Avengers: Age of Ultron von Brian M. Bendis, Bryan Hitch u. a.
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Die einst vom Avenger Dr. Hank Pym geschaffene künstliche Intelligenz Ultron hat die Schlacht gegen die Superhelden gewonnen. In seinem Hass unterdrückt er nun mit einer Armee von Robotern die Menschheit brutal. Der Kampf der wenigen verbliebenen Avengers scheint hoffnungslos, da Ultron in der Gegenwart unangreifbar ist. Die letzte Hoffnung scheint eine Zeitreise zu sein. Doch Wolverine hat ganz eigene Vorstellung von einer endgültigen Lösung und erwägt eine Verzweiflungstat.
Der Sammelband „Avengers – Age of Ultron“ beinhaltet die komplette, gleichnamige US-Serie, die von Mai bis August 2013 erstmals im Original in den USA erschien. Hauptverantwortlich für die Story ist Brian Michael Bendis, der nicht nur bereits zahlreiche mitreißende Geschichten zu den Avengers verfasst hat, sondern durch seine vielfältigen Arbeiten an Serien wie Die Neuen X-Men, Uncanny X-Men oder Guardians of the Galaxy derzeit zu den wichtigsten Ideengebern im Marvel-Universum zählt. Ihm zur Seite stehen als Co-Autoren Mark Waid und Kathryn Immonen, die beide unter anderem bereits an Storys zu Spider-Man gearbeitet haben.
Bemerkenswert ist bereits der Einstieg in die Handlung. Im Gegensatz zu den meisten Avengers-Geschichten scheint die entscheidende Schlacht gegen das Böse – in diesem Fall gegen Ultron – nicht bevorzustehen, sondern bereits entschieden. Dummerweise mit einer Niederlage für die Helden. Der Leser erlebt eine Dystopie, in der die Welt in Schutt und Asche liegt. Zahlreiche Menschen haben sich bereits damit arrangiert und verkaufen andere Menschen für sogenannte Pässe an Ultrons Roboter. Die Geschichte zeichnet sich vor allem im ersten Teil durch eine düstere Stimmung aus. Danach wirkt sie sehr erwachsen, indem sie auch einige moralische Fragen diskutiert. Was dürfen Superhelden? Wie wertvoll ist ein Leben? Darf ein Mensch für das Wohl vieler geopfert werden? Star Trek lässt grüßen. Im letzten Teil präsentieren die Autoren zudem noch eine dicke Überraschung beschließen die Geschichte recht offen mit einer klassischen Hamlet-Referenz. Lediglich die in die Handlung eher lose eingebettete und nicht wirklich zwingend notwendige Geschichte von Victor Mancha fällt qualitativ etwas ab.
Fast zehn Zeichner haben „Avengers – Age of Ultron“ visuell umgesetzt. Eine besonders große Rolle dürfte Bryan Hitch gespielt haben, der bereits mit der Serie Die Ultimativen eine Neuinterpretation der Avengers lieferte, aber auch abseits des klassischen Marvel-Universums Reihen wie Stormwatch oder The Authority sehenswert umgesetzt hat. Unterstützt wird er unter anderem durch das Urgestein Carlos Pacheco, der bereits seit den 90ern Superheldencomics zeichnet, und Brandon Peterson. Die visuelle Gestaltung ist gerade zu Beginn eine Augenweide, die viel zur düsteren Stimmung beiträgt. Die ersten Bilder – vor allem die verstümmelte Freiheitsstatue und das in Trümmern liegende New York City - sagen mehr als 1.000 Worte. Einschneidende Ereignisse werden immer wieder ansprechend und sehr detailreich seitenfüllend präsentiert. Überzeugen kann auch die kreative Umsetzung der Folgen von – an dieser Stelle soll nicht zu viel verraten werden - Wolverines Entscheidung. Die Superhelden sind zudem gut designt – allerdings mit zwei Ausnahmen. Dabei handelt es sich zum einen um den (grünen) Hulk auf dem Cover – der für die Geschichte nicht nur unwichtig ist, sondern auch wie eine Parodie seiner selbst wirkt. Zum anderen ist die Gestaltung von Dr. Hank Pym im letzten Teil recht gewöhnungsbedürftig – auch weil die Art der Darstellung sich so unterscheidet, dass es einem Stilbruch nahe kommt. Nicht überblättern sollten Comic-Freunde die vielfältige Galerie von überwiegend hervorragend (Variant-)Covern am Ende. Einige davon hätten sich vermutlich besser als Titelbild geeignet.
Fazit:
„Avengers – Age of Ultron“ bietet eine düstere, erwachsene Story, die – bis auf einige, wenige Heldenfiguren – auch optisch ansprechend geraten ist.
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