Auf Wiedersehen, Grossvater (Autorin: Chocos Ramabotti)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Auf Wiedersehen, Grossvater

Autorin: Chocos Ramabotti

 

Son-Gohan legte sich in das einfache Bett in seinem kleinen Häuschen, und sein Enkel Son-Goku kletterte fröhlich zu ihm hinauf und legte sich in seinen Schoß. " Gute Nacht, Großvater.", sagte der Sechsjährige zufrieden und schloß seine Augen. Son-Gohan wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht, und bald schlief er ein, während Son-Goku wach blieb und den Geräuschen des Sommerabends lauschte.

 

Ungefähr eine halbe Stunde lang regte sich nichts in dem Häuschen, und es wurde stockdunkel draußen. Son-Goku rieb sich die Augen und öffnete sie. Oje...er konnte nicht einschlafen und jetzt mußte er plötzlich mal ganz dringend. Er hüpfte vorsichtig aus dem Bett, sehr darauf bedacht, seinen Großvater nicht zu wecken. Genauso leise öffnete er die schmale Doppeltür des einräumigen Hauses, und schlüpfte flink hinaus.

 

Er rannte und hüpfte ein Stück weit in den Wald hinein, bis er an einen Baum kam, wo er seine Hosen auszog, um an besagten Baum zu pinkeln. " Ah, das tat gut.", sagte er dann vergnügt, und zog seine Hosen wieder an. Nur langsam ging er wieder zurück und schaute sich den klaren Sternenhimmel an. Die Sternbilder kannte er bereits, und fand auch gleich den Polarstern. Das hatte ihm sein Großvater beigebracht. Großvater war unheimlich schlau. Und stark. Letztes Jahr hatte Son-Gohan angefangen, den kleinen Son-Goku in die Kampfkünste einzuweisen. Er sei talentiert, hatte Großvater gesagt. Son-Goku war stolz.

 

Jetzt konnte er auch den Mond sehen. Oh, was für ein schöner, runder Mond ! Son-Goku war fasziniert. Auf einmal aber fiel ihm etwas ein. Großvater hatte ihm doch verboten, den Vollmond anzusehen ! Schnell wandte er den Blick ab und presste seine Hände auf sein rundes Gesichtchen, beschämt. Er wartete, rührte sich nicht vom Fleck, jegliche Bewegung schien unmöglich. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Alles wurde schwarz. Das letzte Gefühl, das er spürte, war Angst.

 

*****

 

2. Tragischer Unfall

 

Ein bestialischer Schrei erfüllte die Nacht. Son-Gohan erwachte. Wieder ein Schrei. Schnell lief er hinaus, nur um seine Vorahnung bestätigt zu sehen: Ein Oozaru, ein riesiger Affe stand vor ihm. Der alte Kämpfer hatte Mühe, sich zu beherrschen, und nicht in Panik zu geraten. Und vor allen Dingen nichts unüberlegtes tun. Dies war Son-Goku, erinnerte er sich. Sein lieber Enkelsohn wurde zu einer Bestie, wenn er den Vollmond ansah. Son-Gohan hatte ihm davon erzählt, es dabei aber tunlichst vermieden, zu erwähnen, dass Son-Goku selbst das "Affenmonster" war.

 

Plötzlich wandte sich das Monster ihm zu. Er wusste sofort, dass er in der Klemme steckte. Sein Enkel hatte in dieser Gestalt keinerlei Kontrolle über sich selbst, verlor gar das Bewusstsein. Son-Gohan starrte dem Monster direkt in seine rotglühenden Augen. Die Zeit schien still zu stehen. Son-Gohans Glieder waren wie eingefroren von dem kalten, und doch feurigen Blick des Oozaru. Darin stand die Blutlust geschrieben. Son-Gohan schauderte.

 

Der Augenblick war vorbei, und der Oozaru hob seinen gigantischen Fuss. Gezielt senkte sich die Pranke auf den winzig erscheinenden alten Mann herab, und ehe er ausweichen konnte, wurde sein Körper unter dem Riesenfuss brutal zerquetscht. Sein Körper wurde beinahe auseinander gerissen, er schrie vor Schmerz auf. Doch kurz bevor er in alle Einzelteile zerriss, hob sein mutierter Enkel seine Pranke und stapfte weiter, brüllte noch einmal markerschütternd, und ging weiter auf seinem Zerstörungstrip.

 

Der schwer angeschlagene Son-Gohan lag am Boden und zitterte heftig. Sollte das wirklich Son-Goku sein ? Es war schwer zu glauben. Sein Enkelsohn war das liebste Kind, das er je gesehen hatte, unschuldig und rein. Doch nun war er eine Bestie, ein Urvieh, das ausser blinder Zerstörung nichts anderes im Sinn hatte.

