Crysis 2 (PC; USK 18)
 
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Crysis 2

Rezension von Cronn

 

In voller Rüstung werfe ich mich in den Staub, der auf der Treppe des halb zerstörten Hochhauses in dicken Wolken aufwallt. Ich kralle mir die Scar-Waffe mit Fernglas-Aufsatz und robbe langsam an die zerbrochene Rückwand heran, durch die ich den Hinterhof mitsamt kleinem Park erkennen kann. Ich schalte den Visor ein, um die Gefechts-Lage genau zu scannen.

Die zerbogene Trasse der Hochbahn führt links von mir hinweg in die Ferne. Auf ihr steht ein Soldat und späht umher. Unter mir unterhalten sich zwei weitere Gegner über die Infektion. Dann beginnen sie zu patrouillieren. Hinten sehe ich noch ein Fahrzeug mit aufgeflanschter MG, wohinter ein Soldat auf verdächtige Bewegungen wartet.

Mein Vorgehen ist klar: Erst schalte ich den Typen auf der Trasse mit einem schallgedämpften Schuss aus, dann springe ich hinunter zu den beiden anderen und anschließend arbeite ich mich zum MG-Fahrzeug vor.

Ich schraube den Schalldämpfer auf, ersetze somit den Mündungsfeuerdämpfer der Scar, und ziele durch das Zielfernrohr. Einige Sekunden später bricht der Soldat getroffen in sich zusammen. Ich beobachte mein Radar. Keines der angezeigten Feind-Icons wird Rot, man hat mich also nicht bemerkt. Dann springe ich mit getarntem Anzug hinab in den Garten, schleiche mich hinter eine große Kiste. Dort lade ich den Anzug wieder auf, hetze weiter und auf den Soldaten von hinten zu. Mit einem lautlosen Griff befördere ich ihn ins Reich der Träume, packe gleich den anderen Kerl und verfahre ebenso.

Doch da höre ich einen Schrei – ein Soldat stürmt über die Straße hinweg und auf mich zu. Verdammt, den hab ich übersehen!

Mein Magazin klickt und ich feuere eine Salve über Kimme und Korn. Der Soldat wird getroffen und fällt zu Boden. Schon höre ich das markante Tack-Tack der MG und eine Feuergarbe streicht über die Straße hinweg.

Das MG-Fahrzeug!

Ich tarne mich wieder, hetze von Deckung zu Deckung und lade kurz vor dem MG-Fahrzeug den Anzug voll auf. Sodann schalte ich in den Rüstungs-Modus und stehe auf. Der Soldat reißt das MG herum und feuert eine Breitseite in meine Richtung, aber die Kugeln prallen nahezu wirkungslos von meinem Nanosuit ab. Ich kriege den Typen vor die Kimme und lasse meine Scar Verderben spucken. Bald darauf ist der Spuk vorbei und ich stehe allein auf der Straße, umgeben von den Soldaten, die auf dem Boden liegen.

Der Weg hin zu Dr. Gould ist wieder ein Stück weit freier geworden. Doch noch liegt ein weiter Weg vor mir…

 

CRYSIS 2 ist der topaktuelle Egoshooter aus dem Hause Crytek. Lange haben Fans des Vorgängers darauf gewartet. „Crysis“ wurde im Jahr 2007 veröffentlicht und erzielte durch die Bank hohe Wertungen bei allen gängigen PC-Magazinen.

„Crysis“ ist ein Synonym für Grafikpracht und spielerische Freiheit geworden und gespannt war die Fangemeinde, wie Crytek mit diesen Lorbeeren in einem zweiten Teil umgehen würde.

Nun liegt CRYSIS 2 vor, das von Electronic Arts veröffentlicht wurde, und es soll jetzt der Frage nachgegangen werden, wie sich der Nachfolger des Erfolgsshooters im Test schlägt.

Story:

In „Crysis“ überfielen Außerirdische eine tropische Insel und frosteten sie mit Hilfe ihrer fortschrittlichen Technologie. In CRYSIS 2 geht es nun raus aus dem Dschungel und rein in die Metropole New York, die bereits von den Aliens angegriffen und halb in Schutt und Asche gelegt worden ist. Zusätzlich infizieren sie die Menschen mit einer mysteriösen Krankheit und allein der Held von CRYSIS 2 hat mit dem Nanosuit hier eine Chance zu überleben.

