Among The Sleep (PC)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Among The Sleep (PC)

Rezension von Cronn

 

Urplötzlich werde ich aus meinen Träumen gerissen. Irgendjemand macht sich an meinem Spielzeug-Bären zu schaffen! Ich sehe noch halb verschlafen, wie der Teddy-Bär von unsichtbaren Kräften fortgezogen und aus meinem Bettchen gehievt wird.

Kurz darauf zieht jemand mein Bett in die Mitte des Raumes und – was soll das? – wird das Bettgestell hochgehoben, so dass ich herauspurzele.

Noch ganz benommen sitze ich auf dem Teppichboden meines Kinderzimmers und frage mich, was das alles soll. Ich fühle mich einsam und schutzlos. Daher krabble ich schnell unter den Tisch und verstecke mich.

Die Tür geht langsam auf. Ich sehe, dass im Flur das Nachtlicht angeschaltet ist. Ob meine Mama dort ist?

Mich erfasst eine große Sehnsucht. Auf allen Vieren laufe ich los und in den Gang. Als ich nach wenigen Metern abbiege, erschrecke ich zutiefst: Dort steht jemand! Direkt vor mir. Ich hebe den Kopf soweit ich kann und erkenne, dass es nur Mamas Kleid und ihre darunter stehenden Schuhe sind.

Puh!

Da hab ich nochmal Glück gehabt!

Ich eile weiter und laufe in das Wohnzimmer. Der Fernseher ist an und rauscht. Wirre Punkte rasen über das blendende Weiß. Sprachfetzen irritieren mich. Plötzlich kracht es draußen und helles Licht blendet mich – ich erschrecke erneut.

Was war das?

Als es wiederkommt, meine ich, dass das nur draußen vor dem Haus ist. Dieses helle Licht, nur Sekundenlang, und der Krach, der langsam verebbt.

Wo ist meine Mami?

Ich muss weiter!

Ich komme zum Schlafzimmer. Ich krieche auf ihr Bett. Ich sehe, dass sich unter der Decke etwas bewegt. Sogleich ziehe ich die Decke weg, will zu ihr kriechen – und merke, dass nichts unter der Decke ist!

Mama ist weg!

Meine Mama!

 

Rezension:

Dermaßen dramatische Szenen spielen sich in Among The Sleep ab, dem Erstlingswerk des Krillbite Studios. Das Game wurde durch Norwegens Filmförderung und auch durch Backer auf Kickstarter finanziert. Schon die Demo-Version schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe und hat Horror-Fans auf der ganzen Welt fasziniert, sodass sie das Projekt auf Kickstarter gern unterstützt haben.

Nun liegt das fertige Endprodukt vor und noch wenige wissen, wie gut es gelungen ist. Dieser Frage soll nun nachgegangen werden.

 

Hintergrund:

»Among The Sleep« spielt in einem gewöhnlichen Background: Eine Mutter und ihr Kind feiern Geburtstag. Das Kind ist zwei Jahre alt geworden und bekommt einen Teddy-Bären geschenkt. In der Nacht wird ihm dieser durch einen Unbekannten gestohlen und das Kind macht sich auf die Suche nach der Mutter, um von ihr Trost zu bekommen.

Doch das geht gründlich schief …

Mehr soll zur Hintergrundgeschichte von »Among The Sleep« nicht erzählt werden, da sonst die Gefahr besteht, dem Spieler den Spielgenuss zu schmälern.

Stattdessen wird nun die Spielmechanik genauer erklärt.

 

Gameplay:

In dem Action-Horror-Adventure »Among The Sleep« wird alles durch den Filter eines zweijährigen Kindes gesehen. So kann man nur langsam gehen, fällt irgendwann auf die Fortbewegung mittels aller vier Gliedmaßen zurück. Das geht schneller und außerdem kann man auf diese Weise unter Möbel kriechen. Die sehen zwar unheimlich aus – fast wie eigene Wesenheiten – aber sie bieten Schutz.

Wovor? Zunächst vor der eigenen Unsicherheit. »Among The Sleep« ruft Gefühle im Spieler hervor, die lange Zeit verdeckt waren. Gefühle aus der Kindheit: Furcht ob der eigenen kleinen Größe, was zu Machtlosigkeit verdammt. Dazu die Angst vor der Dunkelheit und den Dingen darin. Die Furcht vor Gegenständen, die eigentlich harmlos sind. So wirken Kleidungsstücke und Möbel Angst erregend in »Among The Sleep«. All das führt dazu, gepaart mit dem tollen Sounddesign, dass man sich alle Nase lang unter Tischen, Stühlen und dergleichen verstecken möchte. Als dann später noch eine echte Gefahr für den Spieler auftaucht, wird das Verstecken plötzlich sehr wichtig.

»Among The Sleep« baut seine Spannung behutsam auf. Die Andeutungen beherrschen die Szene. Bedrohlichkeit umfängt den Spieler, die Spielwelt saugt ihn auf, und kaum hat er sich ein wenig umgeschaut, ist er gefangen in »Among The Sleep«. Und wenn dann tatsächlich die ersten Jump-Scares kommen, erschrickt man wirklich, da man nicht damit rechnet. Und die tatsächliche Bedrohung wirkt umso gefährlicher und grauenvoller.

Eingestreut in die Spielwelt, die immer bizarrer und unwirklicher wird, je weiter man im Spiel fortschreitet, sind die Rätsel-Einlagen. Die fallen nicht besonders fordernd aus. Mal soll man Gegenstände suchen und an der richtigen Stelle einsetzen, mal sind es Schlüssel, mal Puzzle-Stücke und dergleichen.

Auch die Spielzeit ist kurz. Nach ungefähr zwei bis drei Stunden ist man mit »Among The Sleep« durch. Aber diese Spielzeit ist angefüllt mit tatsächlich neuartigen Spielerfahrungen.

 

Grafik und Sounddesign:

Die Grafik von »Among The Sleep« ist ordentlich, aber nicht High-End. Sie passt zur erzählten Geschichte und wirkt stimmig. Die Texturen sind aber nicht hochauflösend. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn das Design ist ohne Zweifel grandios. Wie hier durch Leveldesign und das Aussehen von Dingen Furcht erzeugt wird, ist unheimlich. Diese Unheimlichkeit bezieht sich vor allem auf die sublime Art und Weise. Hier werden psychologische Kniffe angewandt.

Das Sounddesign passt sich dem an und trägt sehr viel zur gelungenen Präsentation bei. Alle Sounds wirken verfremdet – wie sie möglicherweise ein Zweijähriger wahrnehmen könnte – und dennoch vertraut. Grandios!

 

Fazit:

»Among The Sleep« ist ein gelungenes Horror-Adventure, das ein neuartiges Spielgefühl bietet. Dermaßen gefürchtet hat man sich schon lange nicht mehr, vor allem nicht auf diese unterschwellige Weise. Leider ist die Spielzeit mit zwei bis drei Stunden recht kurz ausgefallen.

»Among The Sleep« setzt sich spielerisch von allen anderen Horror-Games auf dem Markt ab und das ist eine Bereicherung für das Genre!

Damit ist es nicht nur für Fans von Horror-Spielen interessant! Unbedingte Kaufempfehlung!

Nach oben

Platzhalter

PC:

Among The Sleep

Krillbite Studio, 29 Mai 2014

 

Downloadkauf über Steam

Weitere Infos:

Homepage des Spiels


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 06.06.2014, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 13574