Am Anfang war die Täuschung (Autor: Gay Longworth)
 
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Am Anfang war die Täuschung von Gay Longworth

Rezension von Thomas Pichler

 

Umschlagtext

Was tut man, wenn man eine junge Frau findet, die offensichtlich dabei ist, mit Autoabgasen Selbstmord zu begehen? Löst man den Schlauch? Stellt man den Motor ab? Zieht man sie aus dem Wagen? Was aber, wenn man zu spät kommt? Alarmiert man die Polizei? Ruft man um Hilfe? Rennt man weg?

Als die junge Journalistin Catherine Torrant die Leiche der Studentin Jane findet, tut sie all dies – außer wegzurennen. Und das ist der größte Fehler ihres Lebens…

 

Anmerkung: Dies ist der Originaltext vom Rückumschlag, nicht die Kurzbeschreibung von der Verlagswebsite.

 

 

Die Journalistikstudentin Catherine „Cat“ Torrant will am Anwesen Cedar Hall im englischen Essex eigentlich nur einen Hund abgeben, den sie in einem Augenblick der Unachtsamkeit angefahren hat. Doch statt der Besitzerin findet sie als erstes eine Leiche: Jane Wellby, die offenbar mittels Autoabgasen Selbstmord begangen hat. Doch auf Grund von Spuren eines Schlages auf den Hinterkopf wird daraus schnell ein Mordfall.

 

Die Familie Wellby scheint zunächst perfekt: Janes Vater Robert lebt in Cedar Hall mit seiner Frau, der amerikanischen Exschauspielerin Sandie. Doch sie ist nicht Janes Mutter: Das ist Roberts Ex Fiona. Entsprechend schnell bekommt die Fassade von Janes vermeintlich perfektem Leben Risse.

 

Der Leiter der Ermittlungen Detective Chief Inspector Bramley schießt sich schnell auf die Stiefmutter Sandie als Mörderin ein und will den Falls schnell abschließen – um jeden Preis. Cat hingegen beginnt in der Hoffnung, sich mit einer großen Story einen Job zu sichern, in Janes Vergangenheit zu wühlen. Sie stößt auf eine Welt voll Drogen, Sex und Gewalt, und eine mögliche Verbindungen zu einem völlig anderen Fall rund um ihren schwulen Freund Anna. Es entwickelt sich ein Zweckbündnis mit WPC Clement, die Zweifel an Bramleys Integrität und Sandies Täterschaft entwickelt hat. Dieses führt über diverse Um- und Abwege schließlich auf die richtigen Spuren zu den beiden Fällen.

 

Der Beginn der Geschichte wirkt eher chaotisch, was damit zusammenhängen mag, dass die Einführung der Hautfigur Cat Torrant in den Kriminalfall Jane Wellby doch sehr unplausibel klingend konstruiert ist. Dass die Autorin dieses Faktum als Handlungselement zu nutzen sucht, hilft da letzten Endes nicht wirklich.

Nach einiger Zeit findet sich aber der rote Faden, und der nennt sich Täuschung: Sowohl die Figuren als auch der Leser werden immer wieder ein klein wenig in die Irre geführt. Das macht die Lektüre fesselnd. Doch gibt es insgesamt einen roten Hering zu viel, das ohnehin zu abrupte Ende wirkt dadurch nicht wirklich befriedigend und irgendwie einen Schuss zu positiv gefärbt.

 

Inhaltlich ist vor allem vor den Blicken der Autorin auf die SM-Szene zu warnen. Sie geben ein gutes Hornissennest für die Handlung rund um Janes dunkle Vergangenheit, doch ein ebensolches, wenn es um die Meinung einzelner Leser geht. Für manche sind sie sicher ein Grund, das Buch nicht in die Hände von Teenagern zu geben; andere könnten sich über die eher biedere Zeichnung eine Szene voll durchgeknallter, abartiger Perverser mokieren.

 

Die Charaktere wirken eher oberflächlich. Robert etwa ist gar sehr auf trauernden Vater mit Flucht zum Alkohol reduziert; und Sandies Geschäftspartner Simon Proudlove wirkt überhaupt zu sehr, als wäre er nur im Buch, um für einen – noch dazu unbefriedigend aufgelösten – roten Hering herzuhalten.

 

Sprachlich fließt der Band eigentlich gut; etwas störend fallen die für deutsche Leser nicht unbedingt bekannten Kürzel für Ränge im britischen Polizeidienst auf. Vor allem im Fall der wichtigen Figur WPC Clement könnte die Übersetzung als Erleichterung für den Leser „Woman Police Constable“ ein paar Mal öfter tatsächlich ausschreiben. Aber vielleicht wurde darauf ja verzichtet, da das führende W bereits zur Drucklegung der Originalfassung (2000) eigentlich veraltet war?

 

Fazit

Ein spannender Mittelteil wird von einem zu klar konstruierten und chaotischen Anfang und einem etwas abgehackt wirkenden, nicht ganz befriedigenden Ende eingerahmt. Zusammen mit etwas schwachen Charakteren ergibt eine interessante Idee somit ein zwar passables, doch keineswegs überragendes Stück Unterhaltungsliteratur.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426225359085d4c60
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Am Anfang war die Täuschung

Autor: Gay Longworth

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten

Verlag: Knaur (21. September 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426662841

ISBN-13: 978-3426662847

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.11.2007, zuletzt aktualisiert: 21.12.2023 16:34, 5236