Son-Gohan hatte ihn schon einmal so gesehen. Schon einmal hatte Son-Goku sich den Vollmond angeschaut...

 

~Flashback~

 

Es war schon dunkel, als die beiden müden Krieger nach Hause zurück kehrten. Son-Gohan öffnete die schmale Doppeltür, da ertönte Son-Gokus sanfte Stimme: " Großvater, schau dir den Mond an ! Ganz rund ist er" Son-Gohan lachte leise. Man hörte das Staunen aus der Stimme des kleinen heraus. Sein Enkel war sehr leicht zu beeindrucken. Son-Gohan sah nach oben. " Oh ja, das ist allerdings ein sehr schöner Vollmond. So habe ich ihn selten gesehen." Sie sahen gemeinsam nach oben. " Na, kannst du den Polarstern finden, mein Junge ?", wollte Son-Gohan wissen.

" Oh !", machte das Kind nur. Dann, zuerst ganz leise, bald dröhnend, konnte der alte Meister der Kampfkunst ein trommelndes, hämmerndes Geräusch hören. Er sah zu Son-Goku hinüber, der unbeweglich dastand und mit einem nichtssagenden Blick geradeaus starrte. Son-Gohan erschrak, als das Kind plötzlich seine Kleider sprengte und ihm überall am Körper Haare wuchsen. In kurzer Zeit war er über die Bäume hinaus gewachsen, ein dichtes Fell bedeckte den nun riesigen Körper, sein Gesicht hatte sich zu dem eines Affen umgeformt, mit langen, scharfen Fängen, seine Hände und Füße mit Klauen besetzte Pranken, seine Augen rotglühend.

 

Son-Gohan lief es eiskalt den Rücken herunter. Das hatte er nicht erwartet! Sein Enkelsohn war zu einem Oozaru, einem riesigen Affen, geworden.

 

Irgendwie hatte er es geschafft, Son-Goku auszuweichen, bis dieser wieder seine normale Gestalt hatte. Es stellte sich heraus, daß das Affenkind sich danach an nichts mehr erinnerte.

 

" Son-Goku.", sagte er am folgenden Tag. " Hör zu, mein Junge. Bei Vollmond kommen die Affenmonster. Dann darfst du nicht rausgehen. Du wirst sicher sein, wenn du schläfst."

" Ja, Großvater.", der Kleine nickte brav.

" Und schau dir nicht den Vollmond an."

" Wieso?"

" Tu es einfach nicht."

" Okay."

 

~ End Flashback ~

 

Ja. Und er hatte es doch getan, sich den Vollmond angesehen. Sicher nicht absichtlich, aber trotzdem. Und Son-Gohan war tödlich verletzt. Er war nicht sicher, ob er es bis zum Morgen schaffen würde. Aber er mußte. Er wollte sich wenigstens von Son-Goku verabschieden.

 

*****

 

3. Monduntergang...

 

Son-Gohan keuchte, hustete und spuckte Blut. Es kostete ihn seinen ganzen Willen, sich an das Leben zu klammern. Bis zum Sonnenaufgang waren es noch einige Stunden, und Son-Gohan wußte nicht, ob er so lange durchhalten würde. Aber er mußte. Und er würde. Er war ein Kämpfer, er würde stark sein, für seinen Enkel. Obwohl der Junge nicht sein Enkel war...

 

Der verletzte Kämpfer kroch mühsam zu einem Felsblock, um sich zu verstecken.

 

Währenddessen wütete der zum Monster mutierte Son-Goku im Wald herum, und wo er hinging, hinterließ er eine Spur der Zerstörung. Unter seinen riesigen Füssen knickten die mächtigsten Bäume um wie Strohhalme. Er war blind vor Zorn, vor leidenschaftlicher Zerstörungswut, nichts konnte ihn aufhalten in dieser Nacht, denn nun zeigte er seine wirkliche und wahrhaftige Gestalt. Und so war er frei, ohne Grenzen, ohne Regeln, frei...

 

Alsbald ging der Mond unter, und der Oozaru stutzte. Der Felsbrocken, den er hatte werfen wollen, fiel ihm aus der Hand. Seine Glieder froren ein, er schrumpfte, sein Fell verschwand. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er wieder ein kleiner Junge mit wirrem, pechschwarzem Haar und Affenschwanz war.

 

Als die Sonne aufging, wachte das Kind auf. Son-Goku blinzelte und rieb sich die Augen.

