Rezension von Karl-Georg Müller

Die „Mimix“ geleiten uns in ihrem Völkerset zurück zu Mutter Erde. „Blaue Aura“ ist die große geistige Herrin des naturverbundenen Volkes, der Konterfeis und Zusatzkarten von Todd Lockwood sehr gut festgehalten wurden. Mit glühenden, hungrigen Augen blicken uns die Charaktere an, die verziert sind von beeindruckenden Tatoos. Sehr schön sind auch echte Blickpunkte gesetzt wurden, so wenn in der Spielkarte „Glühender Pfeilhagel“ der erdige Braunton der Figur und des Hintergrundes von den neongrünen Pfeilen gebrochen wird. Schon beim Durchsehen des Sets imponiert also einmal mehr die optische Gestaltung.

Wenn der erste Blick dem Äußeren gilt, dann wandert doch spätestens der zweite Blick zu den inneren Werten des Spielsets. Und hier offenbart sich, auf was die Mimix Wert legen: auf Kampfkraft. Etliche Charaktere weisen Kampfwerte von 5 oder mehr auf, was darauf hinweist, dass sie auch ohne Verstärkung oder Unterstützung imstande sind, in einem Schlagabtausch die Oberhand zu behalten. Hinzu kommt, dass einige Spielkarten über das Symbol „Paar“ verfügen, von diesen also bei dem selben ersten Namen (wie im Falle von „Jungfrau des Reinen Feuers“ mit 6 Feuer und 1 Erde und „Jungfrau der Reinen Erde“ mit 1 Feuer und 6 Erde) gleich zwei Charaktere den Schauplatz betreten können. Bei ein wenig Kartenglück können demzufolge recht schlagkräftige Kombinationen erreicht werden.

Ergänzt man diese positiven Eigenschaften des Spielsets noch mit den Vorteilen der vier Schamanen, deutet das alles auf ein gut durchgestyltes Deck hin, dass in der Grundfiguration gegen jedes andere bestehen kann. Ach ja, die Schamanen: Sie ermöglichen dem Mimix-Spieler das Nachziehen von Karten außerhalb der eigentlichen Zugphase, sodass er sich dann aus einer prall gefüllten Kartenhand bedienen kann. Das wiederum gereicht dann zum Vorteil, wenn ich paarweise Charaktere wie im obigen Beispiel auslegen will – je mehr Spielkarten ich auf der Hand halte, umso größer ist die Chance, die gesuchte Karte dabei zu haben.

Das ähnelt in den Grundzügen den üblichen Sammelkartenspielen, bei denen ebenfalls die Kombination bestimmter Karten ihre einzeln besehen mindere Spielstärke um ein Vielfaches erhöht. Als Beispiel mag das folgende dienen, das gar nicht so selten in unseren Spielpartien möglich war: Ich spiele den Charakter „Schamane des Lebens nach dem Tod“ aus. Das hat zur Folge, dass ich meinen Abwurfstapel mischen und daraus 2 Karten auf die Hand nehmen darf. Im folgenden Zug spiele die Anführeraktion „Rufe den Geist des Schlachtfeldes“ aus, die es mir erlaubt, einen beliebige Karte aus dem Abwurfstapel aufzunehmen. Ich wähle bei Bedarf die soeben ausgespielte Charakterkarte, lege sie aus und darf wieder zwei zusätzliche Karten ziehen. Meine Kartenhand dürfte jetzt gut gefüllt sein …

Unabhängig von diesen guten Seiten des Spielsets soll ein gravierender Nachteil nicht unter den Tisch fallen: Die Charaktere bilden den Schwerpunkt des Sets, aber verfügen kaum über Sonderfunktionen; sie sind also auf ihre puren Kampfwerte angewiesen. Das macht sie nicht sehr flexibel und leicht ausrechenbar für den Gegenspieler. Dazu passt dann zum Leidwesen des Mimix-Spielers, dass die wenigen Verstärkungs- und Unterstützungskarten mit ihren Kampfwerten von 1 oder 2 nicht sehr beeindruckend dastehen. Es hilft also auf die Dauer nur, das Spielset durch andere Völker aufzuwerten und die Schwachstellen zu minimieren. Das unterscheidet die Mimix aber nicht grundsätzlich von den anderen Spielsets: In meinen Augen sind alle durchweg gut ausbalanciert, weswegen es nur zu fair ist, die ausgezeichnete Kampfqualität der Mimix durch die genannten Nachteile auszugleichen.

Insgesamt sind die Mimix ein thematisch gut durchdachtes, stimmiges Spielset, bei dem sich Stärken und Schwächen die Waage halten.