Courtney Crumrin und die Gilde der Geheimnisse (Courtney Crumrin Bd. 2)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Courtney Crumrin und die Gilde der Geheimnisse (Courtney Crumrin Bd. 2)

Rezension von Christian Endres

 

Zum zweiten Mal heißt es »Myth and Magic with Courtney!« Der sympathische Dickkopf mit Ecken und Kanten und einem gewissen Talent für Magie ist zurück – und legt sich diesmal direkt mit der Gilde der Geheimnisse an, die sich in Courtneys Heimatstädtchen um die Belange aller magisch veranlagten oder begabten Einwohner kümmert. Dabei beschert uns der Band aber nicht nur ein Wiedersehen mit Courtney und ihrem Onkel Aloysius, sondern auch eine stilvolle Wiedervereinigung mit Kater Boo und obendrein – sozusagen als Sahnehäubchen – ein Wiedersehen mit dem irrwitzigen Nachtwesen Butterworm, der diesmal sogar seinen kleinen Bruder mit ins Feld führt.

 

Im Westen nichts Neues, könnte man fast meinen: Zauberei und Nachtwesen sind für Courtney immer noch ziemlich interessant, um die altehrwürdige Villa ihres Onkels schleichen immer noch zu Hauf magische Wesen der Nacht herum, und ihre gleichaltrigen Mitschüler sind nach wie vor alle doof. Und dann wird Courtneys Onkel Aloysius – und damit indirekt auch Courtney selbst – auch noch in die Ermittlungen der Gilde gesogen, welche sich aktuell mit einigen Mordfällen an magischen Gildemitgliedern, aber auch dem ein oder anderen aus der Verbannung zurückgeholten Dämonen oder einem schwer auf einem Magier-Kollegen lastendem Fluch herumschlagen muss. Als Courtneys Onkel dann auch noch ein verdächtiges Schattenwesen deckt und sich somit indirekt gegen den Rat und dessen Entscheidungsgewalt stellt, muss die Sache schließlich bereinigt werden, und in einer nicht ganz koscheren Ratssitzung entscheidet man am Ende gegen den alten Crumrin. Dieser gibt sich wider besseren Wissens geschlagen und fügt sich letztlich dem Entschluss – doch nicht so seine starrsinnige Nichte Courtney, der nicht nur ihr sturer, kluger Kopf zu eigen ist, sondern auch ein paar ganz spezielle »Freunde« zur Seite stehen, um Licht ins Dunkle zu bringen ...

 

Ted Naifehs stimmungsvolle Schwarzweiß-Zeichnungen haben das gewisse Etwas, und an einigen Stellen fühle ich mich stark an Hellboy-Altmeister Mike Mignola erinnert – und ein höheres Lob kann man dem Artwork eines modernen Mystery-Comic dieser Machart wohl kaum aussprechen. Dennoch steht Naifeh mit seinem Artwork durchaus für sich alleine und ist mehr als ein plumper Nachahmer. Geschickt nutzt er dabei die Möglichkeiten seines schlichten, aber überzeugenden Stils, baut seine Seiten ansprechend klar und strukturiert auf und spielt mit Perspektive und Blickwinkel, während Hintergründe und Details mal mehr, mal weniger stark ausgearbeitet werden, in ihrer Gesamtheit aber stets genau die richtige Stimmung oder Dynamik vermitteln.

 

Die Aufmachung des Paperbacks besticht durch eine sorgfältige Verarbeitung, gutes Papier und eine gelungene Übersetzung. Auch hat man bei Eidalon aus früheren Fehlern gelernt und sich Kritik zu Herzen genommen: Das Lettering ist – entgegen des ersten Bandes –von der Schriftgröße her sehr angenehm und diesmal ohne Probleme zu lesen. Außerdem lobenswert ist sicherlich, dass man sich beim Design trotz farblicher Unterschiede immer noch an der äußeren Gestaltung des ersten Bandes orientiert hat, so dass die beiden problemlos als zusammengehörig klassifiziert werden können und der Sammler sich somit über eine gewisse Kontinuität im Regal freut. Einziger Kritikpunkt ist für mich das Covermotiv des zweiten Bandes, das deutlich hinter dem des ersten Teils (und auch einigen Pin-ups im vorliegenden Band, die selbigen übrigens schön abrunden- bzw. schließen) zurückbleibt, doch dürfte das mitunter auch eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Vorlieben sein

 

Fazit: Das hat richtig Spaß gemacht. Die Story ist ein gelungener Mix aus Horror, Mystik und dunkler Phantastik und weiß vor allem dadurch zu gefallen, dass Naifeh durchaus auch den Mut dazu hat, seine Heldin als grimmiges Ekelpaket des Weges daher kommen zu lassen oder sie mit einer Überdosis Grimm auf Rachefeldzug zu schicken – das macht Courtney unglaublich menschlich und letztlich geradezu authentisch; denn egal ob magisch begabt oder nicht: Wir alle reagieren hin und wieder über, und wir alle geben uns ab und dann bis zu einem gewissen Grad unserem Zorn hin und handeln entsprechend unüberlegt, verletzend oder gar grausam, nur um unseren blinden »Rachedurst« zu stillen ...

 

Doch Rachedurst hin, Rachedurst her: Tolle Story, tolles Artwork, ein paar Gimmicks wie die ganzseitigen Pin-Ups von Naifeh sowie eine gelungene Aufmachung: Das alles zusammen genügt mir, um Courtney Crumrins zweites längeres Abenteuer ohne Skrupel mit einer satten Empfehlung auszustatten und dem Fan von gut gemachten Mystery- oder Fantasy-Comics ans Herz zu legen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419031133c921d689
Platzhalter

Comic:

Courtney Crumrin und die Gilde der Geheimnisse

Autor: Ted Naifeh

Verlag: Eidalon

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3936686750

Anzahl Seiten: 128

Erhältlich bei Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 08.03.2006, zuletzt aktualisiert: 09.04.2024 09:36, 1963