Batman: Der schwarze Spiegel
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Dass in Gotham Albträume war werden, ist für Kenner des DC-Universums nichts Neues. Doch in „Batman: Der schwarze Spiegel“ wird das Verbrechen für Batman – und noch mehr für Commissioner Gordon – zu einer sehr persönlichen Sache. Doch um diese überhaupt erst im vollen Umfang zu erfassen, müssen die Verbrechensbekämpfer merkwürdige kriminalistische Puzzleteile – etwa ein Dealer, der Artefakte von Superschurken verkauft oder ein toter Killerwal in einem Bankgebäude – zusammensetzen. Zudem taucht ein alter Bekannter auf. Doch ist der Opfer, Unbeteiligter oder gar Täter?
Scott Snyder ist längst einer der prominentesten Comic-Autoren überhaupt. Immerhin ist es dem US-Amerikaner gelungen, mit seinen Arbeiten sowohl den Eagle und den Eisner als auch den Harvey und den Stan Leee Award zu gewinnen. In den letzten Jahren hat er sich dank Geschichten wie „Batman: Der Rat der Eulen“ oder „Batman: Die Pforten von Gotham“ besonders um den Dunklen Ritter verdient gemacht. Mit „Batman: Der schwarze Spiegel“ gelingt ihm eine spannende und abwechslungsreiche Kriminalgeschichte, bei der die Leser teilweise selbst zu Detektiven werden und über Schuld oder Unschuld rätseln können. Zudem wissen viele seiner Charaktere durch eine gewisse psychlogische Tiefe zu gefallen. Bemerkenswerterweise bricht Snyder mit der fast schon allgemeingültigen Formel ´Batman ist Bruce Wayne – Bruce Wayne ist Batman“, indem er die Story in die Zeit nach der Final Crisis verlegt, in der Dick Grayson das Fledermauskostüm überstreift. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie Snyder den Charakter des früheren Robin in seiner neuen Rolle auslotet und einen zwar starken, aber dennoch auch immer wieder unsicheren Helden porträtiert. Einige Aspekte erinnern dabei an Batmans berühmtes erstes Jahr. Dennoch zeichnet sich Dick Grayson in seiner ungewohnten Rolle durch genug Eigenständigkeit auf, sodass er eben kein bloßer Abklatsch von Bruce Wayne wird. Snyder beugt Langeweile vor, in dem er einige Twists in die Story einbaut und falsche Fährten legt. Diese sind oft überraschend, wirken aber zum Glück auch nicht zu konstruiert. Auch einige vermeintliche Unstimmigkeiten oder Schwächen erweisen sich am – gelungenen, weil doppelbödigen – Ende letztlich doch als passende Elemente der Geschichte. An einige Stellen hätte Snyder vielleicht etwas stringenter erzählen können. Dem interessanten Plot belastet das aber kaum.
Mit dem Briten Jock – alias Mark Simpson – und dem Italiener Francesco Francawille zeichnen gleich zwei Künstler für die Illustrationen des Comics verantwortlich. Jock liefert dabei sehr atmosphärische Zeichnungen, in denen er Schatten geschickt einsetzt und gekonnt mit der Gestaltung und Größe der Panels spielt. Auch die Perspektive variiert der Brite sehr schön und kreiert immer wieder detaillierte Zeichnungen. Allerdings ist das Figurendesign nicht immer perfekt. So wirkt etwa Alfreds etwas zu sehr oval gezeichneter Kopf fast wie ein Karikatur. Im letzten Teil des Comics lässt das ansonsten hohe Niveau seiner Zeichnungen zudem stellenweise etwas nach. Ob da – angesichts der manchmal etwas skizzenhaft wirkender Panels – eine Deadline gedroht hat? Francesco Francawille fungiert anschließend nicht nur als Zeichnet, sondern ist auch für die Farben verantwortlich. Gut so! Denn beide Elemente bilden beim Italiener eine Einheit, wobei die Farbgebung weniger realistisch wirkt, sondern die herrschende Stimmung – im Wortsinne – gekonnt untermalt. Auf den ersten Blick wirken einige Panels zwar etwas derber aber gleichzeitig auch besonders ausdrucksstark. Besonders bei der Visualisierung von Bewegungen leistet Francawille in diesem Zusammenhang richtig gute Arbeit.
Als Bonus bietet der Sammelband nicht nur mehrere Cover-Entwürfe, sondern auch ein interessantes Beispiel für Charakter-Design und zudem gelungene Bewerbungspanels von Francesco Francawille, die im Gegensatz zur ernsten Hauptstory durchaus witzig sind.
Fazit:
»Batman: Der schwarze Spiegel« ist eine packende sowie psychologisch interessante Kriminalgeschichte, die etwas abseits von altbekannten Pfaden verläuft und auch visuell Einiges zu bieten hat.
Nach oben