Man spielt nicht mehr Nomad, wie noch in „Crysis“, sondern Alcatraz, Mitglied einer Spezialeinheit, der aber an Bord eines U-Bootes ins Kreuzfeuer der Aliens gerät und von Prophet gerettet wird, der am Ende von „Crysis“ sich aufgemacht hatte, die Außerirdischen zu verjagen. Prophet ist aber infiziert und übergibt den Nanosuit an den neuen Helden Alcatraz, auf dass dieser sich mit Dr. Gould in Verbindung setzen möge, um der Infektion Herr zu werden.

So beginnt die Story von CRYSIS 2. Es stellt sich schnell heraus, dass es von der Hintergrundgeschichte her gesehen, mehrere Brüche zwischen „Crysis“ und CRYSIS 2 gibt. Die Aliens frosten New York nicht mehr, sondern schießen es zu Klump. Auch das Design der Außerirdischen ist gänzlich anders geworden. Sie sehen humanoid aus, kommen zudem aus dem Meer und ähneln ihrer Panzer entblößt eher Meeresschnecken oder Tintenfischen.

Wer diese Brüche geistig zukleistert, kommt mit der Story von CRYSIS 2 gut zurecht. Alle anderen werden zurecht auf Fragen sitzen bleiben.

 

Gameplay:

 

Beim Gameplay setzt CRYSIS 2 auf Entschlackung und Veränderung hin zum Mainstream der Spielerschaft, während man andererseits die Hardcore-Fans nicht enttäuschen möchte. Wie gut ist der Spagat gelungen?

Im Mittelpunkt steht erneut der Nanosuit, eine Erfindung mit deren Hilfe der Träger sich in Punkto Schnelligkeit, Tarnfähigkeit, Panzerung und Schlagkraft aufrüsten kann. Während diese Aspekte im Vorgänger noch getrennt zuschaltbar waren, hat man das Menü hier entschlackt. Nur noch Power-Modus und Tarn-Modus müssen zugeschaltet werden. Das bietet immer noch genügend Spieloptionen und führt dazu, dass der allgemeine Spielfluss erhöht wird.

Neu ist, dass man mit dem Nanosuit aus vollem Lauf auf dem Boden rutschen kann. Das ist spielerisch gut umgesetzt und bringt neue taktische Möglichkeiten mit sich. Prima!

Die spielerische Freiheit in „Far Cry“ und „Crysis“ war enorm. Man konnte als Spieler an jeder Stelle der Insel beginnen und sich einen Weg hindurch bahnen. Das bot eine Vielzahl an Herangehensweisen, taktischen Optionen und dergleichen mehr.

In CRYSIS 2 wird die Freiheit eingeschränkt. Man beginnt eine Situation in CRYSIS 2 durch eine Art „Schleuse“. Dann öffnet sich ein Areal und man kann nun die Gefechtslage analysieren. Dazu dient ein Visor, mit dessen Hilfe man Gegner markiert. Danach kann man mit den Nanosuit-Funktionen das Gefecht so ausrichten, wie man möchte. Auch existieren mehrere Wege, es ist also kein reiner Level-Schlauch wie in anderen Shootern.

Die Folge ist eine Verengung der spielerischen Freiheit, die aber durch die Vertikalität von CRYSIS 2 abgemildert wird. Denn es ist in CRYSIS 2 durchaus möglich, im Untergrund, oder über Hochtrassen oder andere Stockwerke hinweg die Gegner zu umgehen und ihnen in den Rücken oder die Flanke zu fallen. Das macht das Spiel freier als die meisten anderen aktuellen Shooter. Wer allerdings die größere Freiheit von „Far Cry“ mochte, wird sie hier vermissen. Aber die generellen Optionen sind offen genug und sollten immer noch als spielerisch befriedigend eingestuft werden.

