch ihren episodenhaften Aufbau. Stück für Stück zeigen uns Frissen und der einmal mehr überragende Guy Davis ihre Zukunft, wo die Toten und die Lebenden friedlich miteinander auskommen sollen - und das natürlich vielerorts so rein gar nicht können. An der Seite von ebenso skurrilen wie illegalen »Zombie-Beseitigern« bewegen wir uns durch das futuristische L. A., das von totem Fleisch und neuen Rassenkonflikten heimgesucht wird. Und dann sind da natürlich noch Kuriositäten wie der Jesus-Zombie [sic!] und der George. W. Bush-Zombie mit dem Pavianhirn [sic!]...

 

Klingt abgedreht? Ist es auch. Trotz allem überzeugen sowohl Frissens spritzige Story und ihr Hintergrund, als auch Davis’ gewohnt lässiges Artwork. Allerdings sind die ersten Kapitel klar die besseren. Wenn wir die Gesellschaft auf beiden Seiten der Kluft erkunden, wenn es neben den Zoten und dem Splatter auch noch eine ausgeprägte Science-Fiction-Komponente gibt, dann haben die knackigen Abenteuer von Karl, Maggie und dem Belgier die meiste Substanz. Zum Ende entledigt sich das kreative Duo leider dieses episodenhaften Charakters - und kann trotz der belgischen Kronprinzen im Kettensägen-Exil nur noch bedingt überzeugen.

 

Dennoch: Ein kranker Zombie-Spaß, der gerade in den ersten beiden Dritteln des üppig aufgemachten Hardcover-Traums zeigt, wie viel Potential wirklich in dieser Herangehensweise an die sonst so abgedroschene Zombie-Thematik schlummert.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270310023781b8a9
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Comic:

Als de Zombies die Welt auffraßen

Autor: Jerry Frissen

Zeichner: Guy Davis

Cross Cult, Februar 2008

Hardcover-Album, 154 Seiten

ISBN-Code: 3936480885

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 25.02.2008, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:09, 5894