Das Geheimnis der Anderlinge von Sabine Wälz
Eine Geschichte aus den Chroniken der Bromwaldhauser
Rezension von Frank W. Werneburg
Klappentext:
Barnard Schleiermeier führt mit seiner Familie ein beschauliches Leben, bis er eines Nachts die Bekanntschaft eines geheimnisvollen Wesens namens Yngvi macht. Plötzlich findet sich der brave Familienvater nicht nur in einem fremden und sehr haarigen Körper wieder – sein neues Gesicht starrt ihm auch von einem Fahndungsplakat entgegen. Die frisch gekrönte Königin Amaranta hat eine stattliche Belohnung auf seine Ergreifung ausgesetzt. Barnard muss sich nicht nur vor der königlichen Wache verstecken, sondern auch schnellstens den dreisten Körperdieb finden. Denn je mehr er über ihn herausfindet, um so klarer wird ihm, dass es schon bald kein Zurück mehr in sein altes Leben geben wird. Währenddessen steht auch das Leben der Familie Schleiermeier Kopf. Denn Barnards schlimmste Befürchtungen sind längst wahr geworden und Yngvi hat es sich in seinem Heim bequem gemacht. Doch gemütlich geht es dort ganz und gar nicht zu: Die misstrauische Tante Amalia kann ihn nicht ausstehen, die kleine Walburga stellt viel zu viele neugierige Fragen und ein aus den Flammen geborgenes Manuskript gibt schon bald die dunkelsten Geheimnisse seines Volkes preis. Yngvi muss handeln, wenn er der Strafe für seine Verbrechen entgehen will. Er muss vor dem nächsten Neumond ein verbotenes Ritual in einer geheimen Quelle vollziehen. Der Weg dorthin ist gefährlich und voller Hindernisse. Und Barnard ist bereits auf dem Weg, um ihn aufzuhalten. Wer wird es als erster zur Quelle schaffen?
Rezension:
Barnard ist ein geachteter Schnitzer. Wie so oft begibt er sich nach Bromwaldhausen, um seine Werke zu verkaufen. Als er auf dem Heimweg jedoch in ein Unwetter kommt, bleibt ihm nichts übrig, als die Nacht in einer Höhle zu verbringen. Darin trifft er auf einen anderen Schutzsuchenden, den er in der Dunkelheit nicht erkennen kann. Als Barnard am kommenden Morgen aufwacht, ist der Fremde schon verschwunden – und er selbst ist völlig verändert. Dabei dachte er immer, Anderlinge, die ihre Körper mit anderen Lebewesen tauschen können, gäbe es nur in Legenden. Obendrein wird sein ›Tauschpartner‹ steckbrieflich gesucht. Aber das gesuchte Gesicht trägt jetzt ja er! Die Sache eilt, zumal der Körpertausch nach dem nächsten Neumond eventuell nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Sabine Wälz wählt für ihre Fantasy-Geschichte ein schon märchenhaft wirkendes Setting. Auch die deutlich überzeichneten Figuren unterstützen den Eindruck, ein Märchen vor sich zu haben. Das sollte allerdings keineswegs als negative Eigenschaft verstanden werden. Die humorvolle Geschichte, die durch die Einbeziehung zahlreicher handelnder Personen und Schauplätze Tiefe gewinnt, kann durchaus überzeugen. Die Tatsache, dass das Geschehen wechselweise aus der Perspektive unterschiedlichster Charaktere – dabei aber immer in der 3. Person – beobachtet wird, lässt diese Fantasy auch deutlich komplexer als klassische Märchen erscheinen.
Mit dem märchenhaft anmutenden Stil schafft es die Autorin, ihrer mit diesem Band beginnenden Fantasy-Reihe einen Grundcharakter zu verleihen, der sich deutlich vom Gewohnten abhebt, und ihr damit ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal zu geben. Diese Welt könnte durchaus Raum für eine ganze Reihe außergewöhnlicher Geschichten bieten.
Fazit:
Fantasy oder Märchen – das lässt sich bei diesem lustigen Abenteuer nicht eindeutig festlegen.
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