Forgiven ist eine Gruppe von Vampiren der besonderen Sorte. Denn die Mitglieder schalten unter der Führung von Raizo Kodo Monster aus, statt Menschen den Lebenssaft auszusaugen. Doch manche Bedrohungen sind zu groß für das Team. Gut, dass es Unterstützung von Captain America und den X-Men erhält. Ein ähnlich ungewöhnlicher (Halb-)Vampir ist auch Blade. Doch statt wie üblich fiese Blutsauger auszuschalten, soll der schwertschwingende Daywalker in »Der Koch und sein Kellner« in einem Mordfall ermitteln – ausgerechnet im Auftrag von Dracula.
Der Sammelband Blutdurst beginnt mit drei Geschichten um Forgiven, die aus der Feder von Tim Seeley (Spider-Gwen: Gwen-Verse) stammen. Das Cover preist zwar Fan-Lieblinge wie Spider-Man, die X-Men und Captain America an. Allerdings steht deutlich die Vampirgruppe im Fokus, sodass für die etablierten Helden jeweils eher Nebenrollen offen bleiben. Tim Seeley sorgt nicht nur für frischen Wind mit einer Reihe von unterschiedlichen Helden. Er präsentiert auch einige überraschende Wendungen. Allerdings schöpft er das Potenzial der Vampirhelden insgesamt zu wenig aus. Deren genauere Vorstellung erfolgt dann auch erst in der dritten Geschichte. Einiges erscheint zudem unplausibel oder wird nicht hinreichend erklärt – etwa warum der japanische Samuraivampir Raizo Kodo ausgerechnet Captain America, der immerhin in sein Land mit den US-amerikanischen Soldaten im Rahmen des Pazifikkriegs einfällt – so verehrt. Enttäuschend schnell und viel zu reibungslos verläuft außerdem der Endkampf. Die visuelle Umsetzung von Sid Kotian (Gambit: Thick As Thieves) ist insgesamt solide. Vor allem im Mittel- und Endteil setzt der Zeichner die Vampire ansprechend in Szene. Das gilt für andere Figuren aber nur eingeschränkt. Teilweise wirkt hier etwa die Gestik übertrieben. Insgesamt hätten einige Panels zudem detailreicher ausfallen können.
In der letzten, von Mark Russel verfassten Story des Bandes hat Blade immerhin eine Hauptrolle. Auf der einen Seite ist es interessant, den Daywalker mal in einer etwas ungewohnten Funktion als Ermittler zu sehen. Auch der Mordfall selbst ist durchaus reizvoll. Andererseits ist es ziemlich enttäuschend – Achtung: Mini-Spoiler – dass der sonnenbebrillte Vampirjäger in der Geschichte nicht ein einziges Mal seine Schwerter schwingt. Auch mit der Ermittlungsarbeit ist es letztlich nicht so weit her, weil dem Halbvampir-Detektiv alles Nötige in den Schoß fällt. Dann lässt Russel Blade sich am Ende auch noch auf eine ominöse Quelle berufen, statt Ermittlungsfakten zu liefern. Blade als Ermittler hätte also interessant werden können, aber dann müsste dieses handwerklich besser gelöst werden. Leider überrascht dann auch die finale Wendung kaum. Insgesamt wirkt hier vieles gehetzt und etwas willkürlich.
Immerhin sind da noch die Panels von Dave Wachter, die zum Besten gehören, was dieser Sammelband zu bieten hat. Der Künstler schafft es nicht nur, die Coolness des Halbvampirs Blade ohne Überzeichnungen darzustellen. Auch Dracula selbst ist ansprechend gestaltet. Das Vampirreich Vampyrsk hätte aber gerne in den Zeichnungen noch viel mehr stattfinden dürfen. Die präsentierten visuellen Akzente sind zwar gut geraten, aber insgesamt etwas zu dürftig. Auch fallen einige Hintergründe ziemlich lieblos aus.