Dazu gehört auch, dass man mit eingesammelten Nano-Einheiten der Aliens sich Upgrades des Anzugs in vier Bereichen freikaufen kann. Dazu gehören Features wie ein Upgrade, das die Laufwege der Feinde auf dem Boden anzeigt, oder auch ein Upgrade, das die Flugbahnen der Geschosse farbig markiert. Diese Features sind gelungen und bieten spielerischen Sinn, indem man den Charakter seinen Spielgewohnheiten und Spielvorzügen anpassen kann.

Auch die Waffen kann man wiederum „modden“, was ebenfalls zur Spielfreiheit hinzukommt.

 

Grafik und Sound:

 

Noch heute zählt die Grafikpracht von „Crysis“ zum Besten, was auf dem PC an Grafik zu sehen ist. Dies hatte allerdings im Jahr 2007 den Preis, dass selbst Top-Hardware-PCs „Crysis“ nicht in voller Grafik darstellen konnten. Crytek hat daraus seine Konsequenzen gezogen, was sich nun bei Crysis 2 zeigt.

Standardmäßig kann man bei CRYSIS 2 lediglich drei Leistungsprofile einstellen. Vermutlich hat das seinen Grund darin, dass man die Kritik am ruckelnden Spielerlebnis von „Crysis“ sich zu Herzen genommen hat und man dies durch die vorberechneten Profile umgehen möchte. Zudem sind diese Profile für den Mainstream-Spieler einfacher zu schalten, als sich durch eine Vielzahl von Optionen zu klicken.

Leider fehlt aber für Profi-Spieler diese Möglichkeit und man kann nur hoffen, dass dies von Crytek nachgepatcht wird.

Die Grafik von CRYSIS 2 sieht sehr gut aus und spielt in einer Liga mit den ganz großen Engines der Zeit mit. Allerdings ist sie nicht mehr Avantgarde, wie noch im Jahr 2007. Sie bietet dennoch alle gängigen Tricks und Features.

Im Soundbereich zeigt CRYSIS 2 auch Stärken. Die Waffeneffekte klingen satt aus den Boxen und bei Explosionen zittert der Subwoofer, dass es eine helle Freude für die Untermieter ist. Großes Action-Kino!

 

Mehrspieler:

 

Mit „Crysis“ versuchte Crytek durch den Powerstruggle-Modus an die Erfolge der „Battlefield“-Reihe anzuknüpfen. Mit CRYSIS 2 allerdings bewegt man sich in Richtung der „Call of Duty“-Zielgruppe. Dies gelingt sehr gut.

Die Spielmodi von CRYSIS 2 sind sehr durchdacht und bieten mit den eingebauten Nanosuit-Features eine große Auswahl an Modifikationen des eigenen Charakters, so dass auch mit Hilfe von Perks und Killstreaks, ein stundenlanger Spielspaß auch nach Ende des Einzelspieler-Teils gewährt ist. Die Kartenauswahl ist mit 13 als gut zu bezeichnen. Die ausgewogene Balance der Spielmodi zwischen Einzel-Deathmatch und teambasierten Modi wie beispielsweise „Absturzstelle“ sehr gelungen.

CRYSIS 2 wird sich sicherlich seinen Platz im Mehrspieler-Areal im Internet ergattern. Leider fehlt ein LAN-Modus, der von vielen vermisst wird.

 

Fazit:

 

CRYSIS 2 macht eine gute Figur. Mit seinen spielerischen Freiheiten, die es durch den Nanosuit sowie die taktischen Spielereien eines Visors erhält, ist CRYSIS 2 ein sehr guter Shooter. Leider gibt es Brüche in der Story zwischen Teil 1 und dem Nachfolger und die Level-Freiheit ist nicht so groß wie noch im Vorgänger, aber dafür entschädigt ein neues Nanosuit-Upgrade-System und ein gelungener Mehrspieler-Modus.

Wer Egoshooter mag, kommt um CRYSIS 2 nicht herum! Kaufen!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425141648e9c828e0
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MEDIUM: PC

Crysis 2

von Electronic Arts

Plattform: Windows 7 / Vista / XP

USK-Einstufung: USK ab 18 freigegeben

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.05.2011, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 11798