Astraban (Die Gilde Bd. 1)
 
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Astraban

Reihe: Die Gilde Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Anthropomorphe Figuren haben im Comic wie in der klassischen Literatur eine lange Tradition. Egal ob Disynes Donald Duck, Wattersons Hobbes oder Schultz’ Snoopy - die Liste der tierisch-menschlichen Helden ist ebenso lang wie vielseitig. Und auch im Fantasy-Genre haben anthropomorphe Welten oder Charaktere immer wieder Hochkonjunktur, von Adams’ Watership Down oder Grahams Wind in den Weiden bis hin zu Fosters Bannsänger-Zyklus, um an dieser Stelle ein paar gänzlich verschiedene Klassiker zu nennen. Die Gilde nun ist ein weiterer Versuch, all diese bewährten Elemente zu verquicken - in einer spätmittelalterlich anmutenden Fantasy-Comic-Welt mit Alchemisten, Meuchelmördern und Intriganten.

 

Mit diesen Zutaten versucht Szenerist Miroslav Dragan, sowohl seine Figuren zu positionieren, als auch deren Welt und das Setting seiner Geschichte um die Gilde mit Leben zu füllen. Dabei übernimmt er sich auf den 48 Seiten dieses ersten Albums jedoch ein wenig. Zwar gibt es durchaus Raum für einige nette Ideen, eine ganze Reihe wirklich guter Ansätze und auch ein paar sehr gute Szenen - aber dem gegenüber stehen leider auch viel zu viel Hektik und eine deutliche Überfrachtung des Bandes mit Figuren, Standorten, Konstellationen und Zusammenhängen, von den etwas überdosierten Action-Szenen ganz zu schweigen.

 

Dragan hetzt Astraban und seinen Leser förmlich von Szene zu Szene, lässt ihn kaum verschnaufen und nicht oft genug die Atmosphäre seines eigentlich ziemlich interessanten und lebendigen Hintergrunds wirken. Auch hätte Oscar Martíns äußerst gelungenes Artwork es verdient, hie und da eine Szene oder einen Ort etwas länger zu gestalten und mit noch mehr Leben und Plastizität zu füllen - das Potential dazu haben sowohl Konzept und Idee, als eben auch der talentierte Zeichner, dem die Tierfiguren sowie die Kulisse zwischen Spätmittelalter und Frührenaissance spielend von der Hand gehen.

 

Doch all diese positiven Aspekte und Elemente werden letztlich nur mangelhaft und viel zu selten richtig genutzt. »Astraban« macht durchaus Lust auf mehr, und so erfüllt das erste Album freilich auf gewisse Art und Weise seinen Zweck. Aber es macht nicht gerade einen sonderlich homogenen Eindruck, da der Geschichte zum Teil auch einfach der weiche Übergang zwischen den einzelnen Szenen fehlt und die Story stellenweise zudem merklich überfrachtet ist.

 

Angesichts der Tatsache, dass die Fortsetzung dieser Tage erst im französischen Original erscheint (und somit auch noch einige Zeit ins Land gehen dürfte, bis man sie hierzulande zu Gesicht bekommen wird), bleibt hier zunächst der Eindruck, dass viel verschenktes Potential auf der Strecke geblieben ist. Hoffen wir für Astraban und die Gilde, dass sie es in künftigen Alben etwas ruhiger angehen lassen und Geschichte und Setting sich mit etwas mehr Ruhe und Gelassenheit entfalten können. Dann nämlich könnte hier eine richtig gute Fantasy-Serie entstehen, die nach anfänglichen Startschwierigkeiten den Vergleich mit anderen Genre-Vertretern keinesfalls scheuen muss.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240416164006b8b7437a
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Comic:

Astraban

Reihe: Die Gilde Bd. 1

Autor: Miroslav Dragan

Zeichner: Oscar Martín

SC-Album, 48 Seiten

Ehapa, September 2007

ISBN-Code: 3770431308

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


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Erstellt: 25.09.2007, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 4947