Ashes to Ashes – Zurück in die 80er, Staffel 3
Rezension von Christel Scheja
Wer „Ashes to Ashes“ anschaut, wird sich zunächst in eine Krimiserie der 1980er Jahre zurückversetzt fühlen, mit all den Klischees und brachialen Methoden, die damals noch gang und gebe waren. Bei genauerem Hinsehen merkt man allerdings, das etwas anders ist, denn eine Figur stammt wie die Zuschauer aus dem 21. Jahrhundert und muss sich erst einmal wieder an die Umgangsformen und Gegebenheiten zur Zeit seiner eigenen Jugend gewöhnen.
Die Profilerin Alex Drake ist nach dem Polizisten Sam Tyler die nächste, die es in diese unwirkliche Welt der Vergangenheit verschlägt. Mehr noch als ihr Vorgänger spürt sie, das etwas nicht ganz real ist und sucht nach Antworten.
Am Anfang scheint sie sogar von ihrer schweren Verletzung genesen zu sein und ist in ihre Zeit zurückgekehrt. Doch glücklich ist sie nicht, hat sie doch das Gefühl, das etwas nicht stimmt, dass man sie im London der Vergangenheit immer noch braucht.
Und so kehrt sie zurück, in die Welt, in der sie von ihrem eigenen Chef Gene Hunt angeschossen wurde. Der bringt sie auf seine raue Art wieder zurück ins Leben und erklärt ihr seine Notlage, ist er doch seit drei Monaten selbst auf der Flucht wegen dem Vorfall. Die Innenrevision sitzt ihm dicht auf den Fersen und macht ihm das Leben schwer.
Dennoch kann er es nicht lassen, sich um sein Team zu kümmern und sie dabei zu unterstützen ein entführtes Mädchen wiederzufinden. Sein Instinkt und Alex Fähigkeit zu kombinieren, bringt die beiden schließlich dazu, den Fall zu lösen.
Allerdings ist es damit noch nicht vorbei, denn DCI Jim Keats von der Innenrevision behält Gene Hunt und seine Leute weiter im Auge. Er sucht dabei vor allem die Nähe zu Alex Drake und warnt sie, ihrem Chef nicht all zu sehr zu vertrauen. Denn es kann gut sein, dass er mehr mit dem Verschwinden von Sam Tyler zu tun hat, als er zugeben will.
Während das Team weitere Fälle zu lösen und gelegentlich mit den eigenen Unvermögen zu kämpfen hat, sucht Alex daher nach Antworten und gräbt dabei tief in der Vergangenheit der Männer, die mit Hunt zusammen in Manchester waren. Dabei entdeckt sie erschreckende Verbindungen und beginnt an ihrem gesunden Menschenverstand zu zweifeln.
Langsam ahnt sie, dass die Welt in der sie hier gefangen ist, mehr als nur eine neue Realität ist. Und ausgerechnet Hunt, zu dem sie sich seltsam hingezogen fühlt, scheint den Schlüssel für alles in der Hand zu halten. Denn auch ihre Kollegen sind gefordert und müssen Entscheidungen treffen, die mit ihrer Loyalität zu Hunt und ihrer Arbeit kollidieren, sei es im Fall zweier Brüder, die in Falkland gekämpft haben oder wegen irgendwelcher Einwanderer aus Südafrika, deren Vergangenheit so viel Zündstoff bietet, dass es zu einem Mord und einem Bombenattentat kommt.
Man merkt deutlich, dass sich „Ashes to Ashes“ dem Ende zuneigt, denn die dritte Staffel beschäftigt sich nicht mehr so sehr mit dem Ambiente der 1980er Jahre und den einzelnen kleinen Fällen, die Drake, Hunt und das Team zu lösen haben, sondern mehr mit den Figuren selbst. Die einzelnen Personen, ihr Charakter und ihre Vergangenheit werden näher beleuchtet, so dass man eine Ahnung bekommt, auch sie haben ein interessantes Schicksal und nehmen mehr wahr als sie zuvor zugeben wollten.
Als roter Faden zieht sich wieder die Suche von Alex Drake nach der Wahrheit und ihr Wunsch nach Hause in das 21. Jahrhundert und zu ihrer Tochter zurückzufinden. Aber gerade letzteres scheint nicht mehr ganz so wichtig zu sein, ist doch auch sie mittlerweile entwurzelt und zu sehr in der Vergangenheit gefangen.
Immer wieder werden ihre Gefühle und ihre Wahrnehmung auf den Kopf gestellt, steht sie doch plötzlich vollkommen zwischen den Stühlen, da sie einerseits Gefühle für Gene Hunt entwickelt hat, andererseits aber auch durch die Worte des Innenrevisors, der zu offenkundig ihr Freund und Verbündeter sein will immer wieder Zweifel in sich spürt. Bis zum Ende ist nicht klar, wem sie eigentlich vertrauen soll und kann. So entwickelt sich die Staffel immer mehr zu einem Psychodrama, gepaart mit einem guten Schuss Mystery.
Die Lösung, die dann am Ende der letzten Folge präsentiert wird, ist verblüffend aber auch logisch, denn nun rundet sich das Bild ab, das schon in „Life on Mars“ entstanden ist – gibt eine nachvollziehbare Erklärung für die ganzen Geheimnisse ab.
Wieder lebt die Serie auch durch die atmosphärische Gestaltung – Kleidung, Innenausstattung, Musik und Fernsehprogramme, aber auch das Verhalten der Figuren ist der Zeit angepasst. Die detailreiche Darstellung der Gesellschaft des Jahres 1983 ist sehr atmosphärisch umgesetzt und dürfte vor allem in den Leuten, die diese Jahre selbst miterlebt haben, Erinnerungen wecken.
Dennoch ist es gut, dass die Serie nun einen Abschluss findet, treten doch auch erste Ermüdungserscheinungen auf, denn vieles wiederholt sich mittlerweile in den Fällen, die pro Episode zu lösen sind, auch das Verhalten der Figuren kennt man mehr oder weniger auch schon.
Alles in allem bietet die dritte Staffel den runden Abschluss einer gelungenen Serie, die durch ihren atmosphärischen Retro-Style vor allem ältere Zuschauer ansprechen dürfte. Gefeiert wird dies an Extras leider nur mit einem Making –of, in dem aber immerhin auch über die Zusammenhänge gesprochen wird. Bild und Ton sind zudem auf der Höhe der Zeit.
Mit der dritte Staffel endet „Ashes to Ashes“ angemessen und bietet neben einem atmosphärischen Ambiente der frühen 1980er Jahre auch einen interessanten Handlungsbogen, der nicht nur diese Serie, sondern auch die Geheimnisse von „Life on Mars“ lüftet und damit beiden Serien einen angemessenen Abschluss gibt.
Wer eine also Mysteryserie mit sehr eigenwilligen Krimielementen mag, der wird auch bei der dritten Staffel der Serie nicht daneben greifen, gerade wenn er schon die anderen Staffeln kennt.
Nach oben