Bin Laden enthüllt: Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida von Mohamed Sifaoui und Philippe Bercovici
Ingo Gatzer
Rezension:
Der Top-Terrorist Bin Laden wurde endlich geschnappt. Aber nicht in Wirklichkeit, sondern lediglich im von Mohamed Sifaoui verfasstem und von Philippe Bercovici illustrierten Comic, der im Jahr 2016 spielt. Während eines Verhörs durch CIA-Agenten enthüllt der gefangene Bin Laden die eigene Vita: Angefangen von seiner Geburt am 30. Juli 1957 in Riad, bis zu den tödlichen Anschlägen seiner Terrorgruppe in den Jahren 2001 und 2002.
Darf man sich über einen Terroristen lustig machen, der für den Tod tausender Menschen verantwortlich ist? Die Antwort von Mohamed Siafaoui darauf ist ein eindeutiges ´unbedingt`. Mit seiner komischen Betrachtungsweise des Lebens von Bin Laden will der Autor den Mann entmystifizieren, der sich als charismatischer Messias darstellt. Dabei werden Fakten und Fiktionen allerdings etwas vermischt, um so das Leben des berüchtigten Terroristen satirisch zu beschreiben und zudem einige Situationen vergröbert.
Der ungewöhnliche Comic kann vor allem durch die Arbeit seines kenntnisreichen Autoren überzeugen. Denn Mohamed Sifaoui, der in Algerien selbst einen islamistischen Anschlag knapp entging, beschäftigt sich bereits seit rund zwei Jahrzehnten mit dem Thema Terrorismus und seit einigen Jahren speziell mit Al-Kaidi. Ein Beispiel dafür ist seine Filmreportage "Undercover bei Al Quaida" aus dem Jahr 2003, die auch im deutschen Fernsehen zu sehen war. Deshalb beschränkt sich der Comic glücklicherweise nicht darauf, sich über Bin Laden lustig zu machen, sondern verpackt auch unterhaltsam gut recherchierte Kenntnisse aus seiner Vita. Zusätzliche Informationen und Anmerkungen zu den Zeichnungen finden sich zudem am Ende des Buches.
Der Zeichner Philippe Bercovici, von dem es heisst, er könne schneller zeichnen als sein Schatten, konnte bereits im zarten Alter von vierzehn Jahre einige seiner Zeichnungen im Magazin "Spirou" veröffentlichen. Hier leistet er vor allem bei der Gestaltung bekannter Persönlichkeiten gute Arbeit. Die Figur des Bin Laden wirkt in jedem Lebensabschnitt authentisch. Auch berüchtigte Terroristen wie Mohammed Atta zeichnet er absolut realistisch. Einige Charaktere karrikiert er zudem behutsam, indem er einige ihrer Merkmale - etwa George W. Bushs große Ohren - hervorhebt.
Im Comic werden nicht nur Bin Laden und seine terroristischen Mitstreiter auf die Schippe genommen. Auch Politiker wie etwa besagter George W. Bush - "Mein Vater hat mich gebeten, den Irak anzugreifen, also greifen wir den Irak an" - werden teils sehr unterhaltsam durch den Kakao gezogen. An einigen Stellen erlebt der Humor des Comics allerdings einige geschmackliche Sturzflüge unter die Gürtellinie. Den jungen Bin Laden debil grinsend mit einem Playboy zu zeigen, während seine Hand im Schritt verweilt, ist dann doch eher ein platter satirischer Fehlgriff.
Fazit:
"Bin Laden enthüllt: Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida" ist trotz einiger - zum Glück weniger - derber Zoten ein gelungener und zudem lehrreicher Anschlag auf die Lachmuskeln des Lesers, der den derzeit meist gesuchten Verbrecher nicht nur entmystifiziert, sondern auch zum Nachdenken anregt.
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