Black Jack: Mutation (DVD)
 
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Black Jack: Mutation (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Osamu Tezuka ist nicht nur einer der großen Namen, die man mit Manga und Anime in Verbindung bringt, er gilt auch als Begründer der japanischen Comic-Kultur nach dem zweiten Weltkrieg. Angeregt durch die Disney-Zeichentrickfilme, die durch die Amerikaner ins Land kamen, erschuf er eigene Werke, die Tradition und Moderne miteinander verbanden. „Astro Boy“ und „Kimba der weiße Löwe“ wurden sowohl als Comic wie auch als Fernsehserie zu unvergessenen Klassikern.

Dabei schuf der 1989 verstorbene Großmeister noch weitaus mehr Geschichten. Einige davon dienen noch heute als Vorlage für andere Mangas oder werden als Animes in ein zeitgemäßeres Gewand gekleidet wie „Hinotori - der Phönix“ oder aber „Black Jack“.

 

Die Geschichten um den medizinisch begabten jungen Japaner Kuró Hazama, der ohne Zulassung operiert und sich deshalb immer wieder auf der Flucht befindet, erscheint in Deutschland auf vier DVDs mit je zwei in sich geschlossenen Folgen der achtteiligen OVA. „Black Jack: Mutation“ ist die dritte der DVDs.

In der ersten Folge erzählt die junge Ärztin Catherine in Briefen an ihren Verlobten Yasuhiro, einen aufstrebenden jungen Arzt von einer seltsamen Begegnung mit einem Unbekannten, der in einem von den vereinten Nationen betreuten Flüchtlingscamp am Rande einer vom Krieg geschüttelten und verwüsteten Nation im Nahen Osten nach einer Patientin sucht. Als er sie gefunden hat, nimmt er mit einfachsten Mitteln eine schwierige Herzoperation an einem kleinen Mädchen vor. Catherine, die ihm assistiert und später noch bittet, den anderen Flüchtlingen zu helfen, ahnt jedoch noch nicht, dass das Komitee, an dem ihr zukünftiger Mann gerade teilnimmt, über das Schicksal genau dieses Mannes entscheiden soll, der allen nur unter dem Namen „Black Jack“ bekannt ist. Um so mehr nimmt sie die ablehnende Haltung Yasihiros mit, der den Mann für einen Quacksalber hält.

Kurz danach erhält Kuró in seiner geheimen Zuflucht den verzweifelten Brief eines Internatsschülers und Sängerknaben, der ihn um Hilfe bittet. Sein jüngerer Bruder ist von einem seltsamen Parasiten befallen. Immer wieder wachsen Blätter und Zweige aus seinem Körper. Er wird immer schwächer und kränker.

Black Jack nimmt den Auftrag an, denn er ist nun selbst neugierig geworden. Die Spuren führen zu einem alten Baum am Rande des Dorfes, in dem der befallene Knabe bisher gelebt hat. Ein alter Mann spricht davon, dass der uralte Baum einen mächtigen Geist und eine magische Seele hat. Doch soll und kann er das wirre Gefasel des alten wirklich für bare Münze nehmen?

 

Die „Black Jack“-Filme sind eine bewusste Reminiszenz an den Altmeister. Im Design der Figuren und dem Aufbau der Geschichte hat man sich sehr deutlich an seine Vorgaben gehalten. Kuró erinnert in seinem Aussehen und Verhalten nicht zufällig ein wenig an „Captain Harlock“, auch er ist ein Einzelgänger, der seinen weichen Kern hinter einem schroffen Verhalten und zynischen Bemerkungen versteckt. Niemand kommt wirklich an ihn heran, nicht einmal seine Begleiterin, die zwar wie ein fünfjähriges Kind aussieht und sich hin und wieder auch so benimmt, aber in Wirklichkeit ein Cyborg ist, der Geist und Seele eines achtzehnjährigen ehemaligen siamesischen Zwillings birgt, den er anders nicht retten kann. Sie schafft eine tragische Verbindung zu anderen Figuren Tezukas, die auch älter sind als sie scheinen und doch an einen Körper gebunden sind, der niemals altern wird - so wie „Astro Boy“.

Das Alter der Vorlage kommt auch in der Gestaltung der Geschichte zum Vorschein. Immer wieder lockern Gags und schrille Spaßausbrüche die im Unterton eher ernste oder tragische Handlung auf. Da gibt es schon einmal von Karaoke begeisterte Mafioso, die im Musical-Stil trällern und tanzen oder eine Fünfjährige, die vor Freude hoch in die Luft springt und ein Stück fliegt. Und auch wenn „Black Jack“ ein Held in den Schatten ist, so zeigt er in dem Moment in dem es wichtig wird, wie menschlich und moralisch korrekt er eigentlich ist.

Die Geschichten vermitteln tatsächlich eine gewisse Art von Moral, das müssen sowohl der junge aufstrebende, aber kalte Yasuhiro als auch Kuró selbst erkennen. Denn weder darf man über alles Fachwissen seine Menschlichkeit vergessen, noch den Glauben an das Übernatürliche verlieren, das in allen Dingen der Schöpfung innewohnt. Das kommt vor allem in der zweiten Folge sehr beeindruckend zum Vorschein. Zwar ist auch ein gewisses Quentchen an Action vorhanden, im Vordergrund aber steht tatsächlich die Handlung und diese ist keineswegs verstaubt und konservativ, sondern modern aufgearbeitet.

Auch nach fast zehn Jahren können sich die Folgen der OVA sowohl von der Bild- als auch der Tonqualität her noch immer sehen lassen. Dass man immer wieder mit von Effekten überlagerten Zeichnungen arbeitet ist ein bewusstes Stilmittel, das die Verbindung mit Tezukas Vorlage noch vertiefen soll und kein Unvermögen. Die Extras sind ausreichend und informativ.

 

„Black Jack: Mutation“ bietet auf der einen Seite kurzweilige und spannende Unterhaltung, auf der anderen schlägt die OVA eine gelungene Brücke zu den frühen Mangas und Animes und beweist damit, dass deren Inhalte auch heute noch zeitlos modern sind.

 

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DVD:

Black Jack: Mutation

Folgen 5-6 der 8-teiligen OVA-Reihe

Black Jack: Mutation, Japan 1998/99

nach dem Manga von Osamu Tezuka

Regie: Osamu Dezaki

Bildformat: 16:9

Synchro: deutsch, Japanisch (DD 2.0), Untertitel: Deutsch

Spieldauer: 110 min (2 Episoden a 55 min), 1 DVD

FSK: 16

Extras: PC Screensaver, Originalskizzen, Hintergrundinformationen (Texttafeln)

OVA/Alive - Vertrieb und Marketing, DVD-Erscheinungstermin: 29. Februar 2008

ASIN: B0013LE8E4

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.03.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 6119