Reihe: Der Flusswelt-Zyklus Band 4
Rezension von Carina Schöning
„Das magische Labyrinth“ ist mittlerweile der vierte Roman aus dem neu überarbeiteten „Flusswelt-Zyklus“ des amerikanischen Autors Philip José Farmer.
Die Flusswelt ist ein Experiment der Ethiker. Alle Menschen, die bis zur endgültigen Vernichtung im Jahr 2008 jemals auf der Erde gelebt haben wurden „wiedererweckt“ und mit jungen Körpern ausgestattet. An ihren Handgelenken baumeln zylinderförmige Grale, die auf geradezu magische Weise regelmäßig mit Essen und Trinken aufgefüllt werden. Krankheit und Tod gibt es hier nicht. Wenn jemand stirbt, erwacht er einfach wieder an einem anderen Platz in der Flusswelt.
Nach der anfänglichen Verwirrung begannen die Menschen ihre Territorien abzustecken und etliche Kämpfe wurden aus den verschiedensten Gründen geführt, Städte entstanden und nachdem ein Meteorit gelandet war, tauchten auch erstmals verschieden Metalle in der Flusswelt auf. Der Fortschritt war nicht aufzuhalten und neue Probleme entstanden.
Nachdem die beiden Hauptfiguren Richard Burton und Sam Clemens alias Mark Twain in den voran gegangenen Romanen jede Menge Abenteuer alleine und auch zusammen erlebt haben, kommen sie dem wahren Geheimnis der Flusswelt immer näher. Sam verfolgt mit seinem Schiff „Nicht vermietbar“ immer noch seinen Erzfeind John Lackland und auch Richard muss seinen Feinden gegenübertreten. Nach der ersten und letzten Luftschlacht in der Flusswelt, bleiben nur noch wenige der ehemaligen Crewmitglieder übrig und Richard nimmt sich ein kleineres Beiboot. Hartnäckig verfolgt er seinen Weg Richtung Polturm. Dort erhofft er sich endlich die wahren Gründe hinter der Wiedererweckung und dem geheimnisvollen Experiment der Ethiker zu erfahren.
„Das magische Labyrinth“ ist wie die Vorgänger auch eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction. Zu dem 90. Geburtstag von Philip José Farmer wurde der fünfteilige Zyklus um die geheimnisvolle Flusswelt komplett überarbeitet und mit hübschen Covern und zusätzlichem Bonusmaterial ausgestattet.
Das interessante Gedankenspiel um Ethik und Evolution hat auch nach fast 30 Jahren nichts an Faszination verloren und überzeugt immer noch durch Aktualität und Vielschichtigkeit. So findet man durchgehend in den Romanen jede Menge Sozialkritik und viele religiöse und philosophische Fragen werden von den verschieden Figuren diskutiert. Auch die kontroversen Themen Sexualität und Rassismus werden immer wieder angeschnitten, was bei den Erstveröffentlichungen in Amerika und Europe für jede Menge Aufregung sorgte.
Leider ist der Roman wegen dieser Ausführlichkeit nicht ganz einfach zu lesen. Der Autor schweift stellenweise sehr gerne ab und erzählt recht langatmig und kompliziert von Nebensächlichkeiten. Fast jede Nebenfigur wird vorab kurz vorgestellt und auch die Beziehungen der Figuren untereinander nehmen viel Raum ein. Das bekommt dem eigentlichen Erzählfluss nicht immer gut und fordert vom Leser viel Zeit und Geduld. Richtig spannend wird es dann erst in der zweiten Hälfte des Romans. Der amerikanische Autor scheut sich nicht liebgewonnene Figuren sterben zu lassen und von der eigentliche Crew bleiben zum Schluss nur noch wenige übrig. Die Auflösung ist dann etwas verwirrend. Neben der Flusswelt gibt es auch die Gartenwelt, wo die kleineren Kinder und abgetrieben Föten wiedererweckt wurden. Das wirft jedoch nur weitere Fragen auf und das Ende des spannenden und komplexen Romans wirkt so etwas unbefriedigend.
Zusätzlich zum eigentlichen Roman gibt es die erstmals 1992 veröffentlichte Novelle „Die Überquerung des dunklen Flusses“ („Crossing the Dark River“), in der der ehemalige Arzt Dr. Andrew Paxton Davis nicht nur in dem seltsamen Clown Faustroll einen Freund findet, sondern auch ungewollt mitten einen aussichtslosen Kampf von Ivar dem Beinlosen hineingezogen wird.
Insgesamt ist „Das magische Labyrinth“ eine spannende und tiefgründige Mischung aus Fantasy und Science Fiction. Dem Piper Verlag ist eine schöne Neuausgabe gelungen und wer schon die ersten Teile mochte, kann auch hier beherzt zugreifen.