Rezension von Christel Scheja
Bereits 2010 schuf der damals noch unbekannte Autor Scott Snyder zusammen mit Stephen King die Serie American Vampire in der der Outlaw und Tunichtgut Skinner Sweet zum ersten amerikanischen Vampir wurde und fortan diese Rasse neu definierte, auch wenn er nicht er einzige war – und wie sich später herausstellte, nicht einmal der erste Blutsauger der neuen Welt.
Nun setzt Snyder, diesmal ohne King, die Serie fort und lässt sie überwiegend im Jahr 1976 spielen, das eine sehr düstere Prophezeiung in Gang setzt.
Die Menschen haben das Vertrauen in die Regierung verloren, so dass die USA innerlich zu zerbrechen droht und sich auch Paranoia und Angst breit machen. Ein wenig wird davon auch Skinner Sweet betroffen, der seine Kräfte und Unsterblichkeit verloren hat. Deshalb schlägt er sich mehr schlecht als recht als Stuntfahrer durch und lässt sich treiben.
Doch dann taucht überraschend Pearl Jones auf, die er einst zu einer Vampirin gemacht hat. Sie war lange seine Feindin, nun aber schlägt sie ihm einen Handel vor – er soll ihr dabei helfen, den »Grauen Händler« aufzuhalten, der die Hölle auf Erden errichten will. Und scheinbar können nur sie sie aufhalten.
Die 1970er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs und der Ausblicke auf eine düstere Zukunft, die vermutlich auch schon die Menschen alleine in eine Hölle verwandelt hätten, wäre nicht ein Umdenken erfolgt.
Aber die damalige Stimmung bot und bietet den Autoren viele Möglichkeiten, um das ganze auch noch mit übersinnlichen Mächten und einem guten Schuss Horror zu versetzen, der dem ganzen eine besondere Note verleiht.
Skinner Sweet passt in diese Zeit. Er mag zwar seine Kräfte verloren haben und kann sterben, aber seine zynische Ader hat er bewahrt und blickt auch jetzt eher sarkastisch auf die Welt und die Angebote, die man ihm macht.
Er mag zwar wie ein wenig moralischer Mensch wirken, ist es aber letztendlich mehr als andere aus seinem Umkreis, die nur darauf gewartet haben, dass er ihnen hilft, den letzten Schlüssel zu finden. Und so tobt auch bald ein Kampf der übernatürlichen Wesen im Hintergrund, der auch seine Auswirkungen auf die normale Welt hat.
Das ganze wird schnippisch und böse in Szene gesetzt, die Hauptfiguren haben alle keine sonderlich sympathischen Züge und der eine kann dem anderen nicht wirklich trauen. Aber dennoch werden Horror-Fans all die Elemente wiederfinden, die sie bei King und anderen amerikanischen Autoren so mögen.
Angefangen mit den amerikanischen Werten, die hier auch schon einmal übel verdreht werden. Dazu kommen einige saftige und regelrecht brutale Szenen, die die Atmosphäre auch noch passend vertiefen.
Für die Einsteiger gibt es auch den ein oder anderen Rückblick, so dass sie ohne Probleme in die Geschichte finden können und schnell verstehen, in welcher Beziehung Sweet Skinner zu einigen anderen handlungstragenden Personen steht und warum gewisse »Spannungen« zwischen den Gruppen bestehen.
Fazit:
»American Vampire 1976« schließt gelungen an die Vorgängerserie an und macht es auch Einsteigern leicht, das Szenario zu verstehen. Letztendlich werden vor allem die Leser ihren Spaß haben, die handfesten Horror im Stil von Stephen King mögen, in denen auch der amerikanische Alltag und dessen Werte zynisch auseinander genommen werden.
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