Brotherhood (DVD)
 
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Brotherhood

Filmkritik von Christel Scheja

 

Der Korea-Krieg ist für die meisten Eurpoäer nur eine Episode in der großen Chronik des 20. Jahrhunderts gewesen, zu weit entfernt um die eigene Lebenswelt zu berühren, da gerade einmal die Amerikaner in den Kämpfen zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden mitmischten und sich vor Vietnam die erste große Schlappe nach den gewonnenen Schlachten des zweiten Weltkriegs einhandelten.

Um so bedeutender ist die Zeit um die 50ger Jahre für die Koreaner. Sie spaltete ein Volk und machte Verwandte und Freunde zu Totfeinden. Der Krieg hinterließ tiefe Spuren in den Seelen der Überlebenden.

 

Brotherhood trägt diesen Gefühlen Rechnung. Der bisher teuerste Kriegsfilm Asiens erzählt die Geschichte des Krieges aus der Sicht zweier Brüder. Jin-Tae und Jin-Seok werden überraschend und eher unfreiwillig von der südkoreanischen Armee rekrutiert. Auch wenn sie zunächst versuchen, weg zu kommen, so müssen sich doch beide schließlich fügen und Soldaten werden, obwohl es ein Gesetz gibt, dass nur ein männliches Mitglied einer Familie eingezogen werden darf. Doch wer prüft das im Feld nach?

Zusammen mit anderen jungen Rekruten werden die Brüder sofort in die Schlacht geschickt. Herrscht zunächst noch Hochstimmung unter den Männern, so macht sich nach der ersten Begegnung mit den Gräueln des Krieges Panik unter ihnen breit. Schon sehr früh müssen die Brüder mit ansehen, wie Kameraden daran zerbrechen, während sie selbst versuchen, so gut wie möglich durch zu kommen. Jin Tae geht sogar noch weiter: Um Jin-Seok zu schützen vereinbart er mit seinen Vorgesetzen, dass er die gefährlichsten Einsätze an vordersten Front übernimmt, sein jüngerer Bruder dafür aber geschont, und vielleicht sogar vorzeitig aus der Armee entlassen wird.

Jin-Seok ist überhaupt nicht begeistert davon. Er versucht dem Älteren klar zu machen, dass auch er viel zu verlieren hat und nicht immer nur Rücksicht auf ihn nehmen muss. Und er spürt, dass Jin-Tae langsam aber sicher Gefallen an seinen tollkühnen Einsätzen und am Krieg zu finden beginnt und immer mehr verroht. Zwar bringen ihm die wagemutigen Einsätze Ehrenmedallien und schließlich sogar einen Unteroffiziersrang ein, aber er verliert nach und nach seine Menschlichkeit. Mit Grauen erlebt Jin-Seok mit, wie er sogar ehemalige Freunde in den Tod schickt.

Zwischen den Brüdern kommt es dadurch schließlich zu einem Bruch, der sich immer weiter vertieft. Als weitere familiäre Schicksalsschlage Jin-Tae schließlich dazu bringen auch noch zum kommunistischen Feind überzulaufen scheint die Kluft unüberbrückbar geworden zu sein, doch Jin-Seok bricht auf, um seinen Bruder noch einmal zu sehen und ihn zur Besinnung zu bringen.

 

„Brotherhood“ ist keineswegs sinnfreies Geballere, sondern kann durchaus mit den besseren westlichen Antikriegsfilmen mithalten. Denn durch die Konzentration auf die beiden Brüder, ihre Familie und ihre Kameraden wird deutlich, wie die Schrecken des Krieges einfache Menschen zerstören oder mit tiefen Narben zurücklassen, aber auch wie freundliche und hilfsbereite Freunde zu brutalen Monstern werden und sich die Atmosphäre der Angst immer weiter ausbreitet.

Die Umsetzung der Entwicklung ist mehr als gelungen.

Der Film beginnt zunächst recht beschaulich und zeigt das Familienleben der Brüder, dann ihr Aufbegehren und ihre Resignation bis hin zu den ersten patriotischen Hochgefühlen. Sehr schnell werden diese durch die Einsätze zerstört. Was folgt ist der durchaus explizit gezeigte Kriegsalltag.

Sanfte Männer verwandeln sich in reißende Bestien und holen zu Gewaltorgien aus, die man ihnen vorher nicht zugetraut hat. Während einige Kameraden seelisch zu Grunde gehen, halten die Brüder durch.

Während Jin-Seok sich noch seine Menschlichkeit bewahrt, lässt sich Jin-Tae korrumpieren. Aber auch ihre Familien werden in das grausame Spiel mit einbezogen, wird doch Jin-Taes Freundin in der vergifteten Atmosphäre als Kommunistin angeklagt und getötet. Die Bilder sind beklemmend realistisch und sehr bitter, auch wenn es sicherlich nicht möglich war mit seinen Vorgesetzten zu diskutieren und ihnen Widerworte zu geben. Auch die Nordkoreaner bleiben eher gesichtsloses Kanonenfutter und werden im Allgemeinen als die ultimativen Erzfeinde dargestellt. Das mag ein Hinweis darauf sein, wie gespannt die Stimmung zwischen Nord- und Südkorea immer noch ist, so dass man gewisse Aspekte lieber ausblendet.

Um einen guten Eindruck zu bekommen reicht eigentlich schon die Single Disk. Die Special-Edition ist mit einem Making of und zahlreichen Interviews zwar gut ausgestattet, vertieft aber die historischen Hintergründe nicht so gut.

 

„Brotherhood“ ist ein Kriegsfilm, der unter die Haut geht. Durch das persönliche Schicksal zweier Brüder erlebt man hautnah mit, welche Gräuel das Volk und die einfachen Soldaten miterleben mussten, und wie es sie veränderte. Und das lässt einen beim Zuschauen mehrfach schlucken.

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DVD:

Brotherhood

Süd Korea, 2004

Regie: Kang Je-Gyu

Lauflänge: ca. 143 Min.

FSK: 16

Bildformat: Widescreen 2.35:1 (anamorph)

Sprache/Tonformat: Deutsch DTS, Deutsch DD 5.1, Koreanisch DD 5.1

Untertitel: Deutsch

DVD-Ausstattung

Single Edition-Extras: Originaltrailer

Brotherhood 2 DVD Limited Edition (Steelbook) Extras: Making of, Interviews, Originaltrailer, Teaser, TV Spots, Bildergalerie

erschienen 18.12.06

 

ASIN: B000GJ0IWU

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Jang Dong-Gun

Won Bin

Lee Eun-Ju

Kong Hyeong-Jin

Jung Doo-Hong

Weitere Infos:

Es wurde ein Pressemuster rezensiert. Daher können leider keine Aussagen über das Cover, Bonusmaterial, Bild- und Soundqualität gemacht werden.


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Erstellt: 28.12.2006, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 3278