Bob Morane: Die Atomschmuggler
 
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Die Atomschmuggler

Reihe: Bob Morane 1

Rezension von Christian Endres

 

Wenn ich den Namen Bob Morane höre, dann muss ich sofort an große Abenteurer und spannende Geschichten, undurchsichtige Erzfeinde und wackere Kameraden denken – oder schlicht und ergreifend nur an einen mit allen Wassern gewaschenen Mann, der es in guter, althergebrachter Comicmanier mit allen Übeln dieser Welt aufnimmt, wenn sie seinen Weg rein zufälligerweise kreuzen. Nach einer etwas längeren Pause in Deutschland kehrt Bob Morane dank des Epsilon-Verlages mit einem adaptierten Vernes-Abenteuer von William Vance auf die deutsche Comicbühne zurück und nimmt es darin gleich mit titelgebenden Atomschmugglern auf ...

 

Über den Realismus in Serien wie Bob Morane müssen wir nicht reden, und auch diese dezente Note von Naivität, die stets über den fast dreißig Jahre alten Comicabenteuern dieses Schlages zu schweben scheint, müssen wir nicht extra erwähnen. Ebenso haben wir uns hinlänglich damit abgefunden, dass Helden wie Bob Morane oder sein trinkfester Freund Bill Ballantine nicht nur zuschlagen können wie Preisboxer, sondern auch alle möglichen Fahr- und Flugzeuge zu steuern in der Lage und obendrein regelrechte Meisterschützen-, Detektive- und Abenteurer sind, denen keiner so leicht etwas vor macht. Und warum sind sie das? Richtig – weil sie damit all die Phantasien ausleben, die jeder aus seiner Kindheit kennt: Flugzeuge fliegen, mit dem Jeep durch den Dschungel rasen, es mit fiesen kriminellen Genies und deren Schergen aufnehmen ... so stellt man sich das Leben eines waschechten Abenteuers vor, und die Autoren und Zeichner dieser Comicabenteuer haben nichts anderes getan, als uns just diese Phantasien in ausgeschmückter und gut durchdachter Form vorzusetzen.

 

Es verwundert daher nicht, dass Bob Morane und sein Freund Bill Ballantine einen Kurzurlaub anstreben, in dem sie mit einer Propellermaschine über Brasilien fliegen. Unglücklicherweise will es der Zufall so, dass der Motor ihrer Mühle den Geist aufgibt und sie mitten im Dschungel eine Bruchlandung hinlegen. In der Folge schlagen sie sich sprücheklopfend durch den Urwald und erreichen ein kleines Nest, wo man ihnen einen nicht gerade freundlichen Empfang bereitet, und wo sie schnell herausfinden, wer das sagen hat. Vom Regen in die Traufe gekommen haben Morane und Ballantine kurz darauf zwar einen Job als Piloten, doch verbirgt sich nicht nur hinter ihrem Auftraggeber, sondern auch hinter der Fracht, die sie für diesen in den Flugzeugen transportieren müssen, erheblich mehr, als es zunächst den Anschein hat. Als die beiden dann auch noch zwischen die Fronten von Geheimdienst und Schmugglern geraten, scheint es endgültig zuviel zu sein. Das furiose Ende dieses Bandes schlägt im wahrsten Sinne des Wortes dann ein wie ein Bombenhagel und klärt so manches auf ...

 

Man merkt nicht nur der Story an, dass sie schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, sondern auch den Zeichnungen. Nostalgische Gefühle kommen auf, wenn man dieses Artwork samt der für die damalige Zeit typischen Farbgebung betrachtet. Mimik, Bewegungsabläufe, Seitenaufteilung und – natürlich! – technische Details an Waffen und Fahrzeugen sind einfach unverkennbar für die damalige Zeit und Comics in der Art von Bob Morane, als Comics noch echte Handwerkskunst waren und man großen Wert auf Details gelegt hat, und die Effekthascherei mit Photoshop noch Zukunftsmusik war.

 

Die Aufmachung des Bandes aus dem Hause Epsilon weiß einmal mehr zu gefallen: Vances Zeichnungen sind in dem großen Format sichtlich gut aufgehoben, die Verarbeitung des Softcovers ist hochwertig und das Cover macht gerade farblich einiges her. Auch die kleine, nichtsdestotrotz aber feine redaktionelle Seite am Ende des Bandes, die einen kurzen Überblick über die Figur Bob Morane, aber auch ihren Schöpfer, den Künstler dieses Bandes und natürlich ihren Werdegang in Deutschland beinhaltet, ist sowohl für alte Hasen, als auch für Morane-Neueinsteiger interessant und hilfreich und rundet den Eindruck des Bandes schön ab.

 

Fazit: Zweifelsohne muss man Comics wie Bob Morane mögen und offen und ohne Vorurteile an sie heran gehen. Nicht jeder kommt mit dieser Mischung aus Abenteuer, Krimi und Science Fiction zurecht, und manch einer mag sich wohl auch an den vielen glücklichen Zufällen und Verkettungen von Ereignissen stören, welche die Geschichten oftmals vorantreiben. Dennoch sind diese Comics ein wichtiges Stück Comicgeschichte, und es ist schön, dass sich ein deutscher Kleinverlag wieder an solche Titel heran wagt und dem Leser damit bisher unveröffentlichte Abenteuer aus dem Leben von Bob Morane zugänglich macht.

 

Ich für meinen Teil mag diese Art von Geschichten, störe mich nicht an ihrer Vorhersehbarkeit, ihrem naiven Charme oder ihren geradlinigen, ehrlichen Zeichnungen und freue mich über jeden Band, der herausgegeben wird. Die Atomschmuggler wird hoffentlich sein Publikum finden, und die Qualität des Bandes lässt zudem hoffen, dass sich auch der ein oder andere Skeptiker von dieser Art Comics überzeugen lässt und lernt, sie einfach als das zu nehmen, was sie sind – nämlich kurzweilige Comicunterhaltung ohne Schmuck und Schnörkel, dafür aber mit einem dicken Nostalgiebonus.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403282049569b00e96f
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Comic:

Bob Morane: Die Atomschmuggler

Autor: Henri Vernes, William Vance

Zeichner: William Vance

Verlag: Epsilon

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3932578317

Anzahl Seiten: 48

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Erstellt: 23.11.2005, zuletzt aktualisiert: 31.12.2023 11:30, 1583