" Mann, hab ich gut geschlafen ! So ein kleiner Mondscheinspaziergang wirkt echt wunder..." sagte Son-Goku laut. Verwundert sah er sich um. Die Bäume waren umgeknickt wie Streichhölzer und das Gras plattgetrampelt. " Nanu, was ist denn hier passiert ? Alles kaputt...und warum hab ich nichts an ? Wo bin ich hier überhaupt ? Also, mein Bett ist das nicht...merkwürdig, sehr merkwürdig das alles." Er stand auf und sah sich um. Wie sollte er nun zurück nach Hause finden ? Seine Umgebung genauer inspizierend, wußte er schließlich, in welche Richtung er gehend mußte. Er kannte das Gelände, die Berge, und konnte sich so gut orientieren. Der Weg nach Hause war der Pfad der Zerstörung, den der Oozaru geschaffen hatte. Son-Goku wußte nichts davon. Für ihn war es einfach ein sehr tiefer Schlaf gewesen.

 

Als er bei seinem Haus aus dem Wald und auf die Lichtung trat, erschrak er.

 

*****

 

4. Das Unmögliche

 

Das ganze Haus war zerstört. Auch hier sahen die Bäume wie die Streichhölzer aus, so leicht schien es ihrem Zerstörer gefallen zu sein, sie umzuknicken. Son-Goku war total geschockt, so etwas hatte er noch nie im Leben gesehen. Sogar damals, am Morgen, an dem Großvater ihm von dem Affenmonstern erzählt hatte, nicht. Die Affenmonster...ja, sie mußten es gewesen sein. Auf einmal überkam es Son-Goku siedendheiss: Wo war Großvater ? Er bekam Angst, ein Gefühl, das er sonst kaum kannte.

 

Dann hörte er einen Keuchlaut, und seines Großvaters schwache aber unverkennbare Stimme. Sie rief seinen Namen. Der kleine rannte hinüber zu der unsichtbaren Stimme. Er fand Großvater hinter einem Felsblock. Doch, ach, wie sah er denn aus ! So erschöpft, so aufgebraucht, so ausgezehrt hatte Son-Goku seinen Opa noch nie gesehen. Es lief dem Kind eiskalt den Rücken hinunter. " Komm her, mein Junge", flüsterte Son-Gohan, kaum hörbar. Son-Goku trat ein paar Schritte heran und kniete sich zu Son-Gohan hinunter. " Warum siehst du so...müde aus, Großvater ?", fragte er. " Erinnerst du dich daran, wie ich dir von den Affenmonstern erzählte ?" Son-Goku nickte. " Sie waren heute hier...du siehst, die Zerstörung. Und eines...ist auf mich getreten, mit seiner riesigen Pranke, und -" " Warum hast du dich denn nicht gewehrt ?", unterbrach der Junge. " Es war zu stark, viel zu stark."

" Niemand ist stärker als du !", der Junge quengelte beinahe. " Du irrst dich, Son-Goku. Diese Monster sind jedem über. Hör jetzt gut zu. Du wirst es wohl jetzt nicht begreifen, aber ich werde diesen Tag noch das Leben verlassen. Ich werde sterben. Und das ziemlich bald." Son-Gohan schloß seine Augen für einen Moment, öffnete sie wieder, blinzelte. " Das verstehe ich nicht, Großvater. Was heißt 'sterben' ?" " Das...kann ich dir so rasch wohl nicht erklären. Sagen wir, es ist, als ob man einschläft und nie wieder aufwacht." " Dann wirst du nie wieder mit mir fischen gehen, wenn du stirbst ? Und nie wieder mit mir reden ?" Son-Goku war sichtbar traurig. " Nein, leider nicht." Son-Gohan lächelte. " Aber...ich will dir etwas hinterlassen...in meiner Truhe liegt eine Kugel...eine orangefarbene Kugel mit vier Sternen darin. Ich weiß nicht, was sie ist, aber in ihr verbirgt sich etwas fantastisches, das kann ich spüren. Sie soll dir gehören, genauso wie der Nyoibo. Und noch etwas, mein Kleiner, ich werde immer bei dir sein...merk dir das...auch, wenn mein Körper nicht da ist...meine Seele...wird es...immer sein."

 

Kaum hatte Son-Gohan das letzte Wort gesprochen, gab sein Körper den Verletzungen nach, und er ließ es geschehen, er hatte nun seine letzte Aufgabe erfüllt. Seine Augen schlossen sich, seine Atmung stoppte, und schließlich hörte auch sein Herz auf zu schlagen.

 

Des kleinen Jungen Gedanken rasten so schnell, daß er keinen davon fassen konnte. Großvater - tot - weg - immer - allein...

