Arachneion – Pallashass (Autor: Bastian Brinkmann)
 
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Arachneion – Pallashass von Bastian Brinkmann

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

»Ihr müsst mir ein Versprechen schwören.

Ihr könnt es nicht abschlagen,

ist's der letzte Wunsch des grausam Sterbenden.«

IDMON VON KOLOPHON

Vater der Arachne

 

Mit diesem Wunsch beginnt die Reise des Asklepios, dem legendären Heiler und Teilnehmer der Argonautenfahrt. Er soll sich der Tochter des Idmon annehmen und sie in eine neue Heimat führen.

Doch ein schwerer Makel liegt auf Asklepios. Ein Frevel, der die Götter auf den Plan ruft und ihn bis an den Rand der Welt verfolgt.

Und darüber hinaus.

 

Rezension:

Die griechischen Helden- und Göttersagen sind unverwüstlich. Seit Jahrtausenden faszinieren sie immer mal wieder die Menschen, werden übersetzt, interpretiert, bearbeitet.

Der Stuttgarter Autor Bastian Brinkmann hat sich überlegt, wie wohl ein epischer Dichter wie Dante oder Homer heute schreiben würde. Natürlich Fantasy und in Versen.

 

Arachneion – Pallashass liegt die Geschichte der Weberin Arachne zugrunde, die aus dem sechsten Buch von Ovids Metarmorphosen bekannt ist.

Während das klassische Versmaß der Griechen und Römer der Hexameter war, nimmt sich Bastian Brinkmann die Freiheit, seine Geschichte in sehr freien Versen zu erzählen, die meist als Blankverse daherkommen und nur selten mit Reimen aufwarten. Das kommt der Lesbarkeit sehr entgegen und nur selten musste der Autor die deutsche Grammatik verbiegen um Rhythmus und Inhalt miteinander vereinbaren zu können.

In einem Interview mit Literatopia sagt Bastian Brinkmann dazu:

Nach ein paar Seiten ist man einfach »drin« – oder schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, je nachdem, ob man für solches Zeugs was übrig hat oder nicht.

 

Neben der Versform nutzt Brinkmann dann auch den typischen Szenenbau des Theaters und erzählt seine Geschichte in Dialogen und Regieanweisungen, gegliedert in 14 Gesängen, was allerdings klassischer klingt, als es sich liest.

 

Im Zentrum der Ereignisse stehen Asklepios (Äskulap) und Arachne. Nachdem Asklepios dem sterbenden Vater der Arachne, seinem Argonauten-Kumpel Idmon, versprach, sich um das Mädchen zu kümmern, zieht der alte Heiler nach Kolophon, wo Arachne als einsame, aber für ihre Kunstfertigkeit berühmte Weberin lebt. Asklepios möchte sie gern nach Hypaipa zur Weberin Orke in die Lehre geben. Gerade noch so kann er Hades umstimmen, ihn erst später zu sich ins Totenreich zu holen, da er ja sonst seinen Eid nicht erfüllen könne. Der Herrscher der Unterwelt hat mit Asklepios nämlich ein ganz spezielles Hühnchen zu rupfen, enthält er ihm doch einige Tote durch seine Heilfertigkeit vor.

Neben Arachne und ihrem Ziegenbock nimmt Asklepios noch einen jungen Kolophonium-Kocher in die Reisegruppe auf und bald geraten sie in eine göttliche Intrige um den Göttervater Zeus, dessen Tod nur durch Moirenblut verhindert werden kann …

 

Eine klassische Heldenqueste verknüpft mit typischen Elementen der Göttersagen bildet die Würze des Versdramas »Arachneion – Pallashass«. Trotz der klassischen Mittel schreibt Bastian Brinkmann sehr modern. Es gibt zwar altertümliche Wörter, zumeist bedienen sich die Figuren aber einer lockeren Umgangssprache. Man spürt beständig, dass dem Autor neben der Versform auch das sture Beharren auf einen zeittypischen Wortschatz nicht wichtig ist.

Das zeigt sich auch in der Figurenzeichnung. Vom überlieferten Götterbild bleibt wenig mehr übrig als der Hang zu Hochmut und Intrige, womit sich Brinkmann in die typische Interpretation dieser Sagengestalten einreiht.

Allerdings ist seine Bandbreite sehr groß. Neben den Argonauten und dem Pantheon treffen wir auch Kybele sowie völlig neue Geschöpfe wie die Hexe Hippolaya, deren Macht die der Griechengötter übersteigt.

 

Der Konflikt zwischen göttlichem Anspruch und menschlichem Wirken wird mehrfach inszeniert. Asklepios besiegt den Tod sowohl durch Medizin als auch direkt, indem er Hades absticht. Arachne fordert die Athene heraus, aber zusätzlich zum mythologischen Teil der Geschichte entwickelt sich ihr Hass aus den Erfahrungen während ihrer Abenteuer zur Rettung von Zeus. Iason führt den Aufstand der Toten gegen Hades an und Hermes Sohn nutzt seine Gaben zur Selbstbereicherung. Echte Götterverehrung sieht anders aus.

Brinkmann erklärt die Radikalisierung der Arachne mit der Masse an Schicksalsschlägen, die auf sie einprallen. Dabei geht es nicht um Glauben, sondern vielmehr darum, ob diese intriganten und selbstherrlichen Wesen das in sie gesetzte Vertrauen und vor allem die geforderte Verehrung wert sind. Letztlich weiß Arachne, dass sie die bessere Weberin ist und sich ethisch von Athene überhaupt nichts sagen lassen muss.

Brinkmann verlässt die Tragik des Mythos zwar nicht, weicht aber in der finalen Auflösung von ihm ab.

Und öffnet so vielleicht das Hintertürchen für eine Fortsetzung.

 

Fazit:

»Arachneion – Pallashass« von Bastian Brinkmann ist ein mutiger Versuch, klassische, epische Dichtung in ein modernes Fantasy-Gewand zu stecken. Verse und szenischer Aufbau sind jedoch so locker und flockig verwendet worden, dass es sich durchaus lohnt, dieser ungewohnten Darreichungsform eine Chance zu geben.

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Buch:

Arachneion – Pallashass

Autor: Bastian Brinkmann

Taschenbuch, 551 Seiten

GORGONEION Press, 13. Januar 2016

 

ISBN-10: 3946208029

ISBN-13: 978-3946208020

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B01AKLII70

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328091943fad6b470
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Erstellt: 03.05.2016, zuletzt aktualisiert: 20.02.2024 15:56, 14474