Cassandras Traum (DVD)
 
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Cassandras Traum (DVD)

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Terry und Ian sind vom Pech verfolgt: Wieder einmal schreibt ihr Konto rote Zahlen, und wieder einmal brauchen die beiden Brüder dringend Bares, um ihren Alltag zu bestreiten. Auch die Versuche, durch kleine Glückspiele und riskante Investitionen ans große Geld zu kommen, scheitern fatal. Terry droht ein folgenschwerer Konflikt mit seinen Poker-Kontrahenten, während Ian das Geld zum Fenster wirft, um seine wählerische Geliebte an sich zu binden. Erst in der größten Not bröckelt ihr Stolz und bringt den gemeinsamen Onkel Howard auf den Plan, der mit zahlreichen Geschäften ein Vermögen angesammelt hat. Allerdings läst sich Howard nur durch Taten überzeugen. Da er sich selber nicht die Finger schmutzig machen möchte, bittet er die hoffnungslos verschuldeten Neffen darum, einen Kontrahenten zu beseitigen. Ian und Terry zweifeln zunächst an der Aufrichtigkeit dieser Forderung, realisieren aber bald, dass ihr Onkel es bitterernst meint – und ihnen daher kaum mehr ein Ausweg bleibt.

 

Rezension:

Beim Blick auf die Inhaltsangabe und den Namen des Regisseurs entsteht schnell der Gedanke, Woody Allen habe hier einen weiteren Komödien-Klassiker aus dem Ärmel geschüttelt, der mit Colin Farrell und Ewan McGregor außerdem noch ziemlich prominent besetzt ist. Allerdings ist dieser erste Eindruck ein Trugschluss, der sich in „Cassandras Traum“ sehr schnell als fatal erweist. Allen setzt ausnahmsweise mal nicht aufs komische Genre, sondern konzipiert mit seiner langjährigen Erfahrung einen perfide inszenierten Thriller, der womöglich sogar Allens tragischster Kino-Beitrag seit langen Jahren ist.

Die Geschichte basiert dabei eigentlich auf einem handelsüblichen Konzept. Zwei offenkundige Taugenichtse geraten in erhebliche Geldnöte und greifen nach dem letzten Strohhalm, um aus ihrem persönlichen Fiasko wieder zu entfliehen. Allerdings sind die Charaktere nicht die üblichen Dummköpfe, die ihre Ziele durch Glück und eine Reihe von eigenartigen Zufällen durchsetzen. Stattdessen hat Allen zwei ganz normale Menschen aus der tieferen gesellschaftlichen Schicht erschaffen, die nicht wegen falschen Moralvorstellungen um ihr finanzielles Überleben kämpfen, sondern einfach keinen Ausweg mehr sehen, als ihre Zwecke mit radikaleren Mitteln zu befriedigen. Und das macht den Streifen trotz seines ziemlich zynischen Untertons zu einer, gerade für Allen-Standards, sehr ernsthaften, realitätsnahen Streifen, der nicht immer die typische Handschrift des Regisseurs trägt, vielleicht aber gerade deswegen auch eine Besonderheit in der Filmografie des Meisters darstellt.

Bei der Wahl der Schauspieler hat Woody Allen unterdessen erneut eine sehr riskante Mischung zusammengefügt, mit diesem Entschluss aber genau ins Schwarze getroffen. Ganz besonders Colin Farrell, der nach seinem Jahrhundert-Flop mit „Alexander“ eine unverhoffte Talfahrt startete, kann sich mit seinem womöglich besten Acting in seiner gesamten Laufbahn rehabilitieren. Aber auch Ewan McGregor schlägt sich als Draufgänger wirklich super und bildet mit dem bereits abgeschriebenen Ex-Hoffnungsträger Farrell ein richtig starkes, wenn auch völlig ambivalent strukturiertes Team.

Seine besondere Atmosphäre verdankt „Cassandras Traum“ schließlich dem richtig toll in Szene gesetzten Setting. Die Handlung spielt in der britischen Hauptstadt, die sich deutlich vom Glanz und Glamour der amerikanischen Mega-Metropolen distanziert und gerade wegen der bitteren Inhalte absolut prädestiniert für eine Verlierer-Story wie diese scheint. Genau dies ist am Ende auch ein weiterer, elementarer Baustein, der das überaus stabile Gerüst des Streifens noch einmal nachhaltig festmauert und in der Gesamtkonstellation der Inszenierung überhaupt nicht unterschätzt werden darf. Allerdings darf man hier auch gerne auf die Erfahrung des Regisseurs setzen – selbst wenn dieser sich gewohntermaßen nicht von Routine, denn viel mehr von seinem geistigen Explorationssinn treiben lässt. Und auf den war selbst in kritisch beäugten Produktionen wie „Scoop“ immer Verlass!

 

Fazit:

„Cassandras Traum“ mag zwar kein typischer Woody Allen-Streifen sein, zeichnet sich aber dennoch mit dem gleichen Zynismus aus, der schon Sachen wie „Der Stadtneurotiker“ zum Kultstatus verhalf. Auch wenn es plump sein mag, lediglich auf die namhafte Besetzung und den Mann in der Regie zu verweisen. Aber bei „Cassandras Traum“ reicht die Überzeugungskraft, die von diesen Gestalten ausgeht, mal wieder völlig aus, um beinahe wortlos für Begeisterung zu sorgen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425175758e1c73d50
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DVD:

Cassandras Traum

USA, 2007

Regisseur: Woody Allen

Format: Dolby, PAL, Surround Sound

Sprache: Deutsch, Englisch

Bildseitenformat: 16:9

FSK: 12

Highlight, 4. Dezember 2008

Spieldauer: 104 Minuten

 

ASIN: B001AI5QR8

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Ewan McGregor

Colin Farrell

Sally Hawkins


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Erstellt: 06.11.2008, zuletzt aktualisiert: 16.03.2023 18:04, 7689