Cthuloide Welten Nr.8
 
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Cthuloide Welten Nr.8

Rezension von Bernd Wachsmann

 

 

Wie auch die vorhergehenden Cthuloiden Welten kommt auch die Nummer 8 auf grafisch hohen Niveau daher. Ob es nun das passend unheimliche Cover ist, die Zeichungen, Handouts, Karten u.s.w., alles ist gut, liebevoll und passend layoutet.

 

Den Auftakt macht die Kurzgeschichte Aus den Tiefen vergessener Bibliotheken

von Wolfgang Schiemichen, die zu einem guten Teil durch Mythosbuchauszüge miterzählt wird. Sie spielt im Jahre 1901 und beinhaltet zahlreiche durch Kostja Kleye als Handouts aufbereitete Mythosbuchauszüge aus verschiedenen Werken. Ursprünglich war es als Bestandteil des Necronomicon vorgesehen, wurde aber aus Platzgründen weggelassen und nun im Magazin veröffentlicht.

 

Es ist eine ungewohnte Art, eine Kurzgeschichte zu lesen, in der immer wieder Mythostexte als Handouts eingefügt sind. Aber die Geschichte hat was und könnte sogar als Abenteuerhintergrund dienen. Das Fazit lautet also: Ungewohnt aber deswegen noch lange nicht schlecht. Mir gefällt sie.

 

Nun folgt das Abenteuer Tote Träume von Matthias Oden, ein klassischer One-Shot, d.h. es ist mit keiner Kampagne inhaltlich verbunden und die vorgefertigten Charaktere kommen zum ersten und letzten Mal vor.

 

Es ist ein Testballon, dass dazugehörige cthuloide Endzeitszenario ist bisher noch im Planungsstadium. Je nach Erfolg des Abenteuers bzw. des Settings wird es eventuell veröffentlicht.

 

Das Szenario ist ein Endzeit-Setting der cthuloiden Art, hier geht es nicht um eine postatomare Zukunft, sondern um etwas viel schlimmeres: Das Unvorstellbare ich geschehen, die Großen Alten sind erwacht, die Welt ist nicht mehr die, die sie einmal war. Die Gesetze von Raum und Zeit gelten nur noch bedingt, die Menschen sind verschieden, versklavt oder leben in kleinen Enklaven versteckt.

 

Das Abenteuer ist ziemlich abgedreht, düster, zynisch und grafisch nett aufgemacht (Zeichnungen und die Charakterbögen als Handouts), aber auch etwas gerade im Ablauf. Außerdem hat der Spielleiter aufgrund des noch nicht ausgearbeiteten Szenarios zu wenig Informationen an der Hand, um das Abenteuergerippe mit Fleisch zu bedecken.

 

Das Setting könnte interessant werden, sollte es veröffentlicht werden. Es darf aber kein zweites Shadowrun/Cyberpunk werden und muss mehr bieten als Mad Max, außerdem darf es nicht zu einer „Wir jagen die Großen Alten“-Baller-Orgie verkommen.

 

Jedenfalls handelt es sich um ein Abenteuer / Szenario, dass bei Gefallen wirklich Spaß machen kann und das Horror und eventuell auch Ballern beinhaltet.

 

Nicht nur wegen der Sterberate von Cthulhu-Charakteren gehören Friedhöfe zu den Orten, die eben jene des Öfteren aufsuchen (müssen). Daher ist es praktisch, dass Sebastian Weitkamp den Nordfriedhof vorstellt. Dieser cthuloide Schauplatz kann problemlos in jeder westdeutschen Stadt angesiedelt werden, bietet einerseits ein wenig Hintergrund, aber auch diverse Abenteuerideen, kleine wie auch große. Das Szenario ist für die Epoche 1920 gedacht, kann aber auch ohne Probleme für die Epochen 1890 und 1990 benutzt werden.

 

Richtig genial ist dann die Regionalia Hamburg, eine Vorstellung der bedeutenden See- und Handelsstadt Hamburg für die 1920er von Julia Erdmann Die Stadt wird sehr anschaulich beschrieben, man hat als Leser und Spielleiter direkt Ideen wie man die geschichtlichen Informationen in ein Abenteuer einbinden kann. Ebenfalls vorhanden sind viele zeitgenössische Fotos, eine zweiseitige Stadtkarte, ein ausführlicher Teil zu den örtlichen Sagen, Legenden und Mythosbezügen und diverse Szenarioideen.

