Batman Knightfall – Der Sturz des Dunklen Ritters 4: Der verlorene Sohn
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Bruce Wayne muss Gotham City für einige Zeit verlassen. Natürlich lässt er seine Heimatstadt nicht schutzlos zurück. Aber nicht irgendein Superheld soll Gotham schützen, sondern Batman. Also überlässt er Dick Grayson – bekannt als sein ehemaliger Sidekick Robin – das Fledermauskostüm. Neuer Robin wird Tim Drake. Das neu formierte dynamische Duo hat mit zahlreichen Superschurken - wie Killer Croc, Two-Face, Tally Man und dem Bauchredner - alle Hände voll zu tun. Da erweisen sich die Selbstzweifel von Dick Grayson, der sich als Nightwing bereits eine neue Superheldenidentität aufgebaut hatte, als besonders gefährlich.
„Batman Knightfall – Der Sturz des Dunklen Ritters 4: Der verlorene Sohn“ ist der Abschluss der sogenannten Knightfall-Saga und erschien in den USA unter dem Titel „Prodigal“. Die Reihe stellt wahrscheinlich mit das Beste und Düsterste dar, was in den 90er Jahren über den Dunklen Ritter als Comic erschienen ist. Erdacht wurde die Storys von den Altmeistern Chuck Dixon, Alan Grant und natürlich Doug Moench, der eine der wichtigsten Autoren der Knightfall-Comics ist. Am meisten überzeugen können die Geschichten, in denen Two-Face – der als klassischer Batman-Antagonist auch den Schwerpunkt des Sammelbandes bildet – und der Tally Man die Hauptrolle spielen. Das liegt vor allem daran, dass die Figur des Two-Face besonders gut von den Autoren ausgelotet und interessant dargestellt wird. Die kurze Episode in welcher der Tally Man im Vordergrund steht, zeichnet sich hingegen durch eine ausgeprägte psychologische Tiefe aus. Hier kulminieren die Selbstzweifel, die Dick Grayson in seiner neuen Rolle verfolgen. Gleichzeitig wird seine Vergangenheit immer wieder in kurzen Rückblicken beleuchtet. Packend ist hier die intensive Spannung, die der Autor Alan Grant kreiert, indem er Dick Grayson unfreiwillig Russisches Roulette spielen lässt. Natürlich würde kein Autor Batman dauerhaft sterben lassen. Aber gilt das auch, wenn im Fledermauskostüm nicht Bruce Wayne, sondern nur sein Ersatz steckt? Nicht ganz so überzeugend sind die Geschichten geraten, in deren Fokus Killer Croc und der Bauchredner stehen. Besonders bei Letzteren fällt es etwas schwer, ihn als Superschurken überhaupt Ernst zu nehmen.
Gleich acht Zeichner – nämlich Mike Gustovich, Bret Belvins, Lee Weeks, Phil Jimenez, Graham Nolan, Ron Wagner, Mark D. Bright sowie John Clearly – sind für die optische Gestaltung von „Batman Knightfall – Der Sturz des Dunklen Ritters 4: Der verlorene Sohn“ verantwortlich. Das sorgt einerseits zwar für Abwechslung, ist aber andererseits etwas störend, wenn bekannte Charaktere plötzlich ganz anders dargestellt werden, Augenfällig ist das bei Two-Face, den etwa Lee Weeks oder Bret Blevins deutlich ansprechender darstellen als dieses als Phil Jimenez gelingt. Bei Letzterem wirkt besonders die zerstörte Gesichtshälfte recht lieblos gestaltet. Bei Weeks finden sich zudem noch einige Schmankerl. So schläft etwa Tim Drake etwa ausgerechnet in einem Superman-Schlafanzug. Zeichnerisch mit den besten Eindruck hinterlässt ingesamz Graham Nolan, der nicht nur die Mimik seiner Figuren sehr expressiv gestaltet, sondern auch Panels sowie Perspektiven immer wieder ansprechend zu variieren vermag. Ein besonderes Lob hat das von Tom Grummet und Scott Alan McDaniel gestaltete Cover verdient, dass einen nachdenklich und etwas verunsichert blickenden Dick Grayson im Batman-Dress zeigt. Eingerahmt ist er dabei von den Kostümen, die seine Vergangenheit bzw. Gegenwart darstellen – nämlich vom Robin- bzw. Nightwingdress. Das veranschaulicht auch optisch sehr schön, die Problematik, die sich der „Aushilfs-Batman“ stellen muss.
Fazit:
„Batman Knightfall – Der Sturz des Dunklen Ritters 4: Der verlorene Sohn“ ist insgesamt ein würdiger Abschluss der „Knightfall“-Saga und bietet in den besten Momenten reichlich Spannung und sogar psychologische Tiefe.
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