Brave Story – Deluxe Edition (DVD)
 
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Brave Story – Deluxe Edition

Filmkritik von Christel Scheja

 

Wie „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ und „Paprika“ gehörte auch „Brave Story“ zu den Filmen, die im westlichen Ausland vor allem im Rahmen von Festivals und später auch noch in wenigen ausgewählten Kinos liefen, so dass sie dadurch einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurden.

Der Film entstand im Studio Gonzo unter der Leitung von Koichi Chigira, der sich bereits als Regisseur von Fullmetal Panic“ verantwortlich zeichnete. Als Vorlage diente ein Roman der Autorin Miyuki Miyabe, der bereits in mehre Videospiele und einen Manga umgesetzt worden war.

 

Mit einem Freund will der 11-jährige Wataru ein Geisterhaus erforschen, in dem es spuken soll. Zumindest hat das ein Junge aus der Parallelklasse behauptet, der erst vor ein paar Tagen in die Schule aufgenommen wurde. Doch sie finden nicht viel außer Staub und Dreck, bis zu dem Moment, in dem Wataru eine Vision hat. Er sieht ein schimmerndes und glühendes Tor, durch das ein gleichaltriger Junge in den Gewändern eines Magiers schreitet. Und dieser sieht genauso aus wie der Neue, den der Junge nur wenig später in der Schule kennen lernt.

Mitsuru ist zwar zunächst abweisend und will nichts mit ihm zu tun haben, das ändert sich aber, als Wataru ihm hilft, als er sich gegen eine Gruppe halbstarker Rowdys verteidigen muss. Dann wird er auch offener und erzählt ein wenig von dem, was er in dem leerstehenden Haus getrieben hat. Das Tor existiert wirklich und führt in eine Welt, in der eine Göttin das Schicksal zu ändern vermag – auch auf der Erde.

All das lässt den Jungen nicht mehr los, als er nach Hause zurück kehrt - auch als andere Geschehnisse sein Leben überschatten. So wird er am nächsten Tag vor die Tatsache gestellt, das sein Vater sich entschlossen hat, auszuziehen. Er will sich scheiden lassen, weil er kein Interesse mehr an der Familie hat.

Als dann auch noch seine Mutter zusammen bricht und im Krankenhaus auf die Intensivstation kommt, beschließt Wataru es Mitsuru gleich zu tun und durch das Tor zu schreiten. Er will um jeden Preis versuchen, das Schicksal zu ändern. Und so gelangt er auf die Welt „Vision“, wo ihn Meister Lau in seine Aufgabe einführt und ihm eine Rüstung und ein Schwert verleiht.

Als Heldenlehrling muss er fünf Juwelen finden, die ihm schließlich den Weg zur Schicksalsgöttin weisen werden. Nur wenn ihm dies gelingt, wird sein Wunsch erfüllt werden, auch wenn er viel schlechtere Voraussetzungen hat als Mitsuru, der die Macht eines großen Magiers verliehen bekam.

Glücklicherweise stehen ihm mit dem Echsenmann Kee Keema und der kätzischen Hochseilartistin Meena schon bald gute Freunde zur Seite. Durch sie und andere merkt Wataru, dass es nicht unbedingt auf Entschlossenheit und Macht ankommt sein Ziel zu erreichen. Denn als Mitsuru auf seinem Weg finstere Mächte entfesselt, die ganz Vision bedrohen, merkt er, dass es viel wichtigere Dinge im Leben gibt, als die, die ihn bedrücken.

 

„Brave Story“ steht in der Tradition vieler großer Geschichten, in denen kleine Jungen erst durch ihre Reise in eine magische und phantastische Welt die wirklichen Werte des Lebens und ihre eigenen Fähigkeiten erkennen. Wie Bastian aus Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ ist Wataru anfangs ein eher schüchterner und ängstlicher Junge. Auf Vision muss er lernen, auf sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen und entdeckt dabei ganz neue Seiten an seiner Persönlichkeit. Schließlich geht es sogar darum, sich mit sich selbst zu versöhnen, denn nur so kann er sich auch der letzten Prüfung stellen und das einzig richtige tun. Denn noch einmal wird in Versuchung geführt – von jemandem, der ihn bisher immer unterstützt hat.

