Batman. Auf dem Weg ins Niemandsland 1
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
In „Batman: Das Beben“ wurde Gotham City durch ein heftiges Erdbeben verwüstet. „Batman. Auf dem Weg ins Niemandsland 1“ zeigt nun die Nachwirkungen dieser Katastrophe. Der mehr als 400 Seiten starke Sammelband umfasst insgesamt sechzehn Storys, die in Original erstmals zwischen Juni und Oktober 1998 erschienen. Darunter befinden sich einige deutsche Erstveröffentlichungen.
Die im Sammelband enthaltenen Geschichten stammen von zahlreichen bekannten Autoren des DC-Universums. Dabei bilden die zwei Storys „Tod durch Feuer...oder durch Eis“ von Alan Grant und „Zum Narren gehalten“ von Chuck Dixon einen thematisch eher konventionellen Rahmen. Denn hier muss sich Batman wie gewohnt mit (Super-)Schurken herumschlagen. Besonders die abschließende Geschichte ist aber eine echte Perle, weil sich daraus ein faszinierendes Psycho-Spiel zwischen dem Dunklen Ritter und seinem Erzfeind mit einem stimmigen und dennoch überraschenden Ende entwickelt. Die Verschränkung von zwei Zeitebenen sorgt dabei für einen ansprechenden Wechsel von Action und psychologischen Machtspielen. Anders als bei den anderen Geschichten spielt hier das Erdbeben-Setting allerdings keine wichtige Rolle. Zwischen diesen Storys findet sich auch Ungewöhnliches. So experimentiert Alan Grant etwa in „Ein langsamer Tod“ mit einer berührenden Geschichte, in der Batman gar keine Rolle spielt. In anderen Erzählungen rücken Robin, Harvey Bullock, Jim Gordon oder Alfred Pennyworth ins Zentrum. Positiv ist hier besonders „Herr des Hauses“ von Lisa Klink hervorzuheben, in der sich Bruce Waynes Butler mit einer Horde Einbrecher konfrontiert sieht. Das Ergebnis ist ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das mit einem Augenzwinkern daher kommt. So steht in dem Sammelband teilweise weniger der Mitternachtsdetektiv, sondern (s)eine geschundene Stadt und ihre Bewohner im Vordergrund. Dabei bemühen sich die Autoren sichtlich um eine realistische Darstellung der Nachwirkungen der Erdbebenkatastrophe, was größtenteils überzeugend gelingt. Nur „Ballistics Rückkehr“ von Doug Moench wirkt so unplausibel, dass der Funke bei der Lektüre nicht überspringen will. Das gilt auch für den Text „Zufallsbegegnung“, bei der es sich um eine mehrseitige Erzählung mit wenigen Bildern handelt. Sie bietet einfach zu wenig Interessantes. Zudem wirkt der Bezug zur eigentlichen Thematik des Sammelbandes arg konstruiert.
Fast ein Dutzend verschiedener Zeichner illustrieren die einzelnen Geschichten. Eine richtig gute Arbeit liefert dabei Jim Aparo ab, der die Gefühle seiner Haupt- und Nebenfiguren durch deren Mimik sehr expressiv darstellt. Gefallen kann auch Brian Steelfreezes Orchestrierung der Action-Szenen und sein atmosphärisches Spiel mit Schatten sowie David Bollers tolles Charakterdesign von Alfred Pennyworth. Mark Buckingham liefert zwar insgesamt eine passable bis gute Arbeit ab, leistet sich aber immer wieder kleinere Schnitzer. So wirkt etwa sein Batman in „Das Recht des Stärkeren“ in einem Panel als Prima-Ballerina mit dünnen Stelzenbeinchen im Beinahe-Spagat unfreiwillig komisch. Zudem zeichnen die meisten seiner Kollegen Bruce Wayne deutlich überzeugender.
Fazit:
„Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland 1“ bietet vor dem Hintergrund des darbenden Gothams einige wirklich großartige Geschichten mit ansprechenden Zeichnungen. Manche sind dabei auch deswegen lesenswert, weil sie ungewöhnliche Wege beschreiten, vermeintliche Nebenfiguren ins Zentrum rücken und so auch erfahrenen Lesern etwas Neues bieten. Gibt es bessere Gründe, um sich in das Niemandsland zu wagen?
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