Bonnie And Clyde (Brettspiel)
 
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Bonnie And Clyde von Mike Fitzgerald

Rezension von Björn Backes

 

Background:

In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gab es wohl kaum eine Verbrecherorganisation, die so gewieft und geschickt agierte, wie das berüchtigte Pärchen Bonnie Parker und Clyde Barrow. Zwischen 1931 und 1935 raubten die beiden Ganoven zahlreiche Banken im Herzen Nordamerikas aus und verbreiteten im gesamten Bankenmetier der Vereinigten Staaten Angst und Panik. Knapp 80 Jahre später sind die Geschichten um die beiden Trickräuber längst Legenden, die Figuren selber sowieso. Aber auch Ted Hinton, der Mann der die beiden ergreifen und dem FBI den bis dato größten Coup bescheren sollte, wurde nicht mehr vergessen.

Nun kehret das Trio für ein weiteres Stelldichein zurück, diesmal jedoch im Brettspielbereich. Der amerikanische Verlag Rio Grande Games, hier vertrieben durch Abacus Spiele, hat den Gangstern und ihrem Häscher ein Spiel gewidmet, das die Story zwar nicht ganz exakt aufgreift, mechanisch aber doch eine Menge Witz bietet. Dabei ist „Bonnie And Clyde“ eigentlich nur eine modifizierte Abart des berühmten Rommé-Kartenspiels…

 

Spielidee:

Grundsätzlich ist es auch in der Karten-/Brettspielvariante Ziel, mithilfe von verschiedenen Beweisen dafür zu sorgen, dass Mr. Hinton seine beiden Gegner irgendwann dingfest macht. Mithilfe von Beweiskarten wird an insgesamt zehn Stationen des gleichnamigen Roadmovies Meldung gemacht und schließlich die Suche nach den beiden Räubern lokal eingegrenzt. Wichtig ist hierbei, dass Hinton seine Intimfeinde im Fluchtwagen antrifft, da es ihm ansonsten nicht gelingen kann, die beiden festzuhalten – inhaltlich weniger logisch, im Hinblick auf das Spielsystem eine gute Lösung. Sobald schließlich ein Spieler seine Karten komplett ausgespielt hat – Rommé lässt grüßen – kommt es zu einer Wertung, bei der die beiden Hauptakteure, sofern sie denn gefangen wurden, natürlich die meisten Punkte einbringen. Gespielt wird schließlich über mehrere Runden, und zwar so lange, bis der erste Spieler 100 Punkte oder mehr erreicht hat. In der Schlussgegenüberstellung wird dann der endgültige Sieger ermittelt. Das ist natürlich derjenige, der die meisten Punkte eingeheimst hat!

 

 

Vorbereitung:

Das Spielbrett mit den zehn Ortsfeldern wird in die Tischmitte gelegt. Abhängig von der Anzahl der Spieler bekommen nun alle Beteiligten acht bis zehn der Beweiskarten ausgehändigt, je mehr Spieler, desto weniger Karten pro Kopf. Die übrigen Karten werden gemischt und weitere acht von ihnen aussortiert und noch einmal gesondert mit den Karten von Bonnie und Clyde gemischt. Diese zehn Karten werden gesondert auf das Brett gelegt, und zwar auf jeden Ort der Spielleiste eine Karte. Das gesamte übrige Kartenmaterial wird nun als Nachziehstapel (Fall-Akte) bereitgelegt. Die oberste Karte wird aufgedeckt und markiert das FBI-Archiv. Als Letztes wird der Fluchtwagen auf das erste Feld der in zehn Abschnitte unterteilten Spielleiste gestellt. Dies ist der Ort Kaufman in Texas.

 

 

Spielmaterial:

Das Kartenmaterial und auch das Spielbrett sind sehr schön und nah an die Story angelehnt. Die grafische Gestaltung ist prima, gerade die Spielleiste mit den zehn Orten, die durch einige Zeitungsausschnitte sehr schön ergänzt wird. Weniger gut ist die Aufteilung des Bretts, welches für die Kartenauslage ein klein wenig zu schmal und klein geraten ist. So entstehen kleine, vermeidbare Engpässe, die aber glücklicherweise nie auf die Übersicht übergreifen. Die Aufbereitung ist jedenfalls alles in allem wirklich sehr schön!

 

 

Spielablauf:

„Bonnie And Clyde“ wird im Uhrzeigersinn gespielt. Der linke Nachbar des Kartengebers hat den ersten Zug und führt nun die drei folgenden Aktionen durch:

• Ziehen (Pflicht)

• Ausspielen (freiwillig)

• Abwerfen (Pflicht)

 

Der Zug gestaltet sich nun wie folgt: Bevor die eigentliche Aktion beginnt, wird erst einmal eine Karte nachgezogen. Man hat dabei die Wahl, entweder die oberste Karte des FBI-Archivs zu nehmen oder blind von der Fallakte nachzuziehen. Anschließend entscheidet er, ob er Beweiskarten und eventuell auch genau eine Ted Hinton-Karte ausspielen möchte. Beweiskarten können ebenso wie beim Rommé immer nur als Dreierpärchen ausgespielt werden. Zusammengehörige Karten erkennt man an der jeweiligen Nummerierung, die auch grafisch einem ort auf der Spielleiste zugeteilt ist. Unterdessen greift dann auch die eigentliche Spielstrategie, da es entscheidend ist, wann man seine Karten an bestimmten Orten ablegt. Sollte sich nämlich das Fluchtauto auf genau diesem Ort befinden, der auf den Karten angezeigt wird, punktet man gleich vierfach pro Karte. Andernfalls gibt es immerhin noch zwei Punkte pro Karte. Es besteht auch die Möglichkeit, weitere Karten anzulegen, selbst dann wenn man selber nicht das ursprüngliche Dreierpärchen ausgespielt hat. Diese Karten legt man aber der Übersicht halber in die eigene Auslage; das Punktesystem ändert sich indes nicht.

Sobald man schließlich ein neues Trio ausgelegt hat, wird das Fluchauto um ein Feld vorwärts bewegt. Außerdem darf sich der Spieler die Karte auf dem Spielbrett ansehen, die genau an jenem ort ausliegt. Sollte das Fluchauto zufällig dort stehen und sich Bonnie oder Clyde ebenfalls dort aufhalten, darf man deren Karte aufnehmen und bekommt in der Endabrechnung jeweils zehn weitere Punkte hinzu.

Eine letzte Option besteht darin, eine Hinton-Karte auszuspielen, mit der man entweder zwei neue Karten von der Fall-Akte bzw. eine aus dem FBI-Archiv nehmen oder unter einen beliebigen Ort schauen darf, wer sich dort befindet.

 

Der Spielzug endet nun, in dem man eine Karte von der Hand abwirft und sie ins FBI-Archiv legt. Der nun folgende Spieler beginnt anschließend seinen Zug und hat jetzt die Möglichkeit, genau diese Karte aufzunehmen. Gespielt wird schließlich so lange, bis ein Spieler keine Karten mehr auf der Hand hat. Entscheidend – wie beim Rommé - ist hierbei, dass man am Schluss noch eine Karte abwerfen muss. Sobald in den weiteren Runden ein Spieler die 100-Punkte-Grenze überschreitet, endet das Spiel. Sieger ist derjenige mit der besten Gesamtpunktzahl.

 

 

Spielspaß:

„Bonnie And Clyde“ ist ein sehr kurzweiliges Kartenspiel, in dem nicht wirklich viel Tiefe steckt, das auch in vielerlei Hinsicht vom Glück beim Nachziehen abhängt, welches aber dennoch genügend Einflussmöglichkeiten erlaubt, um ein anständiges Spannungsniveau aufrechtzerhalten. Der Mechanismus ist simpel und deswegen auch sehr familientauglich, aber gleichsam auch nicht wirklich anspruchsvoll. Doch das Spiel macht unter diesen Voraussetzungen dennoch erstaunlich viel Spaß, da es ziemlich flott ist, es genügend Möglichkeiten gibt, gewichtige Entscheidungen zu treffen und zudem auch die Risikobereitschaft des jeweiligen Spielers gefragt ist. Mit Ted Hinton gibt es zwar noch ein Bonuselement, welches dem Glücksfaktor am Ende ein leichtes Übergewicht schenkt, doch auch diese Karten sind taktisch einzusetzen. Dies wird entschädigt durch das variabel einsetzbare Fluchtauto, welches spielentscheidend ist und „Bonnie And Clyde“ erst so richtig zu einer Abart des klassischen Spielsystems macht.

Insgesamt ist die Mischung aus strategischen Reaktions- und temporeichem Kartenspiel jedenfalls sehr schön gelungen und dank der stimmigen Umsetzung auch nicht am Thema vorbei. Man darf zwar keine packende Story erwarten, doch für Spannung ist auf anderem Wege trotzdem auf jeden Fall gesorgt!

 

 

Fazit:

Die aktuelle Ausgabe der „Mystery Rummy“-Serie überzeugt mit einem anständigen Spielsystem, einer schön ineinandergreifenden Mechanik und einer sehr schönen grafischen wie spielerischen Umsetzung. Lediglich der hohe Glücksfaktor könnte passionierten Strategen ein Dorn im Auge sein. Ansonsten ist „Bonnie And Clyde“ aber sicher eine Empfehlung für diejenigen, die ein nettes Spiel für zwischendurch suchen!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427021717caa50986
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MEDIUM:

Bonnie And Clyde

Autor Spiele: Fitzgerald, Michael

Verlag: Rio Grande Games

Deutscher Vertrieb: Abacus Spiele

Material: Karton/Papier (Hauptsächlich)

Spieldauer: ca. 40 Min

Spielerzahl: 2 bis 4

Spielmotivation: Strategie; Taktik

Sprache Spielanleitung: deutsch, englisch

ASIN: B001QTPCVQ

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.10.2009, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 9454