Blutsherrschaft von Anne Bishop

Reihe: Die Schwarzen Juwelen, Bd. 8

Rezension von Christel Scheja

 

„Blutsherrschaft“ schließt direkt an die Ereignisse des siebten Bandes „Blutskönigin“ an. Nach dem „Hexensturm“ ist das Reich Dena Nehele ohne eine Frau, deren Juwel sie dazu befähigt eine Königin zu sein. Die wenigen, die noch in Frage kämen, sind entweder viel zu alt oder zu jung.

 

Daher übernimmt die ehemalige Kaleer-Königin Cassidy erst einmal für ein Jahr die Regierung des Landes. Sie entspricht allerdings ganz und gar nicht den Vorstellungen, die der Kriegerprinz Theran und die anderen Männer und Frauen des Blutes haben. Doch ausgerechnet die Schlichtheit und Bescheidenheit der jungen Frau ist das, was Dena Nehele braucht, um zu heilen.

Nun, fast ein Jahr später sind viele der Wunden, die die grausamen Königinnen der Vergangenheit dem Land und seinen Bewohnern geschlagen haben, am Heilen. Cassidy hat sich bewusst auf das Notwendige konzentriert und darauf zu verzichten, auf die Privilegien ihres Ranges zu pochen. Dadurch hat sie die Achtung bei vielen, selbst den magielosen Landen gewonnen.

Theran allerdings hält weiter Ausschau nach einer richtigen Königin, die mehr seinen Vorstellungen entspricht. Er glaubt sie in der jungen Kermilla gefunden zu haben, denn sie ist strahlen, schön und wirkt sehr stark. Er ahnt nicht, dass hinter der schönen Schale eine egozentrische und eigensüchtige Hexe steckt und verschließt die Augen vor ihrem Treiben, ebenso wie seine Ohren vor den Warnungen der anderen.

Cassidy weiß, dass sie es schwer haben wird, gegen Kermilla zu bestehen, denn dieser ist es schon einmal gelungen, ihr einen Hof streitig zu machen. Deshalb ist sie bereit dazu, das Land kampflos aufzugeben, nur um Dena Nehele zu schonen.

Allerdings haben diesmal auch andere mitzureden, die nicht noch einmal eine Blutsherrschaft wie die erleben wollen, von der sie der Hexensturm gerade erst befreit hat. Vor allem Gray sucht nach einem Weg, seiner Königin zu helfen und sie im Land zu halten – selbst wenn er dabei eherne Regeln überschreiten müsste.

 

Wer nach dem letzten Band gedacht hat, dass alles im Lot ist, merkt jetzt, dass er sich ziemlich geirrt hat, denn es kommen noch einmal Schwierigkeiten auf Cassidy und ihre Freunde zu, gerade weil der maßgebliche Kriegerprinz bei seinen Prinzipien bleibt und weiterhin nur auf die äußerlichen Werte wie Schönheit und Juwelenmacht achtet und dabei einen Fehler nach dem anderen begeht.

Der Roman schleppt sich ohne wirklichen Höhepunkt dahin, denn die Gegenspieler der Heldin und ihrer Gefährten bleiben eher blass – Theran ist der unverbesserliche und diesmal auch noch verblendete Hardliner, der sich im Verlauf des Buches lächerlich macht, und seine Auserwählte ein so egozentrisches wie oberflächliches Mädchen, das nur an seine eigenen Bedürfnisse denkt, arrogant auf alles andere hinabsieht und sich keine Gedanken über Recht oder Unrecht macht.

Die beiden sind keine besonders bedrohliche Figuren, die eine wirkliche Gefahr bilden, sonder eher Witzfiguren, die weder sinnvoll durchdacht worden sind, noch Eindruck hinterlassen.

Auch wenn die altgedienten Helden Janaelle, ihr Gefährte und der Höllenfürst selbst von Nichteinmischung reden, so weiß man doch, das sie hinten herum einen Weg finden, Cassidy zu helfen.

Die Geschichte ist wieder sehr durch viele Dialoge und Alltäglichkeiten aufgebläht, die zwar die Atmosphäre vertiefen, aber nicht wirklich die Handlung voran bringen, so dass es über weite Strecken des Buches Längen gibt. Da auch die erotischen Szenen zurückgenommen wurden, gibt es nicht einmal richtige Liebesgeschichten, alles entwickelt sich immer mehr in Richtung typischer Familiensoaps, mit sehr viel kitschig beschriebener Gefühlsduselei.

 

Alles in allem ist „Blutsherrschaft“ zwar ein netter Abschluss der Geschichte, die in „Blutskönigin“ begann, aber letztendlich nur für die Fans interessant, die weniger Wert auf ein Dark Fantasy Abenteuer oder eine leidenschaftliche Romanze legen, sondern mehr Spaß an ausgedehnten Familiengeschichten und Intrigenspielen haben.