Daredevil: Father
 
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Daredevil: Father

Reihe: Marvel Must-Have

 

Rezension von Ingo Gatzer

 

New York wird von einem Serienkiller heimgesucht. In Hell’s Kitchen herrscht hingegen relative Ruhe. Zu verdanken ist das vor allem Daredevil alias Matt Murdock, der sich bekanntlich als Beschützer des Stadtteils sieht. Wie steht er zu den Verbrechen, die quasi vor der Schwelle seiner Haustür geschehen? Könnte es sein, dass sein verstorbener Vater mit der Mordserie zu tun hat? Zu allem Überfluss verlangt auch eine Gruppe von Menschen mit Superkräften Rechenschaft von Daredevil. Und auch als Anwalt hat Matt Murdock zu tun. Als er die Zusammenhänge erkennt, könnte es schon zu spät sein.

 

Der Band Daredevil: Father vereint die sechs Ausgaben der gleichnamigen US-Serie, die im Original erstmals 2004 und bei uns zwischen 2004 und 2007 erschienen sind. Panini hat die Story in der Reihe Marvel Must-Have neu aufgelegt, die sich als recht verlässliches Siegel für Qualität erwiesen hat.

 

Sowohl die Story als auch die Zeichnungen stammen von Joe Quesada, der natürlich weder bei Marvel im Allgemeinen, noch für Daredevil speziell ein Unbekannter ist. Quesada hauchte nämlich der Comicmarke mit Marvel Knights um die Jahrtausendwende nicht nur neues Leben ein. Er revitalisierte auch speziell Daredevil zusammen mit dem Regisseur Kevin Smith. Danach wurde Joe Quesada Chefredakteur, kehrte aber ab 2004 noch einmal für einige Jahre zu seinen Daredevil-Wurzeln zurück.

 

»Daredevil: Father« liest sich nicht wie eine klassische Superheldenstory, sondern eher wie eine spannende Kriminalgeschichte. Es gibt nicht nur einen Serienkiller, sondern auch einige Twists, bis der Schuldige feststeht.  Quesada legt gleich mehrere genretypische falsche Fährten. Dabei wirken die Wendungen und die Täterschaft aber nie konstruiert, sondern plausibel. Es wird zwar an einigen Stellen etwas psychologisiert, insgesamt ergibt sich aber dennoch eine stimmige Story. Gleichzeitig wird der aktuelle Kriminalfall immer wieder von Matt Murdocks Geschichte unterbrochen, bei der sein Vater im Fokus steht. Auch eine kurze Origin des Helden findet sich, die aber angenehm kurz und knackig geraten ist. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann die Redundanzen dieser Erinnerungen, die sich teilweise sogar in identischen Bildern widerspiegeln.

 

Apropos Bilder: Es ist häufig der Fall, dass in Comics Bild und Wort besser aufeinander abgestimmt sind, wenn die aus der Feder und dem Pinsel einer einzigen Person stammen. Das ist auch hier so. Hier findet sich etwa kein Leerlauf mit redundanten Panels oder textüberladende Panels, die entstehen, wenn die beiden Ebenen keine vollkommene Einheit bilden. Nur die bereits erwähnten Bildwiederholungen hätte Queseda sich sparen können und hier mehr variieren dürfen, indem er etwa neue Aspekte stärker in den Fokus rückt. Viel wichtiger ist aber, dass er als Zeichner einige betörend schöne Bilder zeigt. Das beginnt gleich mit einem vollseitigen Panel – an dieser Stelle auch ein Lob an Tuscher Danny Miko – das Daredevil höchst stimmungsvoll in blutigen Rot- und schattenhaften Schwarztönen aus der Froschperspektive zeigt. Danach geht es mit ebenfalls ganzseitigen und herrlich detailliert gestalteten Traumimpressionen von Matt Murdock weiter, die einfach toll aussehen.  Ein weiteres Beispiel für ein eindrucksvolles Bild ist ein ganzseitiger und sehr atmosphärischer Panel mit hohem Schwarzanteil, auf dem sich ein übergroßer Daredevil als Schatten des dagegen winzigen Matt Murdock über diesen aufbaut. Das wirkt schon fast expressionistisch. Da ist es etwas schade, wenn einige der kleineren Panels nicht immer ganz dieses sehr hohe Niveau halten können. Da sieht dann etwa die Bauchmuskulatur einer Figur ziemlich merkwürdig aus oder Körperproportionen scheinen nicht ganz zueinander zu passen. Wegen der immer wieder hervorragenden Panels dazwischen ist das aber mehr als verzeihlich. 

 

Wie bei Wiederveröffentlichungen aus der Reihe »Marvel Must-Have« üblich, gibt es reichlich Bonusmaterial. Besonders aufschlussreich ist hier die Entstehungsgeschichte des Comics. Aber auch die zahlreichen Bleistiftzeichnungen von Quesesa sind sehr reizvoll.

Fazit

Spannende und plausible Kriminalgeschichte trifft auf diverse herausragend gezeichnete und sehr stimmungsvolle Panels. »Daredevil: Father« ist wahrlich ein »Marvel Must-Have«.

 

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Comic:

Daredevil: Father

Autor und Zeichner: Joe Quesada

Tusche: Danny Miki

Übersetzung: Robert Syska

Hardcover, 202 Seiten

Panini, August 2023

 

ISBN-10: 3741633887

ISBN-13: 978-3741633881

 

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.09.2023, zuletzt aktualisiert: 07.04.2024 09:00, 22212