Filmkritik von Christel Scheja
„„Ashes of Time“ entstand bereits im Jahr 1994. Da der Regisseur aber mit Schrecken bemerken musste, dass sein Werk über die Jahre durch Schnitte verändert und sinnentstellt wurde, hat er sich im Jahr 2008 noch einmal daran gesetzt, eine Fassung aus dem noch vorhandenen Material zu schaffen, die seinen Vorstellungen entspricht.
Diese veröffentlicht Splendid Entertainment nun auf einer Doppel-DVD mit einem ansprechenden Booklet und in einer Buchbox, die dem auf einem chinesischen Buch-Klassikern basierenden Film mehr als gerecht wird.
Die Liebe hat Ouyang Feng zu einem Einsiedler und Vagabunden gemacht. Weil seine große Liebe sich von ihm abwandte und doch lieber seinen Bruder heiratete, hat er die Heimat voller Wut und Verzweiflung verlassen und in seiner Verbitterung nicht mehr wirklich Fuß gefasst. Hin und wieder leitet er ein kleines Wirtshaus am Rande der großen Wüste, das allerdings nur selten von jemandem aufgesucht wird. Die einzigen, die zu ihm kommen, wünschen meistens noch einen anderen Dienst.
Einer der wenigen Freude, die er noch hat, ist Huang Yaoshi, den er seit Kindertagen kennt, und der jedes Jahr einmal vorbei schaut. Dieses Mal hat er einen Wein dabei, der Vergessen schenken soll. Allerdings verweigert sich Ouyang Feng dem Geschenk, da er sich gerne weiterhin an alles erinnern und seinen Hass bewahren will. Deshalb verlässt ihn Huang, nur um kurz darauf an einen Schwertkämpfer zu geraten, der sich an ihm rächen will, weil er vor langer Zeit mit seiner Braut flirtete. Doch er verliert langsam sein Augenlicht und verschont Huang überraschend, bevor er seinen Weg fortsetzt, der ihn in das Wirtshaus von Ouyang führen wird, nicht ahnend, dass er dort sein Schicksal in Gestalt eines Bauernmädchens mit einem Esel findet. Derweil wird Huang von einem Kämpfer des Murong-Clans angegriffen. Weil er diesem gerade noch entkommen kann, nachdem er entkommen konnte, bittet Murong Yin ausgerechnet Ouyang um Hilfe.
Dieser wird aufgerüttelt, als er das Geheimnis des Murong entdeckt Doch er beginnt nun, sich den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit zu stellen, als er in einem anderen Dorf die Witwe des blinden Schwertkämpfers kennen lernt.
„Ashes of Time“ ist wie „Tiger und Dragon“ oder „Hero“ weniger einer der Prügelfilme, durch die das Hongkong-Kino berühmt wurde, sondern anspruchsvolles Kino mit symbolhaften Ambiente, das auch darauf setzt, dass die Zuschauer hinter das offensichtliche blicken können.
Die Schwerkämpfe sind kein reiner Selbstzweck wie in vielen anderen Streifen, sondern dienen zur Ergänzung der Geschichte und der Bilder, die auf den Zuschauer einwirken sollen. Obwohl der Film lange nicht so aufwendig ist, setzt er doch mehr auf die Kraft langer Einstellungen und gezielter Dialoge, die durch die Kampfeinlagen aufgelockert werden und nicht umgekehrt.
Inhaltlich wirkt das ganze zunächst sehr episodenhaft, da die einzelnen Geschichten nicht wirklich miteinander zusammen zu hängen scheinen, aber diesen Eindruck verliert man sehr schnell, spätestens dann, wenn Ouyang das Dorf des blinden Schwerkämpfers aufsucht, um festzustellen, dass die Pfirsichblüte, von der dieser gesprochen hat, kein Naturereignis ist, sondern eine Frau, die ihn daran erinnert, seinen eigenen Hass endlich los zu lassen und in seine Heimat zurück zu kehren.
Die Motive des Helden sind nicht immer leicht nachvollziehbar, wenn man mit der Mentalität der Chinesen nicht ganz so vertraut ist, aber dennoch so weit verständlich, dass man die Handlung nachvollziehen kann. Und wenn nicht, dann hilft das ausführliche Booklet dabei, das viel mehr aussagt als das kurze Making-Of und die Interviews auf der Bonus CD.
Alles in allem kann sich die Neuausgabe von „Ashes of Time“ sehen lassen. Der Film kann zwar mit keiner opulenten Ausstattung prunken, gefällt aber durch seine Mischung aus Poesie und Schlichtheit, die ihm eine ungewöhnliche Tiefe geben.
Daher sei „Ashes of Time“ all denen empfohlen, die durch „Tiger and Dragon“ oder „Hero“ auf den Geschmack gekommen sind und gerne mehr fernöstliche Schwertkämpfer-Filme sehen möchten. Der Film bietet all das und dazu eine sehr interessante Abwechslung, da er sich weniger auf die Effekte als auf die Figuren konzentriert.
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