Son-Goku war noch zu jung, um wirklich zu begreifen, was Tod war, doch er wußte, daß sein Großvater nie mehr mit ihm sprechen oder irgend etwas tun würde. Was jetzt tun ? Ein Gedanke schien schließlich faßbar zu sein. Großvater hatte einmal gesagt, daß man tote Leute beerdigen solle. Und dann war sein Kopf nur noch leer, dumpf und neblig.

 

Son-Goku stand auf und ging, um den leblosen Körper, der einst Son-Gohan gewesen war, in einem Grab aus Steinen zu versiegeln.

 

*****

 

5. Allein

 

Son-Gohan. Das stand auf der größten Steinplatte des Grabes eben derselben Person. Son-Goku stand auf und lief auf sein Haus zu. Sein Blick war genauso leer wie seine Seele, als ob aller Lebenswille von ihm gewichen wäre. Und im Moment schien das auch der Fall zu sein. Der Tod seines Großvaters hatte in dem Jungen einen Schockzustand ausgelöst, denn er hatte sich nie vorgestellt, daß Großvater einmal einfach weg sein könne.

In seinem Haus, oder vielmehr dessen Überresten, angekommen, suchte er sich ein paar Klamotten zusammen und zog sich an.

 

Innerhalb der nächsten Tage baute Son-Goku sein Haus wieder vollständig auf. Es war nicht so schwer gewesen, wie er es sich vorgestellt hatte. Auch suchte er das, was an Reis und Nudeln noch übrig war, zusammen, und "bog" den leicht beschädigten Brunnen neben dem Haus wieder gerade. Das Leben war wieder wie vor der schicksalhaften Nacht, doch fehlte etwas entscheidendes. Großvater. Die Zeit schien still zu stehen und doch unaufhaltsam fortzulaufen, einem durch die Finger gleitend, die Sonne strahlte nur noch halb so hell, das Essen schmeckte nur noch halb so gut, die Blätter hatten ihren Glanz verloren.

Tag für Tag saß Son-Goku vor seinem Haus und grübelte, was für ihn total untypisch war. Er tat sonst fast nicht, aß nichts, trank nur selten. Kurz, er war nicht mehr er selbst. So ging das ein, zwei Wochen...

 

Auf einer grünen, blühenden Wiese, wo sich die Schmetterlinge und die Bienen tummelten, saß ein kleiner Junge mit schwarzem Haar, das in alle Richtungen stak, und einem einfachen, blauen Kampfanzug am Leib. Sein Kopf lehnte auf den Knien, und seine Arme und sein Schwanz umschlungen seine Beine. Sein Blick war stumpf, seine Augen, so schien es, hatten ihren Glanz schon seit einer Ewigkeit verloren. Dabei waren es nur einige Tage gewesen. Nur Tage, seitdem sein Leben sich schlagartig geändert hatte. Der Junge war stark, er war schlau, aber er fühlte sich einsam und hilflos. ‚Was soll ich tun ?' fragte er sich. ‚ Großvater ist weg. Für immer. Einfach so. Ich bin ganz allein..." und die Worte "ganz allein" widerhallten in seinem Geist, seiner Seele, seinem Herzen. Da fing der Junge an, zu weinen. Die Tränen rannen ungehindert über sein kleines Gesicht, sein Körper wurde von stoßartigen Schluchzern durchgeschüttelt. Er sank vornüber ins Gras und versteckte sein Gesicht hinter seinen Armen und seinem Haarschopf, immer noch heftig schluchzend wischte er sein Gesicht und verschmierte die Tränen darauf. Das Salzwasser brannte auf seiner Haut. Mit etwas Mühe richtete er sich auf, und das Schluchzen klang allmählich ab. Son-Goku hob den Kopf und sah in den Himmel.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042307314790b2002f
Platzhalter

Fandom:

Dragon Ball

Disclaimer:

Die verwendeten Charaktere unterliegen dem Copyright von Akira Toriyama und sind der Serie "Dragon Ball" entnommen. Der Autor dieser Geschichte verwendet die Charaktere ausschliesslich zu privaten Zwecken und zieht keinen kommerziellen Vorteil hieraus. Weiterveröffentlichung, soweit kein Copyright-Einspruch des Urhebers vorliegt, oder vom Autor anders verfügt wurde, liegt ausschliesslich bei "FantasyGuide.de". Sollten dennoch Copyright-Verletzungen vorliegen, bitten wir um sofortige Benachrichtigung. Selbstverständlich wird "FantasyGuide.de" mit sofortiger Löschung der Geschichte auf Copyrightverletzungen reagieren.


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 24.07.2005, zuletzt aktualisiert: 04.10.2015 18:14, 744