Die Anthologie-Serie Batman – Urban Legends ist für kleine, aber feine Geschichten aus der Welt des Dunklen Ritters bekannt, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Der Sammelband Die Geister von Gotham enthält neun Storys, die von verschiedenen Künstlern stammen und hier erstmals in deutscher Sprache erscheinen. In ihrem Mittelpunkt stehen nicht nur Batman, sondern etwa auch die Birds of Prey, Nightwing oder die Outsiders. Für Abwechslung ist also gesorgt, aber auch für Qualität?
Für die erste Story Der Mord-Club lässt sich das absolut bejahen. Schön, dass die von Joey Esposito erdachte Geschichte dann auch das umfangreichste Werk des Bandes bildet. Hier ruft Batman eine Mordserie auf den Plan, bei dem die Opfer vor ihrem Tod wahnhafte Anfälle haben. Der Beitrag fordert nicht nur Batman als Mitternachtsdetektiv. Er nimmt auch die psychische Verfasstheit der Figuren ernst bietet zudem einige handfeste Überraschungen. Am Ende fügen sich alle Teile zu einem ansprechenden Mosaik, der sich auch passend in das Gotham-Universum einfügt. Visuell sorgt Zeichner Vasco Georgiev für eine stimmige Noir-Optik. Den einzigen wirklichen Schwachpunkt, den er sich leistet, ist ein künstlerisch wenig überzeugend geratener Blick in die Vergangenheit auf einer Doppelseite.
Etwas enttäuschend ist hingegen die Geschichte Eternity in Gotham von Mohale Mashigo. Das liegt nicht daran, dass diese sehr schlecht ist. Sie hat nur einfach recht wenig mit Gotham oder Batman zu tun. Im Mittelpunkt stehen einfach ein Gerichtsmediziner mit besonderen Fähigkeiten, ein paar Morde und ein guter Schuss Mystery. Die Zeichnungen von Arist Deyn sind insgesamt passabel, wirken aber manchmal etwas statisch.
Atmosphärisch-gruselig ist Schloss Arkham: Schwingen des Todes geraten. Autor Jim Zub verpflanzt den Batman-Mythos in eine phantastische Vergangenheit. Das ist unterhaltsam zu lesen, deutet wegen bekannter Charaktere und Namen einige Entwicklungen aber bereits an. Das avanciert teilweise zum Spannungskiller. Auf jeden Fall passen die Zeichnungen von Max Dunbar schön zum düsteren Setting.
Es folgen die Birds of Prey in Memory Lane. Leider ist die von Che Grayson verfasste Story kein Highlight. Das liegt nicht nur daran, dass die ständigen internen Konflikte der Heldinnen irgendwann nerven. Auch der Plot erinnert zu sehr an mindestens einen bekannten Blockbusterfilm. Dann ist auch noch das Ende unbefriedigend. Immerhin gestaltet Serg Acuna die Figuren ansprechend, wobei deren große Augen etwa mangaesque wirken.
Signal und die Outsiders überzeugt da inhaltlich mehr. Denn hier thematisieren Brandon Thomas und Alberto Jimenez glaubwürdig die Folgen typischer Superheldenschicksale. Eine Prise Humor würzt die Story. Auch die Zeichnungen von Alburquerque sind gelungen – vor allem wenn er ins Großformat wechselt.
Ein weiterer guter Beitrag ist Fluchtfahrt durch Gotham, für die Michael Cho nicht nur für die Optik beisteuert, sondern neben Anhthony Falcone auch für die Story verantwortlich ist. Ein echter Hingucker sind dabei viele Zeichnungen. Deren Dynamik lässt das Tempo bei den Verfolgungsjagden spürbar werden. Da stören dann auch einige logische Schwächen – wie lange dauert etwa die Konstruktion eines Rennwagens? – etwas weniger ins Gewicht.
In Der Regisseur von Jamal Campbell bekommt es Nightwing mit einem neuen Gegenspieler zu tun. Die Geschichte überzeugt nicht ganz, da sie etwas zu konstruiert wirkt. Immerhin sind die Zeichnungen ansprechend geraten, für die ebenfalls Campbell verantwortlich ist. Das reicht von einer ausdrucksstarken Figurenmimik bis zum teilweise innovativen Pandeldesign.
In Werkzeuge muss Batman herausfinden, wer seine Gadgets verwendet. Die kleine Geschichte von Yedoye Travis lässt etwas Finesse vermissen. Ähnliches gilt leider auch für die Zeichnungen von Luvas Silveira.
Einen versöhnlichen Abschluss bildet dann Heiße Kiste vom Duo Kenny Porter und Simone Di Meo. Kenny Porter liefert eine nette und launige Geschichte über die Beziehung von Batman und Robin, ohne allerdings zu sehr in die Tiefe zu gehen. Zudem sind die Zeichnungen von Simone Di Meo sehenswert. Auch die abwechslungsreichen Panelgestaltungen sind ein echter Pluspunkt.