 

Der Artikel kann als Appetizer für den jüngst erschienenen Abenteuerband Geisterschiffe gesehen werden, aber auch als Hintergrundinformationen dafür benutzt werden, ein Abenteuer aus diesem Band spielt nämlich in Hamburg.

 

In der Rubrik „Berufe in den Zwanzigern“ stellt Günther Dambachmaier die Kryptozoologie vor, inklusive der Charakterklasse des Kryptozoologen und der Cryptozoological Society of London (CSL). Zuerst gibt es eine kurze Beschreibung der realen Kryptozoologie, es folgt eine der fiktiven bzw. der fiktiven CSL (1920 gab es den Begriff der Kryptozoologie eigentlich noch nicht). Das sollte aber niemanden davon abhalten, sie für die 1920er spielbar zu machen.

 

Ein leider etwas kurzer Artikel, der aber trotzdem genügend Informationen an die Hand gibt, um die Kryptozoologen als Charakterklasse einzuführen und die CSL als Hintergrund zu benutzen. Sehr stimmungsvoll und voller Anregungen.

 

Es folgt ein Artikel von Marc Buscher über den hannoveranischen Serienmörder Fritz Haarmann, der ebenso interessant wie unheimlich ist. Leider können die Szenarioideen nicht gänzlich überzeugen, außerdem wurde Haarmann schon in der Deutschland-Box ausführlich vorgestellt.

 

Im Interview mit dem Cthulhu-Autor, Redakteur und Pegasus-Verlagsleiter Jan Christoph Steines erfährt man ebenso etwas über die Veröffentlichungsphilosophie des Verlages und die Arbeit von Steines wie auch über dessen persönliche Ansichten zu mehreren Themen das Rollenspiel betreffend.

 

Danach zeigt Kostja Kleye im dritten Teil der Reihe Scriptorium Arcanum, wie man Bücher auf alt trimmt bzw. „alte“ Bücher selbst herstellt. Sicherlich macht sich nicht jeder Spielleiter diese Mühe, aber interessant ist der Artikel allgemein und für engagierte Spielleiter ist er sicherlich eine Fundgrube an Informationen und Ideen.

 

Momo Evers gibt abschließend unter dem Titel Spielend leiten, Spieler leiten zahlreiche Tipps zur Darstellung der Nicht-Spiel-Charaktere. Auch mit kleinen Tricks können NSC´s sich unterscheiden.

 

Wie immer gibt es natürlich auch News, die Namenlose Seite und eine Seite mit farbigen Cthulhu-Comics. Sind die News interessant und die Comics lustig, ist die Namenlose Seite nur geschmacklos. Der eigentlich talentierte Christian von Aster lässt sich über das Thema „Die Hexe als Brennstoff – Entwicklungen aus Industrie und Handel“ aus. Manche mögen das ja lustig finden, ich finde es angesichts der realen Hexenverbrennung sehr geschmacklos.

 

Der auf dem Cover der Ausgabe 8 angekündigte Artikel Friedrich Wilhelm von Junzt ist aus Platzgründen kurzfristig entfallen und wird in Cthuloide Welten 9 (Oktober 2005) enthalten sein.

 

Mein Fazit ist eindeutig, wieder einmal wurde eine inhaltlich wie grafisch geniale Cthuloide Welten vorgelegt. Es ist kein Wunder, dass die CW beim Deutschen Rollenspielpreis (DRSP) als zweitbestes Magazin gewählt wurde. Wie aber die meisten entsprechenden Magazine richtet sich auch diese CW hauptsächlich an Spielleiter.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240424135351707ab2e5
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Cthuloide Welten Ausgabe 8

Magazin zu Cthulhu

Herausgeber: Pegasus Spiele GmbH

Erhältlich bei: cthuloide-welten.de


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Erstellt: 03.09.2005, zuletzt aktualisiert: 06.02.2015 07:35, 1179