Rezension von Sebastian Hogrebe
Verlagsinfo:
„Weitere alte Gegner Batmans werden tot aufgefunden, die alle dieselben auffallenden Schusswunden tragen wie die zuvor Ermordeten. Der Kreis des Verdachts schnürt sich immer enger um den Mann, dem der Mitternachtsdetektiv die Obhut über seine Stadt übergeben hatte. Sagen die an den Tatorten gefundenen Indizien tatsächlich auch das aus, was alle glauben? Ein lange überfälliges Gespräch soll die Lage klären, doch möglicherweise macht es die ganze Angelegenheit noch schlimmer ... “
Rezension:
Batman 2 ist ein Heft mit 76 farbigen Seiten. Die Ausgabe umfasst Teil 4, 5 und 6 der achtteiligen Serie Im Zwietlaps, Face to Face der Originaltitel
Ausgabe 2 der neuen monatlichen Batman-Serie in Deutschland enthält die Episoden 4 – 6 der achtteiligen Reihe Im Zwietlaps, die in der ersten Ausgabe ihren Anfang nahm. Das bedeutet zwei weitere tote Superschurken (aus der zweiten Reihe), jeweils einen Auftritt für Killer Moth und [Killer Croc], Jason Bard in Not und die Rückkehr von Two-Face.
Batman bekommt keine Zeit sich nach seiner Rückkehr erst einmal zu akklimatisieren, oder aber er wird dazu im Supertempo gezwungen. Die herum liegenden Leichen zweit- und drittklassiger Superschurken und ein Überwachungsvideo der einen Kontakt zwischen den Leichen und dem hauptverdächtigen Harvey Dent beweist zwingen Batman dazu den von ihm für seine Abwesenheit ernannten Wächter von Gotham aufzusuchen und ihn zu befragen. Das macht die ganze Angelegenheit allerdings nur noch schlimmer und bringt den geheilten Dent noch stärker aus seinem seelischen Gleichgewicht, als es die Rückkehr des dunklen Ritters bereits getan hat.
Robin darf sich derweil gegen Killer Moth beweisen, der einen Juwelier ausrauben will und wohl keine Nachrichten sieht, ansonsten hätte er von der Rückkehr des dynamischen Duos bestimmt gehört. Danach geht es für die beiden Beschützer Gothams in die Abwässerkanäle, wo sie auf Killer Croc und eine weitere Leiche treffen. Nein, Croc ist kein Opfer der Mordserie und quicklebendig – im Gegenteil ist er ebenso wie Poison Ivy sehr viel stärker als ... damals? Die Leiche dagegen ist schon älter und liefert weiter Beweise gegen Dent.
Unterdessen schnüffelt Jason Bard ziemlich erfolgreich herum, so erfolgreich, dass er schließlich in den Lauf einer Pistole blicken darf. Der Cliffhanger dieser Nebengeschichte ist das Mündungsfeuer einer Waffe. Der Rest der Ausgabe ist ganz und gar Harvey Dent gewidmet. Und Two-Face. Nun erfährt der Leser was sich aus Sicht des Mordverdächtigen Nummer 1 im Jahr nach der Crisis so ereignet hat. Und wie es nun mit ihm weiter geht.
Die künstlerische Gestaltung ist meist düster gehalten, schwache Glanzeffekte werden aber flächendeckend eingesetzt. Die Figuren sind durchaus realitätsnah proportioniert gezeichnet und unterscheiden sich nicht nur in Haar- und Augenfarbe. Ganzseitige Bilder sind selten, die meisten Bilder eher klein geschnitten. Die Geschichte erhält hier vor reiner Bildgewalt den Vorzug.
Der Geschichte ist einfach zu folgen, die Dialoge sind klar und unkompliziert. Das Heft ist unterteilt in drei Erzählstränge, die sich nicht ganz an die drei Originalausgaben halten: die weitere Morduntersuchung durch Batman, die Ermittlungen von Jason Bard und am Ende der Monolog / Dialog von Harvey Dent und Two-Face.
Man merkt dieser Ausgabe an, dass noch etliche Hintergrundgeschichten für den Neustart der Serie nachzuholen sind. Teils umfangreiche Vergangenheitsbewältigung hält hier den Lauf der Geschichte auf. Der letzte Teil der Ausgabe mit Harvey Dent besteht fast nur daraus, dem Leser dessen Geschichte bis zu dieser Angelegenheit zu erzählen. Dies erfolgt in den ersten Teilen dieser Ausgabe besser, da konzentrierter. Das Zwiegespräch zwischen Bullock und Batman ist in dieser Hinsicht wirklich gelungen, da es trotz des Konzentrats an Vergangenheit lässig den Druck vermissen lässt diese Geschichte zu erzählen.
Batmans Ermittlungen verlaufen in dieser Ausgabe wenig spektakulär. Trotz zweier Kämpfe und Leichen sieht man wenig besonders großartiger Taten, wird eher davon überrascht wie dilettantisch er sich bei der Konfrontation mit Harvey Dent verhält. Im Grunde werden nur Beweise um Beweise gesammelt, die alle einfach zu offensichtlich auf den Täter weisen. Batman dümmer als den Leser agieren zu lassen wirkt in dieser Hinsicht ziemlich irritierend.
Die „Kurzgeschichte“ mit Jason Bard ist wie in Ausgabe 1 beinahe das beste an diesem Heft, schaffte es der Mann doch viel interessantere Fakten zu finden und muss dafür nicht einmal ein Kostüm überstreifen, lediglich Tee mit einem besorgten Mann eines der Opfer trinken. Eigentlich sehr spannend gemacht, ist der Cliffhanger jedoch zeichnerisch entweder fehlerhaft oder aber offensichtlich weitaus weniger spannend als beabsichtigt. Die Waffe die abgefeuert wird, von der der Leser annehmen soll, dass sie auf Bards Gesicht zielt, ist nämlich nicht dieselbe Waffe, die davor auf sein Gesicht zielt. Jedenfalls wenn man den Zeichnungen glauben kann.
Die Kämpfe sind ein glatter Punktabzug für diese Ausgabe. Sie sind weder spannend noch überzeugend. Dazu kommt, dass sie nicht gut gezeichnet sind. Die Bewegungen sind in einigen Bildern nur schwer nachzuvollziehen oder die Aktionen wirken naiv.
Für den Erzählfluss eigentlich störend ist die Vergangenheitsbewältigung von Harvey Dent, die den ganzen letzten Teil der Ausgabe bildet, recht gut gelungen. Zu ausufernd aber dafür natürlich sehr informativ wird erzählt, was mit dem einstigen Superschurken so alles geschah, bis er von Batman zum Wächter über Gotham ernannt wurde. Was er als Wächter tat kommt dann allerdings ein wenig kurz. Es findet sich allerdings auch ein recht eigenartiger Logikbruch in der Geschichte: Wenn Batman direkt nach der Crisis aus Gotham verschwunden ist um nach 12 Monaten zurück zu kehren – wie konnte er dann davor erst einmal Harvey Dent einen Monat lang trainieren?
Die Übersetzungen sind gelungen, es gibt keine Textschwierigkeiten, was vielleicht auch an der dann doch eher schwachen Geschichte im Verlauf dieser Ausgabe liegt. Das Nachwort geht allerdings nicht wirklich direkt auf die vorliegende Ausgabe ein, lässt neue Leser mit einigen Punkten wie die Identität oder den Hintergrund von Killer Moth oder Killer Croc allein. Es werden sogar Informationen aus dem Nachwort von Ausgabe 1 wiederholt, was insgesamt nicht glücklich erscheint.
Das Fazit für diese Ausgabe fällt gemischt aus, da sie doch einige Irritationen bereithält. Dennoch kann man guten Gewissens behaupten einen gut gemachten Comic gekauft zu haben, wenn man sich nicht von dem eher eigenartigen Titelbild der Ausgabe abschrecken lässt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis trifft es vielleicht nicht ganz, ein halber oder ganzer Euro weniger würde eher passen. Wer wissen will wie die Geschichte aus Ausgabe 1 weitergeht hat natürlich keine Wahl.