Reihe: DC Premium Bd. 60
Rezension von Richard Stadler
Er ist der Clownprinz des Verbrechens, der kichernde Lachgaskönig des Bösen und die Nemesis von Gotham Citys Dunklem Ritter Batman. Und er ist die faulige, krebsartige Krankheit, die das düstere Gotham befällt, wann immer er aus Arkham ausbricht und einen Fuß in die Stadt selbst setzt. Dieses Mal wird der Joker aber sogar ganz offiziell aus Gothams Irrenanstalt entlassen, ist sein Freigang in die Stadt legitimiert – wie auch immer er das geschafft hat.
Seinen folgenden, gnadenlosen und von viel Hass und Verrücktheit befeuerten Rachefeldzug gegen seine früheren Verbrecherkollegen, die sein Gebiet unter sich aufgeteilt haben, gegen Harvey Dent alias Two-Face und gegen Gotham im Allgemeinen schildert Autor und Fanliebling Brian Azzarello aus der Sicht eines bis dato bestenfalls drittklassigen Gauners, der als neue rechte Hand des Jokers das echte Verbrechen – und echten, nihilistischen Wahnsinn – kennen lernt...
Keine Frage: Dieser Brian Azzarello weiß verdammt noch mal, wie er Gangster-Geschichten zu schreiben bzw. zu erwählten hat. Sein Portfolio als Comic-Autor ist schließlich voll davon und hat mit 100 BULLETS eine Serie, die so mit Preisen behangen ist wie ein Bronx-Bandenführer mit schweren Goldketten und -Anhängern. Auch „BATMAN: KAPUTTE STADT“ hat ja schon gezeigt, dass Gotham der ideale Spielplatz für Azzarellos Crime-Fantasien ist. Und auch wenn Batman in diesem Band erst zum Schluss in Aktion tritt, fährt „BATMAN – JOKER“ mit dem Verbrecherclown als irres Zentrum der Geschichte sehr gut.
Mit Zeichner Lee Bermejo, der wieder einmal einen hervorragenden Job macht und die Story in passende Bilder umsetzt, hat Azzarello indessen schon an zwei anderen DC-Projekten zusammengearbeitet (den Miniserien BATMAN/DEATHBLOW und LEX LUTHOR: MANN AUS STAHL, beide dt. ebenfalls bei Panini). Die beiden harmonieren gut, und das spürt man auf jeder Seite. Ein Genuss.
FAZIT
Ob man sich optisch unbedingt so sehr an den „Heath Ledger-Joker“ hätte orientieren müssen (und ob das nun eine Hommage an diesen viel zu früh gestorbenen Schauspieler oder kaltes Kalkül ist), muss jeder selbst entscheiden.
Fest steht: Wer den irren, das Chaos anbetenden Joker aus Christopher Nolans revolutionären THE DARK KNIGHT mochte, wird diese Graphic Novel hier leben.
Wie auch alle anderen Azzarello- und Batman-Fans.