Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Die Polizei von Gotham gelangt an ihre Grenzen, als Terroristen die Kraftwerke der Stadt angreifen. Es droht sogar eine atomare Katastrophe. Selbst Batman scheint aus Sicht der Verantwortlichen überfordert. So nehmen sie in der Not ausgerechnet die Hilfe eines Gegenspielers des Dark Knight an – nämlich von Ra’s Al Ghul. Der sorgt mit seiner Mini-Armee zwar für Ordnung, agiert dabei aber deutlich skrupelloser als der Mitternachtsdetektiv. Dann kommt es auch noch zu einer folgenschweren Explosion und merkwürdigen Gedächtnisverlusten.
Die von November 2019 bis zum Juni 2021 erschiene Mini-Serie Batman vs. Ra’s al Ghul stammt aus der Feder von Neal Adams. Der im Jahr 1941 geborene Comic-Künstler ist ein echtes Urgestein der Comic-Szene und bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten Teil der »Eisner Award’s Will Eisner Comic Book Hall of Fame« sowie der »Harvey Award’s Jack Kirby Hall of Fame«. Hier ist er nicht nur für die Zeichnungen und Farben, sondern auch für die Story verantwortlich. Zudem hat er zusammen mit dem kaum minder berühmten Dennis O’Neil die Figur des Ra’s Al Ghul in den frühen 1970ern in das DC-Univesum eingeführt. Der ist neben dem Joker der vielleicht interessanteste Gegenspieler des Dark Knight. Alles in allem also hervorragende Voraussetzungen für einen tollen Comic.
Auch mit knapp 80 Jahren liefert Neal Adams immer noch hervorragende Zeichnungen ab. Diese wirken zwar inzwischen nicht mehr ganz so modern, wie damals, zeigen aber immer noch die typische Dynamik. Dazu kommt das sorgfältige Figurendesign, bei dem besonders die sorgfältige Gestaltung von Batman herausragt. Die Geschichte selbst ist abwechslungsreich und bietet überraschende Entwicklungen. Weil Adams sowohl für die Story als auch die Zeichnungen verantwortlich ist, sind beide Elemente zudem durchgehend gut aufeinander abgestimmt.
Die Stärken von Neil Adams liegen aber fraglos im zeichnerischen Bereich und nicht im Storytelling. Die Geschichte wirkt im besten Fall skurril, zuweilen etwas wirr und an vielen Stellen – auch wegen der nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen einiger Charaktere – schlichtweg unglaubwürdig. Statt – wie der Titel andeutet – die Konfrontation zwischen Batman und dem jahrhundertealten Kopf des Dämonen Ra’s al Ghul zu forcieren, führt Adams immer neue Figuren ein. Dadurch avanciert der ikonische Superschurke bald zur Nebenfigur. Dessen in anderen Publikationen gezeigten Möglichkeiten werden dabei kaum ausgeschöpft. Auch die Figur des Ra’s al Ghul selbst bleibt insgesamt ziemlich blass. So fehlt ihm etwa eine mythische Aura, die zu ihm als praktisch unsterblicher Anführer einer Armee von Assassinen gut passen würde. Auch das eigentliche Versprechen, das der Titel der Mini-Serie darstellt, wird leider kaum eingelöst.
Fazit:
»Batman vs. Ra’s al Ghul« weiß optisch zu gefallen und bietet eine interessante, wendungsreiche und oft skurile Story. Leider löst Neal Adams jedoch das Versprechen, das der Titel suggeriert, viel zu wenig ein und verliert bei der Schilderung der nicht ganz überzeugenden Story den Fokus.
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