Damals nach der DDR (DVD)
 
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Damals nach der DDR (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

 

Einundzwanzig Jahre ist es nun her, dass das damals noch Unglaubliche geschah: Die DDR öffnete ihre Grenzen und nur ein Jahr danach war sie bereits Geschichte. Aufgrund des zwanzigjährigen Jubiläums der Wiedervereinigung und der Tatsache, dass nun eine neue Generation heran gewachsen ist, gibt es so manchen ambitionierten Rückblick in Buch und Film.

 

So auch die vierteilige Sendereihe „Damals nach der DDR“. In den einzelnen folgen widmet man sich nicht nur dem historischen Moment und den paar Monaten danach sondern beschäftigt sich auch mit den Entwicklungen der folgenden Jahre.

Die Titel der einzelnen Folgen geben durchaus die Richtung dessen an, was in der entsprechenden Episode das Thema ist. Sie zeigen, wie wechselvoll alles abgelaufen und was davon noch geblieben ist:

 

01 Freiheit und Auflösung (9. November 1989 - 31.Dezember 1989)

beschäftigt sich mit den ersten Wochen nach dem Mauerfall. Die Menschen auf beiden Seiten taumeln zwischen Freude und Vorsicht, denn kann es wirklich wahr sein, dass die Grenzen keine mehr sind?

 

02 Aufbruch und Abschied (Januar 1990 - September 1990)

zeigt die Monate bis zum Ende der DDR, die auf beiden Seiten sehr gemischt aufgenommen werden. Denn auch wenn die Regierung längst den Zusammenschluss der beiden Länder beschlossen hat, so gibt es doch auch im Vorfeld bereits kritische Stimmen.

 

03 Flitterwochen und Rosenkrieg (2. Oktober 1990 - Sommer 1993)

beschäftigt sich mit den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung? Kaum etwas läuft so glatt ab, wie man es sich vorgestellt hat, und langsam kommt auch die Überlegung auf, ob es wirklich schon so klug gewesen ist, den Zusammenschluss zu forcieren, denn gerade die Wirtschaft leidet zunehmend unter den entstandenen Problemen, vor allem im Osten brechen viele Firmen zusammen, die Arbeitslosenquote steigt.

 

04 Einheitsfrust und Einheitslust (Sommer 1993 - 1995)

Drei bis fünf Jahre nach der Wiedervereinigung tritt Ernüchterung ein. Die guten und schlechten Seiten des Zusammenschlusses werden erst jetzt deutlich, denn es gibt Gewinner und Verlierer auf beiden Seiten.

 

Die Dokumentation greift dabei jedoch nicht nur auf gängiges Archivmaterial zurück, sondern hat auch Zeitzeugen aus allen Schichten der Bevölkerung – von heute noch akltiven Politikern bis hin zu einfachen Leuten von der Straße - interviewt und die ein oder andere Geschichte in Spielszenen umgesetzt. Dabei kommen manchmal sehr überraschende, manchmal auch skurrile Beobachtungen oder Ereignisse ans Licht, die so bisher noch nicht in Büchern erwähnt oder Dokumentationen gezeigt wurden.

Detailreich und akribisch wird gezeigt, wie der historische Akt für Aufregung in der ganzen Welt sorgt. Längst nicht alle Nachbarn freuen sich über die Entwicklung, Stimmen werden laut, die ein Wiedererstarken Deutschlands und ein zweites Nazireich fürchten, gerade als sich das was getrennt war, dann auch noch zusammenfügt.

Aber auch im Inland haben die vierzig Jahre der Trennung Spuren hinterlassen. West und Ostdeutsche beäugen sich, nachdem der erste Freudentaumel vorbei ist, misstrauisch und entwickeln Vorurteile, die sich in den kommenden Jahren in den Köpfen der Menschen auf beiden Seiten tief einbrennen. Welche die populärsten sind, werden ebenso gezeigt, wie auch die Ängste und die Wut, die beide Seiten entwickeln, wenn sie einander ihre schlechten Seiten demonstrieren. Glücklicherweise bekommen beide Seiten ihr Fett weg. Interessant ist auch wie der fast schon rechtlos zu nennende Zustand der sterbenden DDR noch manch eine seltsame Blüte treibt, die an die Nachkriegszeit erinnert.

Auch die ökonomische Seite wird unter die Lupe genommen – welche Auswirkungen hat das auf die Unternehmen im Osten und Westen? Viele Traditionsunternehmen oder Volksbetriebe sterben, weil sie unrentabel arbeiten, andere expandieren, weil sie einen neuen Abnehmermarkt und kostengünstigere Arbeit sehen.

Die Macher legen sehr viel Wert auf die Nähe zu den Zuschauern, so dass diejenigen, die damals mit dabei waren, bewusst zustimmen können, wenn auch ihre Erinnerung wiederkehrt, während Kinder und Jugendliche Einblick in eine Zeit erhalten, die auch noch ihr heutiges Leben prägen.

Die vier Folgen bieten lebendige Geschichte, die sehr unterhaltsam dargestellt wird, ohne von der Wahrheit abzuweichen. Sie zeigen einfühlsam und ziemlich genau die Entwicklungen, die nach und nach zu dem Land geführt haben, in dem wir jetzt leben. Und so manches mal dürften gerade die älteren Zuschauer erkennen, dass so mancher Vorbehalt auch heute noch in ihrem Denken und ihren Reden existiert, auch wenn die sichtbaren Grenzen inzwischen so gut wie ganz verschwunden sind.

 

 

Fazit:

 

Das alles macht die Serie zu einen unterhaltsamen Lehrstück, dass nicht nur für die Generationen interessant ist, die diese Zeit damals miterlebt haben. Gerade Kinder und Jugendliche werden durch die gelungenen Spielszenen und die manchmal recht amüsanten Anekdoten viel mehr über die Wiedervereinigung erfahren und verinnerlichen, als aus trockenen Geschichtsbüchern.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426063540933f24af
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DVD:

Damals nach der DDR

Dokumentation, Deutschland, 2010

Regisseure: Mira Thiel, Jan Peter

Format: Dolby, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0)

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Anzahl Disks: 2

FSK: Ohne Altersbeschränkung

Studio: Polyband & Toppic Video/WVG

Erscheinungstermin: 24. September 2010

Spieldauer: 180 Minuten

 

ASIN: B003VDC0N8

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 28.10.2010, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 12:15, 11187