Austreten – ma sogt ja nix, ma redt ja bloß
Filmkritik von Cronn
Es gibt Ideen, die scheinen in einer seligen Bierlaune geboren worden zu sein. Dazu gehört sicherlich die Grundprämisse von Austreten – ma sogt ja nix, ma redt ja bloß, was von der Süddeutschen Zeitung als »Brexit auf Bayrisch« klassifiziert wurde. Durchaus zurecht, wie man nach der Sichtung der DVD sagen kann.
Jetzt sind bayrische Separatistenbewegungen keine Seltenheit und auch der ein oder andere Franke spielt gern mit dem Gedanken sich von Bayern loszusagen. Doch in der Konsequenz auf eine Spielfilm-Handlung übertragen, hat das noch niemand.
Das macht das Team rund um Schmidbauer-Film, das mit ihrem nächsten abendfüllenden Spielfilm nach Hintertupfing erneut auf die Kombination von bayrischem Aberwitz und Sozialstudie setzt.
Doch wie gelungen ist die Mischung diesmal? Das soll die nachfolgende Kritik aufzeigen. Doch zunächst ein Blick auf den Inhalt.
Verlagsinfo:
Auf einer Pressekonferenz äußert sich der bayerische Ministerpräsident Reitmayer (Markus Böker) unklar und unüberlegt zu einem möglichen Austritt Bayerns aus der Bundesrepublik Deutschland und entfacht damit eine Diskussion von ungeahntem Ausmaß in der Presse und den Medien. Die Aufregung um seine Worte wird Reitmayer schnell zu viel und so zieht er sich aus der Öffentlichkeit zurück und flieht in eine abgelegene Gegend auf dem bayerischen Land. Damit stößt er jedoch auch seine Familie vor den Kopf, der er seinen Aufenthaltsort nicht verraten hat: Kurzerhand machen sich seine Kinder Kathi (Tanja Schmidbauer) und Martl (Andreas Obermeier) auf die Suche nach ihm. Dabei lernen sie nicht nur eine Menge über ihre Familie, sondern auch über ihre Heimat Bayern und deren verschiedene Regionen. Unterdessen hat der untergetauchte Ministerpräsident sein Glück gefunden, doch er muss wohl oder übel zurück in die Öffentlichkeit, um die immer noch tobende Debatte zu beruhigen.
Kritik:
»Austreten – ma sogt ja nix, ma redt ja bloß« überzeugt durch eine witzige Grundidee, von der man zwar nicht glaubt, dass sie einen ganzen Film zu tragen vermag, welche aber in Kombination mit Familiendrama und Sozialstudie größtenteils gelingt.
Die Profi-Schauspieler wie beispielsweise Markus Böker oder Eisi Gulp heben das Niveau der Gesamtproduktion um einiges an, wohingegen die Nachwuchstalente etwas blass bleiben. Auch mag die ein oder andere Szene etwas zu sehr in die Länge gezogen sein. Hier hätte die Montage beim Schnitt kürzen müssen.
Was sehr gut gefällt, ist die professionelle Art des Produktionsdesigns sowie der Kameraführung und der Ton-Bearbeitung. Hier stimmt alles, bis hin zu der Postproduktion mit digitalen Einfügungen.
Dennoch behält der Film seinen rauen Charme, was auch an der Energie der Schmidbauers liegt, die den Film durch Regie und Schauspielerei mittragen.
Fazit:
»Austreten – ma sogt ja nix, ma redt ja bloß« ist ein lustiger Klamauk, der zwar nicht in allen Belangen auf höchster Ebene überzeugt, aber dennoch für einen launigen Komödien-Abend taugt. Wenn die Schmidbauers so weiterdrehen und sich von Film zu Film steigern, kann man noch einiges Großes von ihnen erwarten.
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