Blödprinz Charlie von John Moore
Rezension von Carsten Kuhr
Charlie, der uneheliche Sohn des Königs von Damask studiert in Bitburgen Maschinenbau. Als sein Vater einem Mordkomplott zum Opfer fällt schwingt auch er sich auf seinen Rappen um dem alten Säufer die letzte Ehre zu geben. Zwar wurde er nie offiziell anerkannt, dennoch war die Verwandtschaft nie zu leugnen. Doch dass Charlie der Schlimme, besser bekannt als Blödprinz Charlie nach der Königswürde greifen würde, das schien undenkbar – auch und insbesondere für Charlie. Dann aber bequatschen ihn seine beiden intriganten Onkel sich als Galionsfigur aufstellen zu lassen, und den bösen Usurpator zu mimen. Dazu muss man wissen, dass Damask ein armes Königreich ist, das immer wieder von Dürren heimgesucht wird. Der Plan sieht vor, dass Charlie den Despoten gibt, bis das Volk aufsteht und die Truppen des reichen Nachbarstaates Noile das Königreich annektieren, und mit Getreide und Entwicklungshilfe versorgen. Als Preis winkt Charlie die Liebe der betörenden Catherine – und das ist für einen einsamen Maschinenbaustudenten , wir kennen diese bedauernswerten jungen Männer ohne jegliche Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht ja ein sehr überzeugendes Argument - und eine Abfindung, die sein späteres Exil finanzieren soll. Soweit der Plan, doch dann kommt es ersten anders, als ... wir kennen den Spruch.
Der alte König geht als Geist um, der Hofzauberer ist spurlos verschwunden, und alle Welt sucht nach der MWW der Magischen Wunderwaffe. Dass Charlie eigentlich einen guten Job macht, dass er die wuchernde Korruption bekämpft, Beschäftigungsprogramme für die arbeitslose Bevölkerung auflegt und auch dem Orakel von Matka seine Referenz erweist fällt nicht weiter auf, sorgen doch diverse, feiste Intrigen dafür, dass fast Jeder Jeden übervorzuteilen versucht. Und wer ist am Schluss der Dumme – klar der Name Blödprinz muss ja für was gut sein. Doch dann ....
John Moore machte bereits mit dem ebenfalls bei Piper erschienen «Handbuch für Helden« auf sich aufmerksam.
Die humorvolle Fantasy ist nicht eben eine Sparte die sonderlich überbrodelnd besetzt ist. Neben lauen, manchmal eher nervenden Slapstick Autoren a la Robert Asprin finden sich aber auch immer wieder grossartige und unterhaltsame Romane auf dem Büchertisch.
John Moore ist dabei sicherlich kein Terry Pratchett, aber er versteht es seinen Leser auf vergnügliche Art und Weise ein paar Lebensweisheiten zu vermitteln. Dabei nutzt er geschickt wiederum einen der Looser, einen der es eigentlich nur allen recht machen will, der es nur gut meint, und zunächst einmal nur ausgenützt wird als Protagonisten. Wir kennen aus unserem Bekanntenkreis alle einen solchen »Charlie«. Menschen, die gnadenlos ausgebeutet werden, denen das Schicksal übel mitspielt. Da spielt oftmals Gutmütigkeit eine Rolle, ein gewisse Art von Naivität ist nicht zu leugnen, denn wie heisst es so schön treffend – Liebe macht blind.
Was sich zunächst als die Geschichte eines ausgenutzen Don Juan anliess, das wandelte sich mit den Seiten, denn man beachte, unser Charlie ist vielleicht ein bisschen blöd und naiv, aber nicht unfähig. Weder bei der Sisyphosarbeit des Regierens eines veramten Königreiches, noch, und das ist viel wichtiger, beim Erkennen der Realität. Überkommt uns zu Beginn des Romans ob seiner Scheuklappen noch so manches Mal Mitleid mit dem ausgenützten Maschinenbau-Studenten, so nötig seine Haltung, seine Art aktiv zu werden, und die Realität nicht nur zu erkennen sondern, auch wenn es schwer fällt zu akzeptieren uns Respekt ab. So ist es denn auch mehr als verdient, wenn ihn zum Schluss ein wenn auch hart erkämpftes Happy-End erwartet.
Ein Wort noch zur Übersetzung. Birgit Reß-Bohusch hat hier vorzügliche Arbeit geleistet. Voller intelligenter Anspielungen hat sie die Pointen auf Verhältnisse übertragen, die dem deutschen Leser vertraut sind, und sorgt damit für einen Grossteil des Lesevergnügens.
Nach oben