Batman. Auf dem Weg ins Niemandsland 2
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Gotham hat anscheinend noch nicht genug erduldet. Das ist jedenfalls der Eindruck, der sich Lesern bei der Lektüre des Crossovers „Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland 2“ aufdrängt. Ähnlich wie im ersten Teil stehen in insgesamt fünfzehn Geschichten, die erstmals zwischen Dezember 1998 und März 1999 in verschiedenen Publikationen erschienen, die Nachwirkungen des fatalen Erdbebens im Fokus, welche bekanntlich weite Teile von Gotham City zerstörten.
Positiv hervorzuheben ist der von Chuck Dixon erdachte Mehrteiler „Bruce Wayne in Washington“, deren treffenderer Originaltitel „Bruce Wayne Goes to Washinton“ die Nähe zu Frank Capras berühmten Film „Mr. Smith Goes to Washington“ verrät. Die Geschichten thematisieren anschaulich Bruce Waynes verzweifelten Versuch, „seiner“ Stadt zu helfen und bereichern das Crossover um eine politische Dimension. Der düstere, realistische Touch passt hervorragend zur Thematik und bildet einen ansprechenden Kontrapunkt zu den für das Superheldengenre typischen Kämpfen zwischen Schurken und Helden. Dass die Reden des Milliardärs keine Sekunde langatmig wirken, ist auch Zeichner Jim Aparo zu verdanken. Der variiert nicht nur geschickt immer wieder Perspektive und Handlungsort, sondern integriert in Bruce Waynes Rede auch wichtige Szenen aus Batmans Historie, die im Zusammenhang mit den vermittelten Inhalten stehen. So erhält das Gesagte eine interessante zweite Ebene.
Ein weiteres Highlight ist die Storyline „Wax Man und der Clown“ von Alan Grant. Hier stehen die Geschehnisse und Intrigen in Arkham im Vordergrund. Angesichts von prominenten Insassen wie dem Joker, Killer Croc oder Two-Face ist hier Action vorprogrammiert. Interessant sind besonders die Charaktere des Anstaltsleiters Jeremiah Arkham und des Jokers gestaltet. Während der eine verzweifelt versucht eine Situation zu retten, die ausweglos erscheint, kann der andere keinem auch noch so grausamen Gag widerstehen. Zwar handeln nicht alle Figuren logisch. Das ist angesichts der Disposition vieler Charaktere und der angespannten Lage allerdings auch nicht zu erwarten und eher realistisch als störend. Zeichner Mark Buckingham liefert einige atmosphärische dichte Illustrationen – etwa beim Auftakt, wo er die düstere Silhouette von Arkham Asylum bei Nacht präsentiert. Lediglich bei der Gestaltung mancher bekannter Superschurken liefern einige seiner Kollegen (noch) bessere Arbeit ab.
Mit dem geheimnisvollen Nicolas Scratch und dem ambivalenten Azrael bietet „Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland 2“ gleich zwei interessante und (relativ) neue Charaktere. Ähnlich wie im ersten Band rücken auch vermeintliche Nebenfiguren wie Jim Gordon, Nightwing, Oracle oder Robin stärker in den Fokus. Das ist an sich durchaus positiv. Allerdings rückt der eigentliche Titelheld dafür doch über weite Strecken sehr stark in den Hintergrund. Die letzte Geschichte „Die Geheimakten“ ist ein netter Bonus und liefert vor allem Neulingen im Batman-Universum einige wichtige Informationen. Die zeichnerische Qualität fällt allerdings vor allem gegen Ende im Vergleich zum sonst fast durchweg hohen Niveau – vielleicht abgesehen von der etwas wenig nuancierten Arbeit von James A. Hodgkins zuvor – deutlich ab.
Fazit:
Das Crossover „Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland 2“ bietet mit „Bruce Wayne in Washington“ und „Wax Man und der Clown“ mindestens zwei herausragende Storylines, die alleine schon den Kauf rechtfertigen. Dazu gibt es noch viele interessante Ereignisse um Azrael, Nicolas Scratch und andere Figuren des Gotham-Universums zu lesen. Entscheidende Schwächen leistet sich der über 380 Seiten starke Sammelband hingegen kaum, auch wenn der Dunkle Ritter einigen Fans manchmal etwas fehlen dürfen.
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