Blue Moon Basisspiel (Kartenspiel)
 
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Blue Moon Basisspiel

Rezension von Karl-Georg Müller

 

 

In den 80er Jahren startete Reiner Knizia seine Karriere als Spieleautor, seitdem künden mehr als 200 Spiele von seiner immensen Schaffenskraft. Mittlerweile widmet er sich hauptberuflich dem Spieleerfinden, was einerseits dafür spricht, dass es ein ausreichendes Einkommen sichert, andererseits aber – so vermute ich – ein Nachweis seiner Freude am vormaligen Hobby ist. Seit 1993 heimste Knizia auch zahlreiche Preise wie den „Deutschen Spiele Preis“ oder die „Goldene Feder der Stadt Essen“ ein, wozu sich eine ganze Handvoll ausländischer Honorierungen gesellten. Ein Ende ist nicht abzusehen, zudem sich Knizia als höchst variabel erweist, wenn es um neue Spielekreationen oder das Aufnehmen und Umgestalten alter Spieleideen geht.

 

In meinen Spieleregalen tummeln sich etliche Knizia-Spiele – und dies natürlich nicht ohne Grund: mir gefällt seine Art, eine gute Ausgangsidee zu einem Spiel umzugestalten. Sicherlich sind bei einer solchen Zahl an Veröffentlichungen nicht durchweg echte Perlen darunter, aber bei einem derart umfangreichen Oeuvre finden sich mehr als genug Exponate, um mehrere Wochen ohne Pause spielen zu können. Jedenfalls war ich gespannt, was mich mit dem erweiterbaren Kartenspiel „Blue Moon“ erwartet …

 

In einer aufgeräumten Pappschachtel, die optisch sehr ansprechend gestaltet wurde, erwarten uns neben einem stabilen, faltbaren Spielplan (der für das Spiel nicht unbedingt vonnöten wäre, aber doch gerade den feinen Unterschied zu den lieblos verpackten Trading Cards Games – auf die ich gleich noch kurz zu sprechen komme – ausmacht) 62 großformatige Spielkarten, 2 Übersichtskarten, 3 Drachenfiguren aus Hartplastik sowie ein 50seitige Spielregel und ein Blatt mit Kurzregeln.

 

Bevor man die Spielkarten ihrer Folie beraubt, blättert man am besten die Spielregeln durch, um sich erst einmal durch eine kurz gefasste Hintergrundgeschichte auf die fantastische Spielwelt einzustimmen. Ein dunkles Zeitalter hält Blue Moon City in den Klauen, der Goldene Drache ist gefallen, der Gott Blue Moon hat sich von seinen Völkern abgewendet. Drei der Urdrachen indessen bewachen einen zerbrochenen Kristall und warten auf den neuen Herrscher. Doch gibt es um die Thronfolge einen bösen Streit, sodass es den Spielern obliegt, eine der beteiligten Seiten zu repräsentieren und in den Kampf zu führen.

 

Im Grundset enthalten sind die beiden ersten Völkersets, die sich aus „Vulca“ und „Hoax“ zusammensetzen. Es sei verraten, dass noch weitere acht Sets das Spiel ergänzen, die nach und nach erschienen; im Herbst des Jahres wurde die Serie vervollständigt. Jedes dieser Völker weist seine spezifischen Eigenschaften und Stärken auf, die es im Kampf zum eigenen Vorteil auszuspielen gilt.

 

Der Spielablauf ist sehr einfach und wird durch die Regeln ausführlich erläutert. Der Kartenstapel wird gemischt, der Startspieler bestimmt. Dieser spielt einen Charakter aus, dem Kampfwerte zu „Feuer“ und „Erde“ zugewiesen sind. Der Spieler entscheidet sich, welche Art von Kampfwert, ob Feuer oder Erde, für den anstehenden Kampf gilt. Der angegriffene Spieler muss nun mit einem Charakter kontern. Er kann dazu noch Unterstützungskarten ausspielen, die bis zum Ende des Kampfes ihre Auswirkungen bewahren, oder eine Verstärkungskarte; diese wird auf den Charakter gelegt, während die Unterstützung separat platziert wird.

 

Nun ist wieder der Startspieler an der Reihe, der den addierten Kampfwert (Charakter plus mögliche Unterstützung und/oder Verstärkung) des Gegenspielers mindestens erreichen muss. Ist ihm dies möglich, legt er einen neuen Charakter auf den zuvor von ihm ausgelegten und inaktiviert ihn somit samt seiner Verstärkungskarte. Der neue Charakter kann wiederum über eine neue Verstärkung verfügen oder durch eine neue Unterstützung bevorteilt werden. Danach muss der Gegenspieler kontern … oder nicht.

 

Ist ihm eine Gegenwehr nicht mehr möglich, hat der andere Spieler den Kampf gewonnen. Er verschiebt einen der drei möglichen Drachen (unter bestimmten Bedingungen sogar zwei), je nach Position geht der Drache in sein Ausgangsfeld zurück oder wandert zu ihm. Sobald er drei Drachen unter seinem Einfluss hat, bringt ihm der nächste, erfolgreich abgeschlossene Kampf den Gewinn der Partie. Die Auseinandersetzung endet auch, sobald der Kartenstapel geleert und keine Spielkarte mir gelegt werden kann. Ein solcher Kampf wird selten länger als 10 bis 15 Minuten dauern, sodass in kurzer Zeit mehrere Partien hintereinander gespielt werden können.

 

Das schaut auf den ersten Blick nicht sehr aufregend aus? Aber keine Sorge, wer Knizia kennt, der weiß, dass noch einige Leckereien als Beilage serviert werden. Zu Beispiel verfügen viele der Charaktere über Sonderfunktionen, die ihnen über den reinen Kampfwert hinaus richtig Pfeffer geben können – und dem Gegner ordentlich den Schweiß ins Gesicht treiben, wenn er sich Gedanken um einen gelungenen Konter machen muss. Wer würde auch nicht dumm aus der Wäsche schauen, wenn mir eine Gegnerkarte verbietet, über den Charakter hinaus weitere Karten auszuspielen. Nicht minder peinsam ist es, sollte mich der Gegenspieler nötigen, nur einen Charakter mit Sonderfunktionen auf den Spieltisch zu legen. Wenn ich das nicht kann – Pech gehabt, dieser Kampf ist verloren, der Drache wandert in eine mir nicht genehme Richtung …

 

Jetzt habe ich sehr viel über die Spielkarten und ihre Funktionen geschrieben, ohne aber auf das optische Highlight einzugehen: die beiden Kartensets wurden von Franz Vohwinkel (Hoax) und John Matson (Vulca) gestaltet, und sie sind von der ersten bis zur letzten Karte eine reine Augenweide. Alleine schon die grässlich dreinschauenden Persönlichkeiten aus dem Hoaxset sind erstklassig, jede Figur beeindruckt durch seine treffliche Physiognomie, die beim Spiel eine wirklich fantastische Atmosphäre aufkommen lässt. Dem Spiel wird eine künstlerische Abrundung zuteil, wie man sie ansonsten von „Magic – The Gathering“ kennt.

 

Apropos „Magic“: Es mag sein, dass „Blue Moon“ Assoziationen zum Trading Card Game weckt, und besonders die Anmerkung im Regelheft, die späteren Sets nach vorgegebenen Kriterien mischen zu können, erinnert an Deck-Building bei den gängigen Sammelkartenspielen. Ich habe damit kein Problem, im Gegenteil: wer jemals „Magic“ gespielt hat, wird das Spielprinzip von „Blue Moon“ auf Anhieb verstehen und einen kinderleichten Einstieg haben. Einen gravierenden Vorteil gegenüber einem Laien trägt er aber nicht davon, denn die Regeln von „Blue Moon“ sind rasch erlernt, und manche Regelunsicherheiten klären sich schnell auf.

 

Bereits mit dem Grundset von „Blue Moon“ legt Reiner Knizia ein ausgezeichnetes Kartenspiel in wunderschöner Aufmachung vor, das mehr als neugierig auf die acht Sets macht. Der Preis ist zudem so angenehm, dass man der Verlockung kaum widerstehen kann. Betrachte ich mir alle diese Vorzüge, empfehle ich „Blue Moon“ denjenigen, die ein schnelles Spiel mit einfachem, aber Abwechslung offerierendem Regelwerk für zwei Personen suchen.

 

Wer sich im Übrigen ein wenig intensiver mit „Blue Moon“ beschäftigen möchte, sollte sich auf der aktuell gehaltenen Website zum Spiel ( www.blue-moon-games.com ) umschauen. Über den genannten Link findet man auch den Zugang zu einem sehr rege besuchten, offziellen Forum, über das unter anderem auch über die Turniere informiert wird. Der Besucher wird feststellen, dass rund um "Blue Moon" ein reger Informationsaustausch stattfindet und sich eine sehr geschäftige Spieleszene entwickelt hat.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024051104394454b3a989
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Blue Moon Basisspiel

Reiner Knizia

Verlag: Kosmos

ASIN: B0002M4BLU

Spieler: 2

Alter: ab 12 Jahre

Dauer: ca. 30 Minuten

Sprache: Deutsch

Erhältlich bei: Amazon

 

 

 


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Erstellt: 20.10.2005, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 1424