Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Zahlreiche Comics werden mit dem Etikett „Kult“ verkaufsfördernd versehen. Eines, das diese Bezeichnung fraglos verdient, ist das von Frank Miller erdachte, von Klaus Janson in Szene gesetzte sowie von Lynn Varley kolorierte Werk „Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters“. Die im Jahr 1986 erstmals erschiene Graphic Novel hat nicht nur das Batman-Franchise, sondern auch das Genre insgesamt geprägt. Doch kann Frank Millers Magnus Opus auch gut dreißig Jahrzehnte nach seiner Entstehung noch überzeugen?
Gotham City ist eine korrupte und gefährliche Stadt. Bereits seit einem Jahrzehnt ist Batman nicht mehr aufgetaucht. Besonders arg treibt es eine Gang, die sich selbst als Mutanten bezeichnet. Zudem kommt Harvey Dent alias Two-Face angeblich geheilt frei. Angesichts dieser Gefahrenlage schlüpft ein sichtlich gealterter Bruce Wayne noch einmal in das Batman-Kostüm. Ihm zur Seite steht dabei ein gänzlich neuer Robin.
Frank Millers großer Verdienst ist es, dass er seinen Batman deutlich erwachsener und vielschichtiger gestaltet, als das den meisten seiner Vorgänger gelungen ist. Zudem lässt er die Unterschiede zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß immer wieder verwischen. Manchmal geht Miller dabei für einige Fans des Dunklen Ritters zu weit - etwa wenn er Batman einen Verbrecher foltern lässt. Dennoch gelingt ihm eine packende Interpretation, in der er dem allzu bekannten Mitternachtsdetektiv neue Seiten abgewinnt und ihn teilweise entmystifiziert. Der weibliche Robin an Batmans Seite sorgt dabei für frisches Blut. Für Gegenspieler – auch solche, mit denen so mancher Leser kaum rechnen würde – sowie Überraschungen ist ohnehin reichlich gesorgt. Die im Handlungsablauf allgegenwärtigen TV-Sendungen wirken zwar nicht mehr so modern wie noch Mitte der 80er Jahre. Trotzdem ist die Graphic Novel in keiner Weise altbacken, was auch der aktualisierten Übersetzung zu verdanken ist. An einigen Stellen scheint allerdings Millers eigene, anti-liberale Einstellung durch unausgewogene Darstellungen wohl für so manchen Leser zu stark durch.
Klaus Jansons Stil ist etwas ganz Besonderes. Während einige seiner Zeichnungen fast wie Skizzen wirken, sind andere bis ins Detail ausgearbeitet. Seine besten Illustrationen sind dabei einfach grandios – etwa wenn er den praktisch neugeborenen Dunklen Ritter überlebensgroß und eindrucksvoll aus der Froschperspektive präsentiert oder später mit Superman inszeniert. Zudem gelingt es Janson, seinen Illustrationen immer wieder, eine mitreißende Dynamik zu verleihen und aussagekräftige sowie stimmungsvolle Panels zu kreieren. Die Würdigung der Comic-Koloristen kommt oft zu kurz. Jedoch muss Lynn Varley hier unbedingt erwähnt werden. Dabei verzichtet sie immer wieder auf eine realistische Farbgebung. Der Künstlerin ist es viel wichtiger, den Effekt durch ihre Kolorierung zu maximieren. So schafft sie etwa reizvolle Kontraste, in dem sie die Präsenz von Farben immer wieder reduziert und dann etwa den Dunklen Ritter in satten Farbtönen auftauchen lässt. Manchmal wirken dadurch vor allem Gesichter jedoch etwas blass. Doch hier ist Varley die Expressivität ihrer Kolorierung einfach wichtiger als naturalistischen Zwängen zu entsprechen.
Panini hat sich nicht lumpen lassen und den Lesern anlässlich der Neuauflage von „Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ interessantes Bonus-Material spendiert. Dazu gehören nicht nur Skizzen und ein frühes Exposé, sondern auch eine lesenswerte Einleitung von Frank Miller sowie ein Gespräch mit ihm und Brian Azzarello, der für Batman-Fans kein Unbekannter sein dürfte.
Fazit:
Die letzten drei Jahrzehnte haben dem Reiz von „Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ nichts abhaben können. Die packende, realistisch wirkende Story, die oft starken Zeichnungen und die wirkungsmächtige Kolorierung machen die Graphic Novel zu einem Pflichtkauf für alle Batman-Fans.
Nach oben