Das Flüstern der Nacht (Autor: Peter V. Brett, Dämonen-Trilogie, Bd. 2)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Das Flüstern der Nacht von Peter V. Brett

Reihe: Dämonen-Trilogie Band 2

 

Rezension von Christel Scheja

 

Gut zwei Jahre nach seinem Überraschungsdebüt „Das Lied der Dunkelheit“, das von Kritikern wie Lesern gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde, legt Peter V. Brett die Fortsetzung vor, die mit über 1000 Seiten um einiges dicker ist. „Das Flüstern der Nacht“ setzt die Geschichten nahtlos fort.

 

Die Welt, wie sie die Menschen kennen ist in den Nächten lebensgefährlich, denn dann tauchen die Dämonen aus den Schatten auf und fallen über jeden Sterblichen her, der sich noch alleine auf den Straßen befindet und nicht durch Bannzeichen und Zirkel zu schützen weiß.

Durch diese Bedrohung sind die Reiche in nur kleine Herrschaftsgebiete zerfallen, die Menschen leben in abgeschiedenen Dörfern und Städten miteinander und haben nur wenig Kontakt zu der Welt um sich herum.

 

In dieser lebensfeindlichen Umgebung haben einige junge Menschen einen ganz eigenen Weg eingeschlagen. Durch einen Schock in der Kindheit hat Arlen sein ganzes Leben nach einer Möglichkeit gesucht, den Dämonen den Garaus zu machen und hat ihn schließlich auf ganz eigene Art gefunden. Er ist zum „Tätowierten Mann“ geworden.

Da es alte Prophezeiungen gibt, sehen manche in ihm den Auserwählten, der der Plage ein für alle Mal den Garaus bereiten könnte. Aber der junge Mann fühlt sich in dieser Rolle nicht wohl, es reicht ihm schon, wenn er sein, auf langen Reisen erworbenes Wissen, weitergeben kann.

Eine seiner Schülerinnen ist Leesha, die nach üblen Erfahrungen mit Männern zu einer patenten Heilerin und selbstbewussten Kriegerin geworden ist. Sie hat ebenfalls viel Ansehen und Achtung gewonnen und hält auch jetzt noch die Gemeinschaft im Tal der Holzfäller zusammen. An ihrer Seite steht Rojer der Jongleur, der mit seiner Musik ebenfalls die Dämonen fernhalten kann.

Doch unbemerkt von den Bewohnern der Gebiete des Nordens wächst eine Gefahr in den kargeren Wüstengebieten heran. Die dort lebenden Menschen haben ihren eigenen Weg gefunden, mit den Dämonen fertig zu werden, wie auch schon Arlen leidvoll feststellen musste. Damals hat er auch Jardir keinen gelernt, einen jungen Krieger, den er für kurze Zeit für einen Freund hielt, der ihn dann aber verriet und verkaufte.

Jardir hat schon als junge große Entschlossenheit und Begabung für den Kampf gegen die Dämonen gezeigt und die Jahre seiner harten Ausbildung gut überstanden, anders als sein Gefährte Abban. Durch die Begegnung mit Arlen hat er erstmals von der Prophezeiung gehört und ist zu der Ansicht gekommen, selbst der Auserwählte zu sein. So sind die Jahre seiner Reife zum Krieger, Heerführer und schließlich Anführer seines Volkes von dem Ehrgeiz gezeichnet, dieser Rolle gerecht zu werden, auch wenn er damit mit mancher Tradition seines Volkes brechen muss.

Denn sein großes Ziel ist es, nicht nur in der kargen Einöde gegen die Dämonen zu kämpfen, sondern sie auch in den fruchtbareren Nordländern zu jagen und dafür die Menschen unter seinem Banner zu einen – obwohl es bisher nur Feindschaft und geringen Handeln zwischen den Völkern gegeben hat.

Allerdings haben auch die Dämonen ein Wörtchen mitzureden, denn gerade die Prinzen der Horclinge sind der Veränderungen unter den Sterblichen gewahr geworden und müssen zusehen, dass sie etwas dagegen unternehmen.

 

Da Peter V. Brett darauf verzichtet, eine Einführung zu geben und einerseits sich immer wieder auf Geschehnisse aus dem letzten Band bezieht und andererseits die Kultur der Städte und Dörfer des Nordens inzwischen als bekannt voraussetzt, ist es zwingend notwendig „Das Lied der Dunkelheit“ zu kennen.

Ist diese Voraussetzung gegeben, kann man problemlos in die weiteren Facetten der Welt eintauchen. Denn der Autor spinnt nicht nur die Erlebnisse seiner Helden Arlen, Leesha und Rojer weiter, er beschäftigt sich in ca. der Hälfte des Buches mit der Kultur des Wüstenvolkes und der Lebensgeschichte einer weiteren Figur, die man bereits aus dem ersten Band kennt: Ahmann Jardir.

Der Leser erfährt nun wie er in einer streng traditionellen Gesellschaft aufwächst und durch eine brutale Ausbildung zu einer ganz besonderen Art von Krieger gemacht wird, dessen Aufstieg durch seinen Ehrgeiz, seine Entschlossenheit und mächtige Freunde geschürt wird. Auch wenn er nicht alles explizit beschreibt, so spart er doch kaum eine Grausamkeit und Gemeinheit aus.

So kann man besser nachvollziehen, was ihn antreibt, Arlen zu verraten und warum er später zu dem wird, der er ist und sein Volk zu einem Kreuzzug gegen die Dämonen und den Norden aufruft.

Dafür nimmt er sich sehr viel Zeit, ebenso um die Schicksale der Helden miteinander zu verweben und zu zeigen, dass die Gegenseite nicht nur aus Kanonenfutter besteht, das zu Hunderten gemeuchelt wird, sondern auch dort kluge und listige Köpfe mit Magie zu intrigieren wissen.

Interessant wird auch der Kulturclash in Szene gesetzt, in dem vor allem die Frauen auf beiden Seiten immer wieder aneinander geraten. Und Arlen folgt seinem ganz persönlichen Weg, der ihn trotz aller Magie auch daran erinnert, dass er immer noch ein Mensch mit Gefühlen ist.

Alles in allem führt der Autor seine Linie aus dem ersten Band weiter. Die Mischung aus Abenteuer und Alltäglichem funktioniert auch diesmal, die Figuren sind vielschichtig und entwickeln sich durch ihre Erfahrungen weiter, und trotz aller Magie gleitet der Autor beo seinen Beschreibungen niemals ins Unglaubwürdige ab.

Die Handlung mag zwar nur gemächlich voran kommen, bleibt aber durch die ganzen neuen Facetten interessant und spannend, weil sie logisch konstruiert ist. Nur sollte man die Geduld für solche Geschichten mitbringen, da die Action selbst eher dosiert eingesetzt wird.

 

So gilt auch für „Das Flüstern der Nacht“: Wer episch-abenteuerliche, aber dennoch sehr realistische Fantasy sucht, in der vor allem die Menschen und nicht Action die Hauptrolle spielen, die Spannung mit sehr viel Atmosphäre einhergeht und die meisten Klischees des Genres sicher umschifft, der kann beruhigt zu der Fortsetzung greifen. Vor allem wenn man auch noch ein Fable für so dicke Wälzer mitbringt.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426184133e1822c26
Platzhalter

Buch:

Das Flüstern der Nacht

Autor: Peter V. Brett

Reihe: Dämonen-Trilogie, Bd. 2

Original: The Desert Spear, USA 2010

Klappbroschur, 1007 Seiten

Heyne, erschienen August 2010

Übersetzung aus dem Englischen von Ingrid Hermann-Nytko

Titelbild und Illustrationen von Lauren Cannon, Karte von Andreas Hancock

ISBN-10: 3453526112

ISBN-13: 978-3453526112

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 21.09.2010, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38, 11002