Hörbuch
Rezension von Tanja Thome
Etwas mehr als zweihundert Seiten hat das dem Hörbuch zu Grunde liegende Buch der Autoren Oliver Kuhn, Alexandra Reinwarth und Axel Fröhlich. Somit erhält der Hörer hier lediglich einen 75-minütigen Einblick in das Lexikon der Gegenwart.
Von A wie ADAC-Magazin bis Z wie Zungenpiercing reicht die Sammlung der aufgenommenen Begriffe und der zugehörigen Kommentare, dabei ist die Auswahl der Begriffe ebenso unterschiedlich wie die anschließenden Erläuterungen.
So gibt es bei „Arschgeweih“ zwar bevorzugt Begriffe aus dem hippen Alltag der Generation iPod, aber auch solche, die eher an Wurzeln in den Achtziger Jahren erinnern. Alltagsgegenstände stehen neben ebensolchen Erlebnissen, genauso finden aber auch Prominentenhandlungen und –gebaren ihren Platz.
Die Erläuterungen reichen von eher nichts sagenden, dennoch meist lustigen Ein-Satz-Kommentaren („Filmtrilogien: Wenn ein Film sehr gut ist, kann man ihn auch drei Mal sehen – nicht drehen.“) bis hin zu ausschweifenden Erläuterungen, die an mehreren Stellen zugleich angreifen, so beispielsweise beim Begriff „Adoptionstourismus“, bei dessen Erläuterung Patrick Lindner, Madonna und das Ex-Kanzlerpaar zugleich ihr Fett weg kriegen.
Zugegeben: Nicht alles ist witzig bei diesem Hörbuch. Mancher Witz kommt dann doch zu konstruiert an, ein anderer geht eigentlich ein bisschen zu weit und ist darum nicht sonderlich komisch. Aber wie immer gilt natürlich auch und vor allem hier, dass Humor im Auge des Betrachters liegt. Was dem einen zu lahm, versüßt dem nächsten das ganze Wochenende – wer weiß?
In diesem Zusammenhang spielen Alter und „Bildungsform“ des Hörers sicherlich auch eine Rolle. Das optimale Alter der Hörer dürfte etwa zwischen zwanzig und dreißig Jahren liegen, also am Ende der Achtziger auf der einen Seite, am Ende des Titel gebenden Arschgeweihs auf der anderen. Wer die Boulevardnachrichten einigermaßen verfolgt, wird zudem sicherlich mehr aus dem Hörbuch ziehen können als der Leser des gehobenen Feuilletons.
Vorgetragen werden die einzelnen Erläuterungen hauptsächlich geschlechterweise – pardon: genderweise natürlich – von Nina Petri oder Peter Lohmeyer. Nina Petri übernimmt hierbei bevorzugt Begriffe wie Arschgeweih, Babynamen von Prominenten, Make-up, Minihandtaschen und Moderne Mütter, also solche, die man allgemein auch als „Frauenthemen“ bezeichnen könnte (wobei der „Umgebundene Po-Verdeck-Pullover“ wiederum von Lohmeyer gelesen wird).
Insgesamt bietet „Arschgeweih“ 75 Minuten Hörgenuss mit zahlreichen Lachern und nur wenigen Flauten. Wer hier so gar nichts zu lachen findet, der muss sich schon bei irgendeinem Begriff persönlich auf die Schippe genommen gefühlt haben – nicht jeder kann ja über sich selber lachen.