Der andere Junge, Mitsuru, dient ihm dabei als Spiegel, verfolgt er doch seinen Weg ohne Skrupel und Rücksicht auf die Welt, entfesselt dabei das Böse und verhärtet dabei immer mehr.

Ein wenig gleicht die Philosophie der der Ghibli-Filme, denn es werden vor allem positive Werte wie Freundschaft, Respekt und Opferbereitschaft für andere vermittelt. Manchmal muss man sein persönliches Glück opfern, um für das Wohl einer ganzen Welt zu sorgen, und sein Schicksal sollte man immer selbst in die Hand nehmen , sind dabei wohl die deutlichsten Aussagen.

Das alles ist in eine abwechslungsreiche Handlung verpackt. Es gibt Actionszenen wie man sie aus Videospielen kennt, sei es nun im Kampf gegen die Schatten der Finsternis oder die Entführer eines kleinen Drachen, dem Flug auf dem in einen Surfgleiter verwandelten Schwert oder die halsbrecherische Flucht vor ein paar Schraubwölfen. Dann folgen Augenblicke, in denen die Zuschauer zusammen mit dem Helden die Wesen und Landschaften der magischen Welt bewundern darf und Charaktermomente, in denen man mehr über die Figuren erfährt. Man freut sich mit Wataru, wenn er Freunde und seinen Weg findet und schmunzelt über die Witze von Kee Keema. Man bestaunt die tapfere Highlander-Truppe und schätzt auch die romantischen aber keineswegs kitschigen Momente. Kundige Zuschauer können auch kleine augenzwinkernde Reminiszenzen an „Alice im Wunderland“ erkennen.

„Brave Story“ lässt einen am Ende zufrieden zurück. Die Geschichte ist ausgewogen und stimmig, spannend und liebevoll gezeichnet. Trotz der Action hält sich die Gewalt in Grenzen und dient nicht zum Selbstzweck. Gelungen ist auch, dass teilweise ernstere Themen angesprochen werden, die man sonst nicht in Kinderfilmen findet: Scheidung und Gewalt gegen die Familie. Gerade die Vielschichtigkeit der Erzählung macht den film auch für erwachsene Zuschauer interessant.

Die Deluxe Edition wartetet gegenüber der einfachen Einzel-DVD noch mit reichlich Bonus-Material auf, das zwar nicht synchronisiert, aber immerhin untertitelt ist. Besonders erheiternd ist das Making of, das immer wieder zu einem großen amerikanischen Con springt und dort die Fans und Aussteller aus den Staaten aus japanischem Blickwinkel zeigt. Man bekommt auch eine Ahnung, wie der Film entstanden ist und welche Sorgfalt man bei der Auswahl der Synchronsprecher gezeigt hat. Selbst einen Blick auf die Videospiele kann man werfen.

Beide Silberscheiben befinden sich in einem ansprechenden Display und Schuber.

 

Wer sich bereits von „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ oder Ghibli-Filme verzaubern ließ, wird sicherlich auch „Brave Story“ mögen, denn der Film bietet wesentlich mehr als nur eine Fantasy-Abenteuer-Geschichte im Stil eines Videogames. Hier werden wieder einmal auch wichtige zwischenmenschliche Werte angesprochen und auf unterhaltsame Weise vermittelt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042320203980763d09
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DVD:

Brave Story – 2 DVD Deluxe Edition

Japan 2006

Originalroman von Miyuki Miyabe

Regisseur: Koichi Chigira

Bildformat: 16 : 9

Synchro: dt. & jap. (D.D 2.0 & 5.1),

Untertitel: dt., franz. holländisch

Spieldauer: ca. 110 min + 90 min Extras

Umfang: 2 DVD

FSK: 12

AV Visionen, 20. Oktober 2008

Extras: 28-seitiges Booklet, Making of "Die 5 Juwelen", Synchronisation, Hinter den Kulissen, Besuch im Studio Gonzo, Originaltrailer, Videogame

 

ASIN: B001DZK9JS

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.03.2009, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 8388