Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
„Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland“ zeigte die vielfältigen Auswirkungen, die das große Erdbeben auf Gotham hatte. Dazu bildet das Crossover „Batman: Niemandsland 1“ eine direkte Fortsetzung. Gotham City ist nun nur noch eine von der Außenwelt abgeriegelte Sperrzone, in der offiziell kein Gesetz herrscht. Die Stadt ist in zahlreiche Machtbezirke unterteilt, in denen vor allem Gangs und Superschurken das Sagen haben. Die ehemaligen Beamten des GCPD bemühen sich verzweifelt, die Ordnung aufrecht zu halten. Doch alleine haben sie kaum eine Chance. Der Dunkle Ritter scheint die Stadt verlassen zu haben. Aber später taucht doch noch eine Gestalt im Fledermauskostüm auf.
Dementsprechend kommt der von Bob Gale verfasste vierteilige Auftakt „Niemandsland: (Un)Recht und (Un)Ordnung“ über weite Strecken ohne den bekannten Mitternachtsdetektiv aus. Das mindert aber keineswegs die Qualität dieser ersten Haupt-Storyline. Gale nimmt sich viel Zeit, eine düstere Atmosphäre zu etablieren und gibt damit den Ton für das Kommende vor. Ihm gelingt eine vielschichtige und sehr stimmige sowie gut erzählte Exposition, die spätere Entwicklungen geschickt andeutet und auch moralische Fragen aufwirft. Dazu passen die von Alex Maleev kreierten Illustrationen sehr gut, in denen der Zeichner immer wieder mit Licht und Schatten spielt. Zahlreiche Panels kommen dabei ganz ohne Text aus, sodass die Bilder sich wirkmächtig entfalten können.
Dieses hohe Niveau kann die von Dennis O´Neil kreierte zweiteilige Story, in deren Mittelpunkt der Anti-Held Azrael steht, nicht ganz halten. Die Geschichte ist insgesamt nicht so vielschichtig. Zudem muss O´Neil einige Zufälle bemühen, um die Handlung voran zu treiben. Und auch die Zeichnungen von Robert Robinson sind nicht so akzentuiert und fein, wie bei Alex Maleev zuvor.
Glücklicherweise vermag die zweite, ebenfalls vierteilige Haupt-Storyline „Niemandsland: Vertrauenskrise“ wieder mehr zu gefallen. Auch Autor Devin K. Grayson thematisiert auf spannende Art und Weise Fragen um Moral und Schuld. Dabei kommen zudem Intrigen und Action nicht zu kurz. Auch wenn die Geschichte spannend und wendungsreich ist, bleibt ein kleiner logischer Makel: Warum nur scheint fast niemand daran zu denken, dass Scarecrow als recht bekannter Schurke ein böses Spiel inszeniert? Makellos ist hingegen die zeichnerische Umsetzung durch Dale Eaglesham. Der Künstler gestaltet immer wieder ansprechende, oft detailreiche Panels und arbeitet auch die Gestik seiner Figuren schön heraus. Dabei gelingt es ihm sogar, dem Leser das Gefühlsleben hinter der starre Masken der Vogelscheuche zu veranschaulichen.
Das zweiteilige Finale „Brot und Spiele“ ist von Ian Edginton erdacht sowie von D´Israeli illustriert. In der Konfrontation von Batman mit dem Pinguin kann der Dunkle Ritter vor allem als Held glänzen. Den Facettenreichtum der beiden zentralen Storylines erreicht Edginton leider nicht. Die Zeichnungen sind zwar teilweise sehr expressiv, wirken aber manchmal so überzogen wie Karikaturen, was nicht so recht zur zuvor etablierten düsteren Stimmung passen will.
Fazit:
„Batman: Niemandsland 1“ bietet zwei herausragende Haupt-Storylines, die zeichnerisch komplett und inhaltlich fast vollständig zu gefallen wissen. Auch wenn die kürzeren Nebengeschichten nicht ganz dieses hohe Niveau erreichen, kann das Crossover mit seiner düsteren Atmosphäre insgesamt dennoch überzeugen.
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