Fantasyguide: Bienenschwarm und Diskusflug (Gruppenabenteuer)

Bienenschwarm und Diskusflug (Gruppenabenteuer)

Rezension von Christel Scheja

Beinahe schon zu einer Institution geworden ist der jährlich ausgeschriebene DSA-Abenteuerwettbewerb „Der goldene Becher“, der im Rahmen des Treffens „Hannover spielt!“ verliehen wird.

Seit einigen Jahren erscheinen die drei bestplazierten Szenarien nun auch in einem offiziellen Abenteuerband und sind nicht mehr länger nur als fannische Publikation zu erwerben. 2005 sollten sich die Autoren mit Religionen beschäftigen, die abseits des weit verbreiteten Zwölfgötter-Glaubens existieren.

„Die Überlebenden von Michael Masberg“ spielt vor allem im südlichen Aranien und Mhanadistan, der Urheimat der Beni Rurech, die einst die Vorfahren der Maraskaner waren. Aufgrund alter Legenden machen sich immer wieder Wanderpriester der Zwillingsgötter Rur und Gror von der Insel aus auf den Weg, um mythische Artefakte ihres Glaubens wieder zu finden. So auch den Speer des Burech, den man nur mit Hilfe eines besonderen Ringes wiederfinden kann. Der tiefgläubige Frumold ist seinem Ziel schon sehr nahe, hat sich allerdings aber auch den Zorn eines tulamidischen Dämonologen auf sich gezogen, was nicht nur für ihn, sondern auch für die Spieler so manche Überraschung auf der Suche bereit hält.

Das Kurzabenteuer fängt einiges von dem typischen Zauber maraskanischer Denkart ein, erfordert aber vor allem vom Spielleiter einiges an Einarbeitung in die Kultur und Lebenswelt der Insel. Spieler sollten schon ein wenig Erfahrung besitzen, müssen aber nicht wer weiß wie viel Wissen besitzen, das gleiche gilt für deren Charaktere.

„Tränenharz“ von Daniel Heßler läd die Helden ein, eine Bernsteinkarawane zu begleiten, die den heiligen Stein von seinen Fundorten zu einem Praoios Tempel bringt. Dabei fällt auf, dass der Karawanenführer Aurew Praioslob Elsborn einen unstillbaren Hass gegenüber zufällig in der Nähe lagernden Norbaden zeigt, und vor allem die Immenmutter Jaminka Jantareff, die Dienerin der Stammesgöttin Mokoscha, verdammt. Die Helden kommen der tragischen Geschichte, die hinter allem steckt schon bald auf die Spur und es wird an ihnen sein, einen Mord zu verhindern.

Hier muss der Spielleiter sich nicht ganz so intensiv in die Materie einarbeiten, wie im ersten Abenteuer, allerdings muss er mehr Figuren im Kopf behalten und führen können. Für die Spieler ist etwas Erfahrung im Umgang mit Meisterfiguren hilfreich, die Probleme sind aber auch mit niedrigstufigen Helden zu bewältigen.

„Preiset die Schönheit“ von Patrick Gouder und Stephan Frings spielt im maraskanischen Viertel von Festum, in das die Helden als Abgesandte des Tetrarchen von Kunchom reisen, um den Mord an einer Verwandten aufzuklären. Sie lernen bei ihren Nachforschungen nicht nur die Lebensart der exilierten Inselbewohner kennen, sondern auch die Mitglieder einer eigentümlichen Sekte und deren seltsame Glaubensvorstellungen. Doch je weiter sie deren Geheimnisse aufdecken wollen, um so mehr geraten sie in deren Visier.

Das Abenteuer verlangt diesmal zwar nicht ganz so viel Einarbeitung in die maraskanische Lebensweise wie das erste Abenteuer, dafür aber muss er ebenso wie die Spieler erfahren in der Interaktion zwischen den Figuren sein, Fallen legen und sein Gegenüber täuschen können – größere Erfahrung ist also von Nöten.

Allen Abenteuern ist gemein, dass sie die ungewöhnlichen Religionen zwar zum zentralen Thema machen, darüber aber auch nicht die Handlung vergessen und die atmosphärischen Details in spannende und actionreiche Szenen einbetten, die alle Fähigkeiten der Spieler und Spielleiter fordern. Vor allem das erste Abenteuer weiß durch seine stimmungsvolle Skurrilität zu überzeugen.