Das A-Team – Der Film (Extended Cut) (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Das A-Team – Der Film (Extended Cut) (DVD)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Es sprach mal nichts dagegen, aus erfolgreichen TV-Stoffen ein kinotaugliches Garn zu spinnen, welches – logischerweise – die schwarzen Zahlen der Fernsehverwertung fortführen soll. Eigentlich ist so ein Konzept sogar ein ziemlich alter Hut. Beispiele aufzuzählen wäre müßig, doch nur so viel sei gesagt: nicht nur unbekannte Regisseure erlagen in Kindes- und Jugendjahren gerne dem verführerischen Ruf der Mattscheibe. Barry Sonnenfeld (Wild Wild West, 1999) oder Brian De Palma (Mission: Impossible, 1996) sind sicherlich nur die Speerspitze höchst prominenter Filmemacher, deren Inspiration in Form einer längst abgesetzten TV-Serie ankam.

 

Auftritt Joe Carnahan. „Joe wer?“, werden sich nun sicherlich nicht wenige fragen; verständlicherweise. Nein, die Reputationen eines De Palma oder Sonnenfeld hat der 41-jährige sicherlich nicht aufzuweisen. Allerdings mit dem kleinen Krimi Narc aus dem Jahre 2002 und dem fünf Jahre später entstandenen Smokin’ Aces zwei relativ ansehbare und vor allem einigermaßen erfolgreiche Werke, die durchaus als solides Fundament für eine längerfristige Karriere dienen können. Was unweigerlich zur Frage führt, ob die Adaption der 80er Jahre-Kultserie, Das A-Team (1983-86) wirklich die richtige Entscheidung gewesen sein mag. Andererseits fungierten hinter den Kulissen mit den berühmten Regisseurbrüdern Tony und Ridley Scott zwei absolute Experten als Produzenten. Das sollte doch für Qualität garantieren … oder?

 

Auf jeden Fall beginnt der Einstieg fulminant. Irgendwo im Niemandsland Mexikos. Zwischen korruptem Polizeiapparat, abtrünnigem Militär und erbarmungslosen Drogenbossen. Kein Ort, um dort ein paar entspannte Tage zu verbringen, allerdings ist Urlaub ohnehin so ziemlich das Letzte, was John "Hannibal" Smith (Liam Neeson) im Sinn hat. Vielmehr setzt der Colonel so ziemlich alles in Bewegung, um seinen Kameraden, Lieutenant Templeton Arthur Peck (Bradley Cooper) – besser bekannt als „Faceman“ – aus einer höchst misslichen Lage zu befreien; nicht zum ersten Mal, wohlbemerkt. Denn so leicht es Face gelingt, eine hübsche Frau erfolgreich zu umgarnen – meist haben seine amourösen Vorstöße fatale Folgen. Etwa in Form eines reichlich erzürnten Ehegatten. Und wenn dieser obendrein noch ein mächtiges Drogenkartell unter seiner Fuchtel hat … nun ja, den Rest kann man sich ja denken.

Doch Glück auf demjenigen, der einen Hannibal Smith zu seinen Freunden zählen kann. Mit der Unterstützung seiner zufälligen neuen Bekanntschaft, „B. A.“ Baracus (Quinton Jackson), seines Zeichens stolzer Ranger und ein wandelndes Muskelpaket, gelingt es ihm, Face aus den Händen seiner Peiniger zu befreien – vorläufig. Denn prompt setzen sich Kriminelle und Polizei an ihre Fersen, bevor die Hetzjagd in einem Hospital der US-Armee gipfelt. Dort stößt das Trio auf einen ganz besonderen Patienten: Captain H.M. "Howling Mad" Murdock (Sharlto Copley) ist ebenso verrückt wie genial hinter dem Steuerknüppel von allem, was sich in der Luft halten kann. Mittels seiner Hilfe gelingt dem Trio die Flucht zurück nach Amerika …

 

Acht Jahre später: aus dem bunten Haufen von einst ist eine der besten Spezialeinheiten geworden, das „A-Team.“ Zumeist werden sie dort eingesetzt, wo sich andere vermeintliche Spezialisten gerne die Finger verbrennen – und das mit Erfolg. Kein Wunder also, dass der im Irak stationierte General Russell Morrison (Gerald McRaney) auf das ungestüme Quartett zurückgreift, als es heißt gestohlene Geldprägeplatten aus den Händen des Feindes zu entreißen. Doch diesmal entpuppt sich die heikle Mission als Fiasko. Weniger, weil Smith & Co. versagt haben. Vielmehr ist das sturm- und drangfreudige Quartett Opfer einer perfiden Falle geworden, die dafür gesorgt hat, dass deren Köpfe in einer immer enger werdenden Schlinge stecken. Und diese zieht sich zu. Die Folge: Gefängnis. Bis Smith eines Tages unerwarteten Besuch von dem CIA-Mann Lynch (Patrick Wilson) erhält. Dieser schlägt ihm einen Deal vor: Freiheit für ihn und seine Männer, wenn sie Lynch im Gegenzug helfen, die Druckplatten wiederzubeschaffen, die inzwischen um den halben Erdball gereist sind; genauer gesagt nach Frankfurt. Ebendort hat sich der Drahtzieher des Irak-Fiaskos, der einstige Söldner Brock Pike (Brian Bloom) nämlich mit den Objekten seiner Begierde zurückgezogen. Smith willigt ein; nicht ahnend, dass er erneut als Opferlamm missbraucht werden soll …

 

Gestartet im Juni 2010, machte Carnahans Film von vornherein unmissverständlich klar, als was er konzipiert worden war: nämlich als leichte, kurzweilige Sommerunterhaltung. Per se gibt es daran auch nichts auszusetzen, sofern man es richtig macht. Und hier versagt Joe Carnahan auf ganzer Linie und offenbart zugleich, woran es die Traumfabrik gegenwärtig kränkelt. Einfallslosigkeit? Jein, haben sich doch, wie eingangs bereits erwähnt, ganz andere Regisseure an der Herausforderung versucht, aus einem TV-Stoff eine ansehnliche Kinoumsetzung zu schaffen. Sicher, der raubbauhafte Zwang, altes neu aufzulegen, kann auch im Falle des „A-Teams“ nicht ganz unter den Teppich gekehrt werden. Allerdings sind es vielmehr eine geradezu zwanghafte Obsession nach völlig unlogischer, oftmals komplett schwachsinniger Action und andererseits das außer Kraft treten von jeglicher Form von Respekt dem Original gegenüber, die dem Auge und dem Verstand Schmerzen bereiten. Hier offenbart sich – wieder einmal – die gegenwärtige Wegwerfmentalität Hollywoods; wird alles, was mal gut war in den Mixer geworfen und solange durchpüriert, bis nicht mal mehr die Essenz des Originals übrig bleibt. Und gleich danach weiter zum nächsten seelenlosen Projekt. In dieser Hinsicht kann die „A-Team“-Neuauflage traurigerweise einen der vorderen Plätze in der unrühmlichen Galerie von seelenlosen, zweifelsfrei nur auf Profit getrimmten Werken einnehmen, die einen mehr als faden Nachgeschmack hinterlassen.

 

Doch ist nicht nur Carnahan ein Abstieg beschieden; weit gefehlt. Besonders bei einem Großteil der Hauptdarsteller fällt einem nur noch sprachloses Kopfschütteln ein. Liam Neeson als Actionheld? Seit dem Kracher Taken (2009) dürfte jeder wissen, dass er es draufhaut, und auch sein Talent für komische Rollen hat er mehrmals unter Beweis stellen dürfen. Hier wird beides von ihm abverlangt, doch dank der schlechten Regie und eines unterirdischen Drehbuchs empfindet man spätestens ab dem zweiten Akt nur noch Mitleid für diesen tollen Schauspieler. Und was ist mit Bradley Cooper und Sharlto Copley? War es die Gier nach reichlich Kohle oder einfach ein schlechter Agent, der ihnen die Rollen verschafft hat? Sicher, sie spielen ihre Parts zufrieden stellend; Copley sogar überzeugend. Doch wie Neeson werden sie dank der dilettantischen Vorarbeiten zu einem Rädchen in einer samt und sonders nutzlosen Maschinerie. Und so etwas – siehe Nicolas Cage – kann sich ja gerne mal äußerst fatal für die Karriere auswirken. Falls überhaupt, dann treten der Amerikaner Bradley Cooper, der sich besonders in Hangover (2009) für Höheres empfohlen hatte und ganz besonders der Südafrikaner Sharlto Copley nach dem oscarnominierten Science Fiction-Geniestreich District 9 (ebenfalls 2009) ganz gewaltig auf die Stelle. Von der Championsleague in die Bezirksklasse. Schlimm, schlimm, schlimm. Immerhin: für das männliche Auge mögen die Auftritte von Jessica Biel als Facemans Ex zweifellos ihren Reiz haben, doch unterm Strich legt die 28jährige wieder mal überdeutlich ihre Schwächen aus – nämlich dass hinter dem hübschen Gesicht eine nicht gerade talentierte Schauspielerin steckt.

 

Doch wie schon bereits erwähnt, haben die Drehbuchautoren und Regisseur Carnahan den Bärenanteil an dieser traurigen Leistung getragen. Flache Witze, Schnittorgien für die MTViva-Generation, absurd-lächerliche Ausgangslagen, CGI-überfrachtete Kabummorgien und nicht zuletzt die Offenbarung von geradezu dilettantischen Ortskenntnissen beziehungsweise dem Nichtvorhandsein von sorgfältiger Recherche (Der Kölner Dom in Frankfurt!) lassen die Sehnsucht nach den längst vergangenen Tagen des, zugegebenermaßen ebenso simplen wie manchmal auch leicht naiven Originals aufkommen. Damals, als die (Film-)Welt noch in Ordnung war.

 

Fazit:

Aus der lieb gewonnenen Serie von einst ist ein glatt geleckter, absurder und vor allem seelenloser Kinofilm geworden, dem Logik und eine halbwegs runde Story ebenso fehlen wie eine Seele. Darum am Besten schnell vergessen, dass es so etwas wie einen „A Team“-Spielfilm jemals gegeben hat!

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426153454bb2475c4
Platzhalter

DVD:

Das A-Team – Der Film (Extended Cut)

Originaltitel: The A-Team

USA, 2010

Regie: Joe Carnahan

Format: Dolby, PAL, Widescreen

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Türkisch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Bulgarisch, Hebräisch, Isländisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1

Umfang:: 2 DVDs

FSK: 12

Twentieth Century Fox Home Entertainment, 10 Dezemeber 2010

Spieldauer: 129 Minuten

 

ASIN: B003WJRDB0

 

Erhältlich bei Amazon

 

Darsteller:

Liam Neeson

Bradley Cooper

Quinton Jackson

Sharlto Copley

Jessica Biel

Gerald McRaney

Patrick Wilson


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 23.01.2011, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 11482