Hörbuch gelesen von Andrea Hörnke-Trieß
Rezension von Tanja Thome
Rezension:
Im Februar 2007 veröffentlichte Brigitte Riebe den Roman Auge des Mondes im Heyne-Verlag. Im August 2007 folgte dann die Hörbuchausgabe des Buches bei Steinbach Sprechende Bücher. Die von Andrea Hörnke-Trieß gesprochene autorisierte Hörfassung umfasst vier CDs und unterhält den Hörer damit fünf Stunden lang.
Mina ist seit einigen Jahren verwitwet. Eines Tages bekommt das kinderlose Haus, in dem Mina mit der einstigen Amme ihres verstorbenen Gatten lebt, Zuwachs. Eine Katze rettet Mina vor dem Angriff einer Schlange und sieht dieses Haus offenbar fortan als ihr Zuhause an.
Mina gewöhnt sich schnell an das Tier, das sie Bastet nennt, und Katzen sind in Ägypten gern gesehen, vor allem hier, in Per-Bastet.
Dann jedoch verschwinden Katzen und Mina kommen Geschichten von bärtigen Männern, die Katzen in Käfigen abtransportieren, zu Ohren. Handelt es sich bei diesen bärtigen Männern um Perser? Und wenn ja, was wollen sie dann?
Für Mina sind die Hintergründe von entscheidender Bedeutung, zumal sie selbst sich nicht nur für die heiligen Katzen interessiert, sondern immer mehr auch für einen bestimmten Perser, der in der Stadt wohnt. Mina ist sehr daran gelegen, dass dieser Mann nichts mit unlauteren Machenschaften zu tun hat, denn nach dem Tod ihres Mannes ist er der erste, der ihr Herz erwärmt.
Als auch noch Minas Neffe verschwindet und schließlich als vermeintlicher Katzenmörder bestraft werden soll, setzt Mina all ihre Energie daran herauszubekommen, welche Hintergründe all diese rätselhaften Geschehnisse in Per-Bastet haben.
Der dem Hörbuch zu Grunde liegende Roman fand schnell zahlreiche begeisterte Leser, was unter anderem wohl daran liegt, dass Brigitte Riebe als promovierte Historikerin sehr viel Wert auf umfangreiche Recherchen und entsprechend stimmige Hintergründe legt. Wer auf Grund dessen davon ausgeht, einen packenden Ägypten-Roman aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus zu lesen, der entsprechend viel Hintergrund zum Ägypten der damaligen Zeit vermittelt, liegt falsch. Ort und Zeit des Romans sind eher nebensächlich, sieht man einmal von der Bedeutung von Katzen in diesem Kontext ab, denn diese bilden neben der Liebesgeschichte zwischen Mina und dem Perser Numi die Hauptkomponente des Ganzen.
Den Katzen allerdings wurde auch im Rahmen des aufklappbaren Papp-Cases des Hörbuchs besonderer Raum eingeräumt, denn eine Seite informiert über die Katzen im alten Ägypten, über deren Akzeptanz und die entsprechenden Hintergründe.
Gelesen wird das Hörbuch von der Schauspielerin Andrea Hörnke-Trieß, die im Vorfeld schon bei zahlreichen Hörbuchproduktionen, größtenteils im selben Verlag, aber auch bei anderen, mitwirkte. Laut Hörbuchumschlag ist sie „als herausragende Sprecherin bekannt, insbesondere für ihre feinfühligen Interpretationen“. Feinfühlig klingt Hörnke-Trieß in der Tat, auch die Modulation ihrer Stimme und das Sprechtempo sind sehr angenehm, die zitierte Feinfühligkeit ist zumindest beim vorliegenden Hörbuch jedoch eher eine Stolperfalle. Dadurch, dass eine autorisierte, also gekürzte, Fassung des Buches gelesen wird, tritt das Geplänkel zwischen der Geschichtenerzählerin und dem Perser deutlich in den Vordergrund, und hierbei feinfühlig vorzulesen, bedeutet zugleich einen gewagten Schritt in Richtung Kitsch.
Auch der vor Liebesglück sich beinahe überschlagende Neffe Minas erhält durch die Lesung noch einmal einen überflüssigen emotionalen Salto zusätzlich, und ist man am Ende des Ganzen angekommen, fragt man sich durch diese unglücklichen Kombinationen durchaus, ob man eher ein historisch-unterhaltsames Hörbuch gehört hat oder einem verkappten Nackenbeißer aufgesessen ist.
Fazit:
„Auge des Mondes“ hat durchaus seine starken Seiten, richtet sich aber sicherlich eher an Katzenfreunde als an Freunde historischer Romane. Wer einen Ägyptenroman mit entsprechend präsentiertem und eventuell gar informativem Hintergrund erwartet, ist mit diesem Hörbuch nicht gut beraten.
Die Kombination aus gekürzter Fassung und überaus feinfühliger Sprecherin erscheint ein wenig unglücklich und macht das Hörbuch zu einem vor allem für Frauen interessanten, leichten Stück Unterhaltung.