Blut und Knochen (Autor: Stuart MacBride)
 
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Blut und Knochen von Stuart MacBride

Rezension von Wiebke

 

Rezension:

Blut und Knochen ist der vierte Fall des Detective Serganten Logan McRae, der mit viel Intuition und akribischer Ermittlungsarbeit seine Fälle zu lösen vermag. Diesmal hat er es mit einem Serienmörder zu tun, dessen Obsession es ist, Menschen brutal abzuschlachten. Doch damit nicht genug. Fachmännisch zerlegt und in Kühlbeuteln verpackt, werden ihre Einzelteile von ihm in verschiedenen Variationen zubereitet, wie jedes andere Fleisch auch.

Durch einen Zufall entdecken Hafenarbeiter in einem Kühlcontainer mit Lebensmittel menschliche Leichenteile. Diese, geliefert aus einer Metzgerei in Aberdeen, sind in handelsüblichen Größen portioniert und professionell in Kühlbeuteln verpackt. Der herbeigerufene Detective Inspector Insch kämpft bei dessen Anblick mit einem regelrechten Flashback. Zwanzig Jahre ist es her, als die Entdeckung von Leichenteilen die Hafenstadt Aberdeen schon einmal erschütterte. Damals hatte Ken Wiseman, genannt „Der Fleischer“, in Aberdeen sein Unwesen getrieben. Menschen wurden ermordet, zerlegt und in Plastikbeuteln verstaut. Seit Kurzem nun ist „Der Fleischer“ auf freien Fuß und Insch steht erneut vor frisch verpackten Leichenteilen. Was also liegt näher, als die sofortige Fahndung nach Wiseman einzuleiten. Und genau das veranlasst der cholerische Detective Inspector, bevor er sich auf seine Ermittler stürzt und diese in gewohnter Manier und mit recht derben Sprüchen durch die Gegend scheucht. Mit einer Gesichtsfarbe wie rote Beete und einigen Kilo zu viel auf den Rippen tobt er durch das Grampian Police Department und nicht nur Detective Sergant Logan McRae versucht ihm gezielt zu entkommen. Hinter seinem Rücken schließen die Kollegen bereits Wetten ab, wie lange es noch dauert, bis Insch ausrastet und um sich schlägt.

Trotz umfangreich eingeleiteter, zunächst aber erfolglos verlaufender, Ermittlungen wird

„Der Fleischer“ immer aktiver. Menschen verschwinden und ab und zu sieht ein Zeuge in der Nähe der Tatorte den Mann mit der gestreiften Metzger-Schürze und der Margaret-Thatcher-Maske über dem Gesicht. Eine Maskerade, die der „Der Fleischer“ schon vor zwanzig Jahren trug. Der extra aus Birmingham eingeflogene Chief Constable der West Midlands Police, Mark Faulds, kann an diesem Zustand genauso wenig ändern, wie seine Kollegen aus Aberdeen. Doch als Insch in die Fänge von Wiseman gerät und Detective Inspector Roberta Steel, eine bekennende Lesbe mit noch derberen Sprüchen als Insch, die Ermittlungen übernimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Kann es ihnen gelingen den Fleischer dingfest zu machen, bevor er sämtliche Einwohner von Aberdeen zu Hackfleisch verarbeitet hat?

 

„Blut und Knochen“ ist der erste Kriminalroman, den ich von Stuart MacBride gelesen habe und frage mich im Nachhinein, warum dieser talentierte, schottische Schriftsteller mir so lange entgangen ist. Schließlich hat er in den letzten Jahren noch drei weitere Kriminalromane auf den deutschen Buchmarkt geworfen. Und, das muss ich hier anmerken, nicht mit solch makaberen Buchtiteln. Denn der Titel dieses Romans hat es fast geschafft, mich von dem Genuss des Buches abzuschrecken. Auch wenn die Handlung nur so von Blut trieft, hätte man einen, für meine Begriffe, passenderen Titel wählen können.

Stuart MacBride ist es in „Blut und Knochen“ hervorragend gelungen einen durchgängigen Spannungsbogen aufzubauen. Mit einem Tempo, das den Leser nicht zum Atmen kommen lässt, rast er nur so durch die Handlungsstränge und vermittelt ihm ein Bild, das schockierender und grausamer nicht sein kann. Detailgetreue Schilderungen der ungeheuerlichen Funde in den Kühltruhen der Stadt wechseln sich mit ausführlichen Beschreibungen der angewandten Methoden des Fleischers ab und vermitteln dem Leser einen Wust an Bildern, die er am Liebsten nicht sehen würde. Doch es gibt kein Zurück mehr. Gefangen im Sog der Ereignisse, ist er gezwungen weiter zu lesen, denn das Grauen muss ein Ende haben. Und genau hier kommt die Warnung an alle Leser, die nur eine begrenzte Menge an frischem Blut und frei liegenden Knochen ertragen können. Ich warne euch, es wird schlimmer, als ihr denkt.

Aber nicht nur die Schilderungen von Tatsachen und Ereignissen sind dem Autor mit einer äußerst illustrativen Anschaulichkeit gelungen. Auch die gezeichneten Charaktere profitieren von einer sehr bildhaften Sprache kombiniert mit herrlich erfrischenden Dialogen voller derber Sprüche und hintergründigem Humor. Man sieht es regelrecht vor sich, wie Detective Inspector Insch wütend wird, Roberta Steel hinter seinem Rücken süffisant lächelt und Logan McRae dabei den Unschuldigen spielt. Und so löst Detective Serganten Logan McRae nach und nach den Fall und brilliert mit der dazu gehörigen Intelligenz und dem erforderlichen taktischem Feingefühl. Selbst vor schier unüberwindlichen Bergen akribischer Ermittlungsarbeit schreckt er nicht zurück und so kann er immer wieder, verdientermaßen, einen Ermittlungserfolg für sich verbuchen. Ein wahrer Held. Aber Einer im Team muss schließlich die Arbeit verrichten, wenn alle anderen ihre Zeit dazu verwenden, vorhandene „Macken“ gekonnt auszuleben.

Ein gelungenes Buch des Autoren Stuart MacBride getränkt mit einer gehörigen Portion schottischem Humor. Und seien wir mal ehrlich. Betrachtete man den neuen Kriminalroman des Autors ein wenig mit Abstand und schiebt die echt brutalen Handlungen für einen Augenblick zur Seite, mutet dieser an, wie eine Parodie auf die vielen blutrünstigen Serienkillerromane, die derzeit den Büchermarkt regelrecht überschwemmen.

Ob das mal nicht von Stuart MacBride genau so gewollt ist?

 

Fazit:

Ein unheimlich spannender wie auch wunderbar unterhaltsamer Kriminalroman, der äußerst blutrünstig und unappetitlich dem Leser gegenüber tritt. Und um es einfach mal auf den Punkt zu bringen. Wer nach diesem Buch nicht freiwillig zum Vegetarier wird, ist selber schuld.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250312254d977358
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Buch:

Blut und Knochen

Original: Flesh House

Autor: Stuart MacBride

Übersetzer : Andreas Jäger

Taschenbuch, 544 Seiten

Goldmann, 4. Mai 2009

 

ISBN-10: 3442470293

ISBN-13: 978-3442470297

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 02.07.2009, zuletzt aktualisiert: 31.01.2024 18:21, 8934