Arn - der Kreuzritter (2-Disc Edition)
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Der dänische Regisseur Peter Flinth, der sich bisher eher im Genre Kinderfilme (Das Auge des Adlers, Olsenbande Junior, Der Fakir) einen Namen gemacht hat, versucht sich mit “Arn - der Kreuzritter“ an einem Historienfilm. Vorbild ist eine Romantrilogie des schwedischen Romanautoren und Journalisten Jan Guillou. Kann der Streifen, der von einer Reihe von Firmen aus ganz Europa produziert wurde, mit deutlich höher budgetierten US-Filmen mithalten?
Schweden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts: Der Junge Arn Magnusson soll - als Dank dafür, das Gott ihn beschützt hat - im Kloster aufwachsen. Dort erlernt er von einem früheren Tempelritter das Kriegshandwerk. Als Erwachsener kehrt Arn zu seiner Sippe zurück, verteidigt ihre Ehre in einem Zweikampf und trifft auf Cecilia Algotsdotter. Beide verlieben sich ineinander, zeugen ein Kind und wollen heiraten. Doch das Paar wird Opfer einer Intrige. Als Buße muss Cecilia 20 Jahre im Kloster verbringen. Arn wird dieselbe Zeitspanne als Tempelritter ins Heilige Land geschickt. Doch die entscheidende Schlacht muss er in seiner Heimat kämpfen.
Besonders gelungen ist die Auswahl der Hauptdarsteller. So spielt Joakim Nätterqvist die Titelfigur in der ersten Hälfte des Films zunächst schüchtern und ein bisschen tölpelhaft, während er Arn später als entschlossenen Krieger und Anführer zeigt. Auch Sofia Helin weiß als Cecilia zu gefallen. Beide sind befreundet und arbeiteten schon 1991 zusammen, was wohl ein Grund dafür ist, dass ihr Zusammenspiel als Paar so glaubwürdig wirkt. Krimifans könnten die Schauspieler aus der Krimiserie Kommissar Beck kennen. Während Joakim Nätterqvist - vor allem als bärtiger Templer - etwas an Brad Pitt erinnert, ähnelt Sofia Helin im Film der jungen Emma Thompson. Als Saladin überzeugt zudem Milind Soman, indem er dem islamischen Herrscher das nötige Charisma verleiht.
Für Dynamik sorgt die nicht-lineare Erzählstruktur. Der Film zeigt zunächst Arn als Tempelritter im Heiligen Land und erzählt seine Geschichte in Rückblenden. Parallel zu seinen Erlebnissen wird immer wieder das Schicksal von Cecilia in Schweden gezeigt. Dadurch entstehen schöne Kontraste zwischen der trocknen, kargen Wüstenlandschaft im Heiligen Land und dem grünen, nebligen Schweden. Hier hat man bei der Wahl der Locations - Marokko, Schweden und Schottland - eine glückliche Hand bewiesen. So entstanden teils wunderschön und eindrucksvoll fotografierte Aufnahmen, welche die Stimmung des Films intensivieren.
Die Handlung wird von der abwechslungsreich gehaltenen Musik begleitet, aber nicht dominiert. Mal orchestral, bald sakral, dann nur minimalistisch mit Streichern oder mit Chören eine Schlacht untermalend, wird hier immer wieder der richtige Ton getroffen. Durch die Schaffung einer passenden Atmosphäre spielt die Musik damit für den Film eine nicht unwesentliche Rolle.
Die Schlachtszenen wirken durchaus realistisch, können aber nicht mit Hollywoodproduktionen wie “Königreich der Himmel“ mithalten. Das dürfte daran liegen, dass deutlich weniger Budget zur Verfügung stand. Mit zwei Millionen schwedischen Kronen ist “Arn“ zwar der bis dato teuerste schwedische Film. Bei Blockbustern made in Hollywood werden solche Beträge aber schon für einzelne Sequenzen ausgegeben. Deshalb werden hier nur anfangs die Schlachtreihen präsentiert und dann anschließend die Kämpfe einzelner Krieger in Nahaufnahmen oder seltener in Halbtotalen präsentiert. Teurere, epische Totalanstellungen findet man dementsprechend kaum. Zudem sind die Kampfszenen eher kurz gehalten.
Leser der Romanvorlage von Jan Guillou dürften von dem Film möglicherweise etwas enttäuscht sein, weil an einigen Stellen deutliche Kürzungen vorgenommen wurden. Außerdem wirkt der Streifen manchmal wie Stückwerk und ist nicht immer optimal geschnitten. Grund dafür dürfte die Tatsache sein, dass man die vorliegende Fassung mit einer Länge von gut zwei Stunden aus den beiden Filmen Arn - Tempelriddaren und Arn - Riket vid vägens slut, die im Original schon alleine 139 bzw. 128 Minuten umfassen, zusammen geschnitten hat. Das Ergebnis ist nicht optimal, so dass man besser die beiden Filme einzeln als Doppelpack herausgebracht hätte. In der aktuellen Fassung sind leider ganze Charaktere und Handlungsstränge entfallen.
Als Extras finden sich auf der ersten DVD ein Trailer zum Film - wahlweise in deutscher und englischer Sprache - sowie Auszüge aus den dem Film zugrunde liegenden Romanen von Jan Guillou. Auf dem zweiten Silberling finden sich zwei schön aufbereitete 21 minütige Making Offs zu Teil 1 und Teil 2. In ihnen kommen Die Hauptdarsteller Joakim Natterqvist und Sofia Helin, der Regisseur und andere Leute zu Wort, die am Film beteiligt waren. Zudem werden Teile des Geschehens in Sequenzen rekapituliert. Hier sieht man auch diverse - für die Handlung nicht immer irrelevante - Szenen, die es leider nicht in die zusammen geschnittene Fassung geschafft haben. Außerdem erhält der Zuschauer bei den Making Offs einige Blicke hinter die Kulissen. Ein Interview mit dem Romanautor rundet das Angebot an Extras ab.
Fazit:
“Arn - der Kreuzritter“ kann Fans von Historienfilmen wie “Königreich der Himmel“ oder “Braveheart“ - an die der Film thematisch erinnert - ans Herz gelegt werden. Zwar ist die Handlung - vermutlich durch die zusammen geschnittene Version - manchmal holprig und unzusammenhängend. Die Hauptdarsteller können jedoch überzeugen, die Schlachtszenen sind akzeptabel und die Musik untermalt das Geschehen ansprechend. Das Urteil wäre aber sicher noch positiver ausgefallen, wenn man die Finger von den Schnittpulten gelassen hätte und eine Edition mit beiden zugrunde liegenden Filmen - statt einer zusammen geschnittenen Fassung aus Beiden - herausgebracht